Dauertestfazit
Bye, bye, Suzuki Ignis
Teil 1 – Das Stadtwunder
Text: Jakob Stantejsky
Rein technisch gesehen ist der Suzuki Ignis ein SUV – ein sehr kleines zwar, aber doch. Deshalb verfügte unser Dauertester auch über einen Allradantrieb, den man bei so kleinen Geländegängern aus Asien sonst quasi nie bekommt. Damit holt sich Suzuki schon mal ein dickes fettes Plus in der Mitarbeitsliste ab. Zugegebenermaßen war jedoch auch ich einer jener typischen SUVistas, die mit ihrem hochbeinigen Fahrzeug kein einziges Mal ein Rad abseits der Straße setzten. Aber in der Stadt macht sich nicht nur das Allradsystem, sondern auch die Mild-Hybridtechnologie und vor allem das Zusammenspiel der beiden Elemente deutlich bemerkbar. Trotz der recht dünnen Reifen und der eher schmalen Spur bleibt der Ignis auch in flotten Kurven stabil und ruhig, außerdem ist man beim Ampelstart rascher vom Fleck, als man es selbst vermuten würde. Denn 90 PS sind bei einem derart leichten Auto zwar nicht schlecht, aber die Welt nun auch wirklich nicht.
Auf der Autobahn rumort es im Innenraum des kleinen Japaners dann doch recht heftig – nicht weil er unsicher wirken würde, sondern weil die Dämmung mit den erhöhten Drehzahlen des Vierzylinders (der leider nur fünf Gänge hat), den Windgeräuschen und dem Abrollgeräusch dann nicht mehr ganz so souverän fertig wird. Unterm Strich ist der Ignis in der Stadt eine wahre Freude, wenn er gewandt durch den Verkehr schießt und dabei dank des kleinen Motors trotzdem sehr sparsam bleibt. Ein Benzinverbrauch von im niedrigen 6er-Bereich kann sich bei vornehmlichem Stadtbetrieb definitiv sehen lassen. In Wien hat er sich zweifellos heimisch gefühlt und ich habe auch immer wieder sehr gern auf ihn zurückgegriffen. Lange Überlandfahrten mögen zwar nicht seine große Stärke sein, aber unerträglich sind sie bei Weitem nicht.
Genauso wie er sich äußerlich recht mutig anders präsentiert, geht der Ignis auch im Innenraum einen frischfröhlichen Weg, der aus dem niedrigen Einkaufspreis eine Tugend macht. Hier schwelgt man nicht in irgendwelchen Premiummaterialien – eh klar – doch mir drängte sich das Interieur des Mini-SUVs stets als sehr zusammenpassend und wohlig auf. Ich setze mich rein, finde mich sofort zurecht und fühle mich auf Anhieb gut – so soll es doch sein. Alle Einstellungen sind in Windeseile vorgenommen, wobei ein längsverstellbares Lenkrad schmerzlich vermisst wird. Das Infotainment ist genauso simpel und direkt wie der ganze Ignis, funktioniert aber sehr wohl schnell und zuverlässig – zwei Worte, die eigentlich zum ganzen Auto passen.
Mein persönliches Dauertestfazit fällt nach sechsmonatiger On-and-Off-Beziehung mit dem Suzuki Ignis fast ausschließlich positiv aus: Als Stadtauto eignet sich der Japaner schlicht perfekt und als Allrounder ist er ebenfalls zu gebrauchen. Vor allem der niedrige Preis verbunden mit der teilweise doch sehr fortgeschrittenen Technologie lockt auch jene, die sich ihr erstes Auto zulegen wollen. Empfehlen könnte ich das kleine SUV in dieser Situation auf jeden Fall. Doch was sagt Kollege Barcelli zu unserem Dauertester?
Nun, deinen Worten, lieber Jakob, kann ich prinzipiell voll und ganz zustimmen – weshalb ich mich eher kurzfassen werde. In der Stadt war der Suzuki Ignis wahrlich ein türkises Goldstück. Dass der kleine Japaner mit Allradantrieb zu haben ist, darf nicht unterschätzt werden. Auch, wenn bei unserer Fahrerei dieser eigentlich nie zum Einsatz gekommen ist. Doch es gibt Situationen, vorwiegend im Winter, in denen man den Vierradantrieb nicht missen möchte. Und selbst wenn es keine Situationen sind, sondern nur eine einzige: Spätestens dann ist man sich seinem Vorteil aber sowas von bewusst. Ja, der Allradantrieb macht den kleinen Suzuki Ignis zu einem kompetenteren Offroader, als so manches, viel größeres SUV, das lediglich auf Frontantrieb zurückgreifen kann.
Ja, wir werden den Suzuki Ignis vermissen. Mit all seinen Macken und Fehlern. Und davon gibt es besonders in Sachen Assistenzsysteme einige. Es piepst und piepst. Doch wieso einem der Ignis so ungehobelt anbrüllt, ist nur selten klar. Konkret ist es übrigens der Front Assist, der für eine ungute Stimmung sorgt. Der hat uns auch schon beim Suzuki Swift verärgert und sich in beiden Fahrzeugen zu einem fixen Teil des Einstieg-Prozedere gemausert. Ausschalten kann man ihn nämlich. Wie auch immer. Es ist ja jetzt nicht so, als würde nur die provisorische Lösung des Deaktivierens existieren. Weitsichtigkeit wird belohnt: Wenn man das Kasterl in der Ausstattungsliste nicht ankreuzt, spart das nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Nichts desto trotz wird uns der grundsympathische Suzuki Ignis fehlen – und zwar sehr.