Wer sagt, dass man mit 40 zum alten Eisen gehört… 40 ist das neue 20! Genauso sieht das auch die Sonderedition VW Golf GTI Clubsport. Mit 290 PS fährt sie sogar fast dem Allradler Golf R um die Ohren.
Text: Thomas Geiger
Der Golf GTI feiert runden Geburtstag und VW lässt es so richtig krachen. Denn 40 Jahre nach der Premiere des Breitensportlers bringen die Wolfsburger jetzt den „Clubsport“ an den Start. Als „stärkster GTI aller Zeiten“ rückt er allerdings nicht nur in der Leistung dem Golf R auf die Pelle, sondern steigt auch im Preis in rekordverdächtige Regionen: Rund 5.000 Euro schlägt VW auf das GTI-Grundmodell (29.225 Euro) auf und verlangt für den neuen König der Kraftmeier mindestens 34.500 Euro.
Schebsdat und seine Kollegen haben es freilich nicht beim Motortuning gelassen. Zwar waren sie leider zu vernünftig, um das freiwillige Limit von 250 km/h endlich mal zu ignorieren. Und beim bekannten GTI-Auspuff muss man schon sehr genau hinhören, wenn man tief im Gebälk doch mal ein feines Grölen und Grollen hören will. Doch dafür haben die Entwickler für den Clubsport auch noch einmal am Set-Up gefeilt. Die Federung ist deshalb zehn Prozent steifer, das Sperrdifferential an der Vorderachse entfaltet seine Wirkung noch besser und auch wenn man es dem GTI kaum ansieht, hat er eine verbesserte Aerodynamik „Zum ersten mal erzeugen wir tatsächlich Abtrieb“, sagt Schebsdat und schaut liebevoll auf die etwas weiter nach vorn gezogene Spoilerlippe am Bug und den doppelten Flügel am Heck, zwischen dem geschickt die Luft durchstreichen kann.…kann man damit für immerhin zehn Sekunden sogar 290 PS aus dem 2,0-Liter-Triebwerk kitzeln…
Die Änderungen sind zwar winzig, aber wirkungsvoll. Und auch wenn Schebsdat lieber nicht verraten will, wie viel Kilo jetzt an Luftdruck auf den Achsen lasten, spürt man einen deutlichen Unterschied: Jetzt, wo der Wind den Wagen nicht mehr lupft, sondern am Bug bei der Übertragung er Lenkkräfte hilft und am Heck für mehr Stabilität sorgt, gibt sich der GTI deutlich giftiger und gieriger. Als wären die 235er-Semislicks auf den 19-Zöllern von Pattex und nicht von Pirelli, klebt der Golf förmlich auf dem Asphalt, dreht sich mit dem Sperrdifferential an der Vorderachse noch williger ein und zieht nach dem Scheitelpunkt schneller wieder gerade. Und wenn man doch mal ins Untersteuern kommt, muss man nur schnell genug den Fuß vom Gas nehmen, damit sich der GTI auch ohne elektronische Regeleingriffe wieder ausrichtet. Das Disco-Geflacker der ESP-Leuchte jedenfalls sieht man im Clubsport viel seltener und hat stattdessen bei jeder Runde das Gefühl, wieder ein paar Zehntel gut gemacht zu haben – egal ob man nur über die Kreisstraße jagt oder sein Glück tatsächlich auf einer Rennstrecke versucht. Außerdem weiß man spätestens dann, weshalb VW den Clubsport serienmäßig mit Schalensitzen ausliefert. Damit ist der „stärkste GTI aller Zeiten“ trotz Frontantriebs ähnlich gut zu beherrschen wie der Golf R, macht aber unter dem Strich den lebendigeren Eindruck und lässt dem Fahrer das Gefühl, dass er es ist und nicht die Elektronik, die diese Bestie gezähmt hat.
Offiziell ist der Clubsport eine ganz gewöhnliche GTI-Variante, für die es keine limitierte Stückzahl gibt. Doch weil VW den scharfen GTI nur bis zum Jahresende baut und deshalb lediglich eine niedrige vierstellige Zahl auf die Straße bringt, muss man für die Absatzprognose kein Prophet sein: Wer schnell fahren will, der sollte deshalb jetzt erst einmal schnell laufen und seine Kaufvertrag unterzeichnen.