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Toyota Mirai: Chemie ist (noch nicht) in

H2O steht da auf der Taste links vom Lenkrad. Was wohl passiert, wenn wir … ? Fliegt uns dann die ganze Kiste um die Ohren? Wobei: Wäre diese Taste dann so prominent platziert worden? Fragen, die sich nur im Toyota Mirai aufdrängen. Wir geben die Antwort.

Die wichtigste vorab: Nö, da explodiert natürlich nix, alles gut. Überhaupt: Wasserstoff klingt zwar irgendwie gefährlich – wahrscheinlich wegen der Assoziation mit Bomben – aber recht viele solcher dürften da noch nicht in die Luft gegangen sein. Zumindest hat unsere seichte Internetrecherche das ergeben, während sich Berichte über scheinbar ewig brennende Elektroautos häufen. Was natürlich auch daran liegen mag, dass die Erfahrungswerte fehlen.

In Österreich wurden letztes Jahr 14 Wasserstoff-Kraftfahrzeuge neuzugelassen. Immerhin: Zwei Autos mehr und man wäre auf gleicher Höhe wie Aston Martin. Dass Wasserstoff nicht so richtig in die Gänge kommt, liegt nicht daran, dass das Getriebe des Mirai nur einen hat, sondern eher an der miserablen Infrastruktur. Ganze fünf öffentliche Tankstellen werden in Österreich betrieben – und so klein ist das Land der Berge, der Seen und der Schnitzel jetzt auch wieder nicht.

So richtig „in“ ist das Brennstoffzellen-Auto zwar nicht. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Dabei wäre die Technik ja höchst interessant. Einfachst erklärt: Eine Brennstoffzelle (weswegen es sich streng genommen um ein Brennstoffzellen- und kein Wasserstoff-Fahrzeug handelt) besteht grob aus zwei Elektroden – der Anode (Minuspol) und der Kathode (Pluspol). Getrennt sind diese durch einen Elektrolyten, der nur Protonen durchlässt. An der Anode wird jetzt das Wasserstoffmolekül (H2), bestehend aus zwei Elektronen und zwei Protonen, oxidiert. Ihm werden also die beiden Elektronen weggenommen. Es bleiben: die Protonen, die durch den den Elektrolyten wandern. Auch die Elektronen des Wasserstoffs wandern, und zwar durch eine äußere Verbindung von der Anode zur Kathode. Aber nicht ohne einen Zwischenstopp bei einem elektrischen Verbraucher einzulegen, der Batterie, die wiederum den Elektromotor versorgt. Heureka, wir haben Strom.

Die Elektronen jedenfalls spazieren weiter zur Kathode, wo sie mit dem Sauerstoff, zu dem sie ja unbedingt wollten, und den Protonen, die ja quasi die Direttissima durch den Elektrolyten wählen durften, wieder zusammentreffen und alle gemeinsam in großer Liebe zu H2O werden, das quasi das CO2 des Brennstoffzellenautos ist. Und weil man H2O in der Garage vielleicht nur so semi-geil findet, gibt’s eben diese Taste, mit der man das entstandene Wasser manuell ablassen kann.

Where the magic happens.

Das klingt alles hochspektakulär, allerdings bekommt man von den chemischen Vorgängen nix mit, der Toyota Mirai fährt sich in der Praxis stinknormal. Wie ein Elektroauto eben. Mit all seinen Vorzügen: Trotz „nur“ 182 PS für fast zwei Tonnen ist die fast fünf Meter lange Limousine besonders in niedrigen Tempobereichen energiegeladen (höhö) und elastisch. Und ohne seinen Nachteilen: Getankt ist in wenigen Minuten. Anfahrtszeit zu einer der fünf Tankstellen aber exklusive.

Auch sonst ist der Toyota Mirai ein cooles Auto: Das Fahrwerk ist smooth as fuck, richtig bequem. Weshalb man ihm dann auch die leblose Lenkung verzeiht, weil das gut miteinander harmoniert, zusammen zu einem komfortablen Fahrgefühl verschmilzt. Nur die Platzverhältnisse im Innenraum lösen nicht das Versprechen ein, das die Außenmaße abgeben.

Der Leitstand des Kraftwerkes.

Ansonsten gibt’s im Leitstand des kleinen Kraftwerkes wenig zu beanstanden: Die Materialien sind großteils hochwertig, die Verarbeitung gut, das Infotainmentsystem aber nicht das logischste. Dafür gibt’s noch Tasten und Knöpfe, die für eine intuitivere Bedienung sorgen.

Richtig gut gefällt uns das Exterieur: Hat die erste Generation noch ein bisschen wie ein missratener Prius ausgesehen (und der gewinnt schon keinen Schönheitswettbewerb), so kommt Generation zwei mit einem schlüssigen Designkonzept daher: Haifisch-Front, abfallende Dachlinie, (fast) durchgehendes Leuchtenband hinten – alles sehr clean. Eigentlich mehr Lexus denn Toyota.

Das ist übrigens nicht nur ein subjektiver Eindruck, sondern wurde von etlichen Passanten bestätigt. Der Toyota Mirai schafft richtig viel Aufmerksamkeit. Als würde man einen Aston Martin fahren, der ja ähnlich exklusiv ist. Aber mehr kostet. Wobei der Mirai auch kein Schnäppchen ist: Mindestens 59.900 Euro werden für dieses Auto fällig, das seiner Zeit weit voraus ist. Wenn diese Zeit überhaupt einmal anbrechen wird. Anderseits kam der Prius Ende der 90er am Markt. Toyota hat für Technologien von morgen (oder von in zwei Jahrzehnten) halt ein Händchen.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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