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Tiguan Allspace: VW mit US-Dimensionen

VW mit US-Dimensionen

Der Tiguan Allspace kommt nach Europa

Viel Gutes ist für VW in den letzten Monaten nicht aus Amerika gekommen. Doch jetzt schauen die Wolfsburger endlich mal wieder in freudiger Erwartung über den großen Teich. Denn dort läuft sich gerade die in Mexiko gebaute Neuauflage des Tiguan warm. Die Wolfsburger tragen bei diesem Modell dem amerikanischen Hang zur Größe Rechnung und ziehen den Tiguan um gute 20 Zentimeter in die Länge. Und weil es offenbar auch bei uns einen erhöhten Platzbedarf gibt und viele Kunden eine trendige Alternative zum braven Touran suchen, kommt dieser XL-Tiguan auch nach Europa. Ab November soll er für Preise um 30.000 Euro die Baureihe nach oben abrunden und den Pampersbomber unter den Pampa-Flitzern geben.

Von Thomas Geiger

Für einen Aufschlag von knapp 2.000 Euro verlängert VW den Radstand um elf Zentimeter und den hinteren Überhang um weitere zehn Zentimeter, so dass sich der Tiguan nun auf 4,70 Meter streckt. Das reicht nicht nur für einen Kofferraum, der um 145 auf 760 bis 1.770 Liter wächst und so drei Reisetaschen mehr fasst. Sondern genau wie den bärigen Kodiaq der tschechischen Tochter Skoda und den amerikanischen Atlas kann man den Tiguan Allspace für noch einmal etwa 800 Euro mehr auch als Siebensitzer bestellen und eine dritte Reihe aus dem Kofferraumboden klappen. Während die Amerikaner ihr SUV allerdings tatsächlich in allen drei Reihen besetzen können, klappt das in Europa nur mit Kleinkindern. Und schon die müssen sich ziemlich dünne machen, bis sie durch die Tür und an der verschiebbaren zweiten Reihe vorbei in den Fond geklettert sind. Der Platzgewinn ist riesig, und wenn man die verschiebbare Bank in der zweiten Reihe nach hinten schiebt, wird der Allspace tatsächlich zum Helden der Hinterbänkler. Doch als Familienkutsche für Sieben ist dieses SUV eine Mogelpackung.
Während sich hinten also einiges ändert beim Allspace, bliebt vorne alles beim alten: Auch den Tiguan XL gibt es mit drei Benzinern von 150 bis 220 und drei Dieseln von 150 bis 240 PS und natürlich auch mit Allradantrieb. Es gibt die gleichen Ausstattungsvarianten und –optionen und die Designänderungen sind so marginal, dass man dreimal hinschauen muss, wenn man einen Unterschied ausmachen will. Denn viel mehr als längere Türen im Fond und die serienmäßige Dachreling gibt es nicht, woran man die Autos auseinander halten kann.
Auch das Fahrverhalten dürfte sich nicht nennenswert ändern, außer dass der längere Radstand den Wagen bei hohem Tempo etwas beruhigen sollte. Die paar Kilo mehr Blech jedenfalls werden kaum ins Gewicht fallen. Es sei denn, man landet bei einem Urlaub in Kalifornien mal in einem US-Modell. Denn das ist so sehr auf den amerikanischen Geschmack getrimmt, dass der Wagen butterweich federt und die anstelle unserer Doppelkupplung eingebaute Achtgang-Automatik dem 2,0-Liter-Motor mindestens die Hälfte seiner 186 PS und seiner 300 Nm raubt. Weil der Vierzylinder zudem im so genannten B-Zyklus läuft und ein besonders effizientes Verbrennungsfahren nutzt, klingt er unter Anstrengung ziemlich rau und knurrig und beweist, dass doch nicht alles gut ist, was aus Amerika kommt. Nicht umsonst gibt es für die Europäer ein anderes Set-Up.
Zwar ist der neue Tiguan Allspace das praktischste SUV in der VW-Familie und als halbwegs brauchbare Familienpackung zugleich eine ernsthafte Gefahr für die Siebensitzer von Caddy und Touran. Doch weil es ja gerade beim SUV nicht immer nur Praxistauglichkeit, sondern oft genug auch um Prestige geht, wollen es die Niedersachsen dabei nicht belassen. Wer es wirklich groß will, der muss sich nur noch ein paar Monate gedulden – dann gibt es – mit noch mehr Status und Statur einen neuen Touareg. Nicht viel geräumiger und wieder nur mit fünf Sitzen, aber nochmal ein bisschen länger. Und wie wissen schon die Segler: Länge läuft!

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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