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VW Golf GTI Clubsport: Baller- statt Biedermann

Er ist stark, er ist schnell und er ist erfolgreich – doch so groß das Spaßpotential des neuen Golf GTI auch sein mag, kann der ewige Streber Golf selbst mit Sportabzeichen nur schwer aus seiner Haut. Auch mit 245 PS bleibt er deshalb ein Biedermann, der Lichtjahre entfernt ist von jenem Rebell, der vor 40 Jahren die Vollgas-Jugend verzückt hat und zum Traumwagen der bürgerlichen Benzinfraktion geworden ist. Das haben sie mittlerweile offenbar auch in Wolfsburg begriffen und legen deshalb schnell noch einmal nach: Noch während die Auslieferung des achten GTI startet, ziehen sie deshalb das Tuch vom neuen Golf GTI Clubsport, der ein bisschen stärker über die Stränge schlägt.

Von Thomas Geiger

Schließlich leistet sich der böseste unter den Gölfen nicht nur einen doppelten Heckflügel und einen Sportauspuff mit mehr Schall-, aber weniger Gegendruck, macht mit breiteren Schwellerleisten dicke Backen und bläst mit einem luftig durchbrochenen Kühler Konkurrenten vom Schlage eines Hyundai i30 N oder eines Ford Focus ST förmlich von der Straße. Sondern vor allem gibt’s noch einmal einen kräftigen Nachschlag für den 2,0 Liter großen Turbo im Bug: Wo der im GTI schon auf 245 PS kommt, leistet er jetzt satte 300 PS und lässt damit auch den letzten Golf R ziemlich lahm aussehen. Zumal er die Kraft eben nicht auf alle Viere verteilt, sondern tapfer auf den Frontantrieb setzt. Das passt zwar selbst mit dem neuen Fahrdynamikmanager und dessen Kampf gegen das Untersteuern nicht so recht zur üblichen Vollkasko-Mentalität bei VW, sollte dem Fahrer aber genau jenen Nervenkitzel bieten, den er von einem Golf GTI erwartet.

„Das Auto hat einen ganz eigenen Charakter“, lobt den auch Werksrennfahrer Benjamin Leuchter und schwärmt von höheren Geschwindigkeiten am Kurveneingang sowie dem härteren Punch, wenn es aus der Kurve wieder auf die Gerade geht. Das zahlt sich auch auf der Stoppuhr aus, selbst wenn der Sprintwert von knapp sechs Sekunden kaum besser ist als beim GTI und das Spitzentempo auf 250 km/h limitiert bleibt. Aber mit einem eigenen Fahrprofil für den Nürburgring ausgestattet, hat der neue Clubsport dem aktuellen Standard-GTI auf der Nordschleife pro Runde die kleine Ewigkeit von 13 Sekunden abgenommen.

Noch stärker, schärfer und schneller und vor allem endlich ein bisschen wilder – zwar wird der GTI als Clubsport tatsächlich vom Bieder- zum Ballermann, der durchaus das Zeug zum Traumwagen für Heißblüter diesseits der Porsche-Fraktion hat. Doch hat die Sache einen kleinen Haken: Mit der Leistung steigt auch der Preis – von 35.000 auf 40.000 Euro (D) und katapultiert den Kraftmeier so deutlich aus der Kompatklasse hinaus.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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