Volvo XC70
Lernen Sie Schwedisch!
Marken-DNA bis ins kleinste Molekül macht den Volvo XC70 zu sowas wie einem Marken-Urgestein.
von Franz J. Sauer
Will man mit dem Volvo XC70 eine Familienaufstellung veranstalten, muss man weit ins automobile Paläozoikum vordringen, um den ersten Urahn zu ermitteln. Schließlich begann man in Göteborg schon früh damit, Kombis zu bauen. Schon ab den frühen Sechzigern gab es den legendären P122 (besser bekannt unter „Amazon“) als Kombi, ab dem 144 (1966) setzte sich die Linie der populären Kombinationskraftfahrzeuge in direkter Linie bis zum „240 Classic“ des Jahres 1993 fort, parallel dazu gab es die Reihe 740/760, und danach kamen die bis heute stilbildenden Fronttriebler der Baureihe 850, aus der bald der V70 erwuchs und mit ihm auch die Geburtsstunde der „Gummistiefel- Variante“ mit Allradantrieb namens XC70. Das war im Jahr 2000, die Basis für die SUV der Marke namens XC90 (ab 2002, kam gerade neu) und XC60 (ab 2008) war gelegt. Und erfreut sich bis heute sensationeller Beliebtheit. Man könnte sogar sagen: Mit der Niederkunft der ersten SUV hat Volvo mit seinen Grundfesten Sicher- und Robustheit endgültig zu sich selbst gefunden; erstaunlich eigentlich, dass man das bis heute ungetrübt boomende Segment nicht überhaupt gleich in Göteborg erfunden hat.
Wer hats erfunden?
Es war der XC70, der übrigens ein Alzerl vor dem Audi Allroad zur Welt kam (und den erst viel später auf den Zug der hochgestellten Kombis à la Scout, Alltrack, RX4 oder wie sie alle heißen mögen aufgesprungenen Mitbewerbern) und dem volvoaffinen Individualisten damit erstmals die Anmutung eines Geländewagens vermittelte. Das etwas mehr an Bodenfreiheit spielte dabei weniger eine Rolle als der auf Wunsch erhältliche Allradantrieb – an den seit 1992 gepflogenen Frontantrieb hat sich der in der Wolle gefärbte Volvo-Wikinger sowieso nie ganz gewöhnt. Die Martialität der Beplankung passte schließlich auch zu den gern gezeigten Skandinavismen der Marke, und wenn heute einer die obengenannte Ahnenreihe konsequent fertigdenkt, landet er anno 2014 viel eher beim XC70 als beim V70. Nun sind sieben Produktionsjahre in unseren Zeiten kein kurzer Zeitraum, vor allem wenn noch gar nicht von tiefgreifenden Modell-retuschen oder gar einem Nachfolger die Rede ist (man hat derzeit mit der Markteinführung des supertollen XC90 eh alle Hände voll zu tun). Zwar hat man in der Zwischenzeit nachjustiert, vor allem innen ist, vergleicht man den aktuellen Wagen mit einem 2007er- Modell, viel passiert.
Klein ist fein
Die Motorenpalette wird bis 2016 dem aktuellen Volvo-Postulat „Nur mehr Vierzylinder!“ angepasst, vorerst gibts noch die altbewährten Fünfzylinder bei den Allrad-Versionen. Und das Grundkonzept des praktischen wie schicken Wagens hält noch immer sämtlichen Modevergleichen stand, was vor allem Tugenden wie Platzangebot, Allwettertauglichkeit und aktive wie passive Sicherheit publikumswirksam in den Vordergrund stellt. Und das zu vergleichsweise moderaten Preisen. Wir fuhren den D4-Reihen-Fünfer, das bedeutet 181 PS, 400 Nm Drehmoment und brave acht Liter Verbrauch. Rakete ist der große Volvo freilich keine, soll er ja auch nicht sein. Einzig in puncto Fahrwerk hinkt er der (deutschen) Konkurrenz ein wenig hinterher, konkret gibt die Vorderachse für einen großen, schweren Wagen ein zu leichtfüßiges Feedback. Das Gemäkel darüber gönnt sich allerdings bloß der Profiraunzer, grundsätzlich ist alles wunderbar.
Anbei noch der nette Werbe-Clip mit dem sich als Volvo-Fan outenden, bekannten Fußballer.