Volvo EX30: Jeder dritte Volvo
Volvo hat sich besonders enthusiastisch der Elektrifizierung verschrieben, bisher allerdings kein dezidiert als Elektriker entwickeltes Auto auf der Straße – gehabt. Denn mit der Triplespitze aus EX90, und EM90 und EX30 gehen die Schweden mit chinesischer Unetrstützung all in auf die Elektrizität. Letzterer hat nun seine Österreich-Premiere gefeiert.
Der EX30 unterscheidet sich grundlegend von den massiven EX90 und EM90, schließlich ist er das kleinste Modell in der Familie von Volvo und wird in diesem Sinne auch das europäischste werden. Wenn er Anfang des kommenden Jahres ausgeliefert wird, soll er hierzulande schnell zum meistverkauften Modell der Marke werden und sich für ein Drittel aller über den Ladentisch wandernden Volvos verantwortlich zeichnen. Darunter leiden dürfte vor allem der XC40. Nicht nur, weil er dem EX30 größentechnisch eh schon am nächsten steht, sondern weil der Neuling die Lücke dank der reinen Elektro-Architektur besonders effektiv schließt.
Denn obwohl der EX30 rund 20 Zentimeter kürzer ist, herrschen dank eines beinahe identischen Radstands vor allem im Innenraum annähernd ähnliche Platzverhältnisse. Dass beim Probesitzen auf der Österreichpremiere hinter einem der längsten Kollegen der Branche noch Platz für menschenwürdiges Sitzen ist, ist bei 4235 Millimetern Außenlänge wirklich nicht selbstverständlich. Das Interieur ist aber ganz generell das große Highlight des EX30. Denn hier verfolgt Volvo einen spannenden Ansatz, den man so anderswo noch nicht gesehen hat. Die Elektronik wurde soweit nur irgend möglich aus den Türen verbannt und ins Zentrum des Autos gerückt. Das bedeutet: Die Fensterheber wandern auf die höchst wandel- und modulierbare Mittelkonsole und statt der üblichen Boxen in den Türen gibt es eine Soundbar über dem Armaturenbrett.
Solche Kniffe erweisen sich in natura als doppelt und dreifach sinnvoll. Denn man spart sich Material, da die Kabel weniger lange Wege gehen müssen. Das ist sowohl nachhaltig als auch finanziell clever. Und als Insasse schätzt man den Ansatz ebenfalls, da die Staufächer in den Türen noch größer werden können und das Auto extrem aufgeräumt wirkt. So wächst der Elektro-Zwerg nochmals um ein paar gefühlte Zentimeter in die Breite. Sonst ist das Cockpit ganz typisch Volvo: Clean, simpel und hochwertig. Nur dass die Materialauswahl diesmal noch grüner ist. Es stehen vier verschiedene Innenräume zur Auswahl, von denen zwei stark auf Materialien aus erneuerbaren, natürlichen Quellen setzen, während die zwei anderen Stoffe forcieren, die bereits recycelt sind. Das Farbschema reicht dabei von indigo bis schneeweiß. Im ausgestellten Showfahrzeug kommt Flachs als Schmuck für Armaturenbrett und Türen zum Einsatz und weiß trotz oder gerade wegen der ungewohnten Haptik durchaus zu gefallen.
Man merkt dem EX30 an, dass Volvo sich eine Menge Gedanken gemacht hat, wie man ein kleines Elektroauto so groß und gut wie möglich machen kann. Natürlich helfen die SUV-Form und die kantige Linienführung da ordentlich mit. Der EX30 präsentiert sich recht bullig und muskulös, egal wie lang er nun ist. Das gehört bei einem Auto, das doch eher Premium sein will, auch dazu. Aber apropos Premium: Preislich will Volvo sich so volksnah wie noch nie geben. Der EX30 startet bei 36.950 Euro, Bestellungen sind seit Juni offen. Der Gipfel ist mit den besten von drei Ausstattungen und Motorisierungen bei etwas mehr als 50.000 Euro erreicht. Da kommt der E-Auto-Bonus aber jeweils noch weg, wohlgemerkt. Und schon die Serienausstattung kann eine Menge, vor allem was Sicherheit und Assistenz angeht.
Beim Antrieb gibt es allerdings schon große Sprünge. Es gibt den Single Motor mit 272 PS und Hinterradantrieb entweder mit 51 oder 69 kWh-Batterie. Das reicht dann für 344 oder 480 Kilometer. Mit dem Zwillingsmotor gibt es Allradantrieb, gewaltige 428 PS und eine Sprintzeit von 3,6 Sekunden, ebenfalls gepaart mit dem 69 kWh-Akku. Aufgrund der überbordernden Power sinkt die Reichweite etwas auf 460 Kilometer. Außerdem lädt die Performance-Version mit bis zu 150 kW, während die anderen beiden Varianten mit 134 kW Vorlieb nehmen müssen. Der Single Motor mit Extended Range wird sich im Alltag wohl großer Beliebtheit erfreuen und ordnet sich mit 42.170 Euro Minimum immer noch halbwegs budgetfreundlich ein – für ein Elektroauto selbstverständlich.
Alles in allem gefällt der Volvo EX30 bei seinem ersten Auftritt vor dem nackten Auge vor allem dank des ganzheitlichen Konzepts sehr gut. Nachhaltigkeit, Sparsamkeit und Qualität halten sich nicht nur die Waage, sondern ergänzen sich tatsächlich gewinnbringend. Auch wenn Volvo eigentlich sehr spät dran ist mit dem echt-elektrischen Erstling, scheinen sie die Zeit immerhin gut genutzt zu haben. Hier ist ein Plan klar erkennbar. Ein feines Elektroauto in groß und teuer zu bauen ist schließlich nicht so eine Kunst, wie in einem kleineren finanziellen Maßstab dennoch mit vielen Qualitäten zu überzeugen. Da macht es schon Sinn, wenn bald jeder dritte Volvo ein EX30 sein wird.