VW gönnt der Generation E einen Nachschlag und stellt dem ID.4 nächste Woche auf der Autoshow in Shanghai den ID.6 zur Seite. Analog zu Tiguan und Tiguan Allspace wird der Stromer dafür um rund 30 Zentimeter gestreckt und wird so mit entsprechen mehr Platz und einer dritten Sitzreihe zum perfekten Pampersbomber.
Möglich macht das der flexible MEB, den die Niedersachsen für den ID.6 zu neuer Größe aufblasen: So wächst der Radstand auf 2,97 Meter und die Länge auf 4,87 Meter und innen geht es so geräumig zu, dass hinter der verschiebbaren Mittelbank zur Not sogar zwei Erwachsene in der dritten Reihe sitzen können. Aber vor allem wird der ID.6 so zum Traum aller Lademeister: Mit versenkten Einzelsitzen im Fond und umgeklappter Lehne in der zweiten Reihe bietet er mehr Stauraum als mache Wohnung in Shanghai an Schrankfläche.
Die Abmessungen sind neu, doch der Auftritt ist vertraut, und auch den Antrieb kennt man aus der MEB-Familie. Es gibt den ID.6 wahlweise mit einem 132 oder 150 kW starken Motor im Heck oder als 225 kW starken 4Motion mit einem zweiten 75 kW-Motor im Bug sowie mit zwei Akkus von netto 58 oder 77 kW, mit denen im chinesischen Zyklus Reichweiten von 436 bis 588 Kilometern erzielt werden können. Im Spitzentempo auf 160 km/h limitiert und für den lokalen Markt besonders komfortabel abgestimmt, schafft der stärkste ID.6 dabei den Spurt auf Tempo 100 in 6,6 Sekunden.
Offiziell ist der ID.6 noch ein China-Projekt. Das erklärt nicht nur das großzügige Lametta an der Karosserie, die illuminierten VW-Logos an Bug und Heck, die dreidimensional aus den Konsolen schimmernde Ambientebeleuchtung im nochmals aufgewerteten Innenraum sowie das Comeback der Lederpolster, die in europäischen ID-Modellen veganen Alternativen weichen mussten. Sondern das erklärt auch zwei unterschiedliche Gesichter und zwei verschiedene Namen. Denn wie immer im Reich der Mitte kooperiert VW mit FAW und SAIC und baut mit jedem Partner ein leicht modifiziertes Auto.
Gut möglich, dass sich zu ID.6 X für den Süden und ID.6 Crozz für den Norden bald auch noch ein nüchterner ID.6 für den Export gesellt. Denn angesichts des anhaltenden SUV-Booms und des wachsenden Platzbedarfs gibt es wenig Gründe, weshalb der ID.6 als vorerst einziger elektrischer Siebensitzer im Konzern nicht auch in Europa funktionieren sollte. Zumal er mit seinem Format anders als etwa der amerikanische VW Atlas aus der Verbrenner-Welt sehr wohl noch ins hiesige Straßenbild passen würde und der große Einschlagwinkel der Vorderräder den Wendekreis auf Golf-Niveau schrumpfen lässt. Und ganz nebenbei könnten die Niedersachsen so auch die Wartezeit bis zur überfälligen Premiere des ID Buzz überbrücken, der wohl erst im Sommer nächsten Jahres zum elektrischen Freund der Familie werden dürfte.