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Vinfast vor Europa-Start: Der reichste Mann Vietnams will mehr

Pham Nhat Vuong ist ein Mann mit einer Vision – und mit den Mitteln, diese auch umzusetzen. Denn seine vor nicht einmal 30 Jahren in der Ukraine gegründete VinGroup ist mittlerweile nicht nur eines der größten Privatunternehmen in ganz Asien, das in Vuongs Heimatland Vietnam vom Krankenhäusern über Supermärkte und Freizeitparks bis zum Ferienresort so ziemlich alles betreibt, womit sich Geld verdienen lässt. Sondern die Firmengruppe hat ihn auch zum ersten Milliardär und damit zum reichsten Mann Vietnams gemacht. Einen Teil dieses Vermögens hat Vuong in seinen nächstes Abenteuer gesteckt und damit vor vier Jahren den Automobilhersteller Vinfast gegründet. Und nachdem der daheim in Vietnam mit einer Reihe von Limousinen und SUV auf Basis von BMW-Lizenzen ziemlich erfolgreich ist, wagt er jetzt den nächsten Schritt und will seiner Heimat einen gebührenden Platz auf der automobilen Weltkarte einräumen: Ab dem nächsten Jahr soll Vinfast ins Ausland expandieren und die Vietnamesen nach den Japanern, Koreanern und Chinesen zu den nächsten Aufsteigern aus Asien machen.

Anders als die Flotte für den Heimatmarkt werden die Export-Modelle allerdings keine Verbrenner mehr sein. Sondern auch Vinfast reitet auf der Welle der Elektrifizierung und will sich wie Tesla, Nio oder Aiways als reine E-Marke etablieren. Die Autos dafür werden gemeinsam mit deutschen Zulieferern wie Bosch oder ZF entwickelt, mit asiatischen Batterien bestückt und von Italienern eingekleidet. Denn das Design verantwortet Pininfarina in Turin. Zwar werden die finalen Entwürfe von e35 und e36, die in etwa das Format von BMW X3 und BMW X5 haben, erst zur Premiere auf der Autoshow in Los Angeles und der CES in Las Vegas fertig. Das Netz für den Direktvertrieb und den Homeservice ist noch in Planung, zu Leistung und Reichweite schweigen sich die Macher noch aus und der einzige Hinweis zu den Preisen ist die Absicht „auf jeden Fall im Premium-Segment“ anzutreten, so dass ein vollelektrischer e35 wohl nicht unter 50 und ein e36 nicht unter 60.000 Euro zu haben sein dürfte.

Doch immerhin gibt es schon eine Handvoll Animationen und ein paar blumige Ankündigungen, aus denen sich das Bild zweier ziemlich klassischer SUV zeichnen lässt, die mit einem patriotischen V als LED-Signatur im Kühler und einer markanten Fenstergrafik an der Flanke zwar durchaus eigenständig auftreten, die aber weder innen noch außen aus dem üppigen Feld der Konkurrenten herausstechen. Ähnlich wie Lexus oder jüngst Genesis in der alten Welt fehlt offenbar auch Vinfast der Mut für etwas richtig neues. Dabei sind die Vietnamesen doch angeblich so froh darüber, dass sie keine lange Tradition mit sich herumschleppen müssen und deshalb auf einem weißen Blatt Papier anfangen konnten. 

Das ist um so verwunderlicher, als dass Firmenchef Vuong ganz sicher kein Feigling ist. Das hat er nicht zuletzt beim Bau der Vinfast-Fabrik in Hai Phong bewiesen, bei der er sich in der Wahl des Standorts auch von Wissenschaftlern nicht hat beirren lassen. Und obwohl das Werk auf einem geologisch schwierigen Terrain steht und Vuong eigens eine künstliche Insel anlegen musste, hat er die 3,5 Milliarden Dollar schwere Fabrik sogar vor der Zeit aus dem Boden gestampft und nach nur 21 Monaten eröffnet. Dort hat Vinfast jetzt eine Kapazität von jährlich 250.000 Autos installiert, die fürs erste reichen sollte. „Doch bei Bedarf können wir auch schnell von Dienstleistern in den jeweiligen Zielregionen fertigen lassen“, kündigen die Manager aus Hanoi an. 

Zwar hat Vuong bislang so ziemlich alles geschafft, was er sich vorgenommen hat. Doch hat der Selfmade-Milliardär auch gelernt, dass er für solche Abenteuer die richtigen Partner braucht – und sich für den Sprung ins Ausland einen Autoboss geholt, der sich in Nordamerika und in Europa bestens auskennt. Denn die Geschäfte bei Vinfast führt kein geringerer als der ehemalige US-Finanzchef des VW-Konzerns und Vorstandsvorsitzende von Opel – Michael Lohscheller.

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