VW Touareg: Das Flaggschiff, das wir uns gewünscht haben
Maximilian Barcelli
Tesla wer?
VW Touareg: Das Flaggschiff, das wir uns gewünscht haben
Ja, wir waren schon ein bisserl enttäuscht. Da bringt Volkswagen ein beinahe emotionales Fahrzeug in Form einer Coupé-Limousine auf den Markt, doch die große Revolution blieb aus. Mit dem VW Touareg holen sie diese jetzt nach.
Text: Maximilian Barcelli
Ach, was waren das für Zeiten. Also damals, eigentlich nicht so lange her, als man sich in ein Tesla Model Ssetzte und aus dem Staunen gar nicht mehr rauskam. Dieser ausschweifende Futurismus mit dem riesen Touch-Display imponierte schon. Heute setzen wir uns in ein Model X und finden’s eher ein wenig unpersönlich, so ganz ohne Knopferln. Oder wir nehmen im brandneuen VW Touareg Platz und die Kinnladen bleiben trotz des riesen Displays – das schön (aber nicht so schön wie bei Mercedes) mit dem digitalen Armaturenbrett verschmilzt – dort, wo sie hingehören.
Dennoch: Es ist schon ein wirklich großer Touchscreen. Und wir müssen zugeben, dass wir schon gestaunt haben. Ein bisserl zumindest. Allerdings nicht zwangsläufig über die monströsen Maße des Bildschirms, sondern mehr noch über das Gesamtpaket „Innenraum“. Das Interieur des Touareg ist sehr clean designt, die Verarbeitung ist makellos, der Materialienmix sehr hochwertig. Endlich hat sich Volkswagen auch von diesem unkultivierten, plumpen Wählhebel für die Automatik getrennt, der ja noch den Arteon „bereichert“ hat. Sehr detailverliebt auch: Das Systemdesign des Infotainments verändert seinen farblichen Touch parallel zur Ambientenbeleuchtung.
Am erfreulichsten ist jedoch, dass der neue VW Touareg von innen nicht dem Einheitsbrei seiner kleineren Geschwister unterworfen wurde. Das neue SUV-Schlachtschiff der Wolfsburger ist nicht sofort als Volkswagen identifizierbar – und das ist gut so.
Nicht ganz so vom Hocker hauen konnte uns der Antriebsstrang. Zwar ballert der V6-Diesel schon einmal los, nur dauert es, bis er dies tut. Ein Umstand, der uns in letzter Zeit nicht zum ersten Mal bei einem Volkswagen-Konzern-Produkt aufgefallen ist (siehe hier). Und auch wenn der Moment des Losballerns so sicher kommen wird, wie das Amen im Gebet, so nervt dieses Zögern hin und wieder – besonders bei Überholmanövern oder dergleichen. Natürlich ist der Touareg aber sowieso mehr so der sanfte Gleiter. Auch, wenn wir ihn schon das ein oder andere Mal eher ungehobelt durch Kurven auf der Landstraße geworfen haben und er sich da für ein SUV dieser Größenordnung richtig, richtig gut schlägt.
Größe. Der Touareg ist 4.878 Millimeter lang und wiegt knapp mehr als zwei Tonnen. Er boxt also schon eher in der Schwergewichtsklasse. Das antreibende Aggregat ist ebenfalls nicht gerade ein Paradebeispiel für die Downsizinig-Entwicklungen. Drei Liter Hubraum und sechs Zylinder werkeln im Wolfsburger. Motorblock-Chefredakteur Franz J. Sauer gelang es tatsächlich, den Verbrauch des Touareg auf 6,4 Liter – also 0,2 Liter weniger als der offizielle – zu drücken. Unsereins kam, ohne zimperlich zu sein und inklusive dem kleinen Hatzerl auf der Landstraße, auf etwa 7,5 Liter pro 100 Kilometer. Bei solch einem Trumm von Automobil schon wirklich sehr beeindruckend. Schade, dass der Diesel so in Verruf geraten ist. Aber da darf sich vor allem der Hersteller dieses Fahrzeuges an die eigene Nase fassen.
Wir wollen den Touareg-Test jetzt aber nicht so enden lassen. Also Dieselgate hin, Affenexperimente her: Das neue Volkswagen-Flaggschiff konnte unterm Strich auf voller Ebene überzeugen. Er differenziert sich geschickt vom Einheitsbrei seiner Konzerngeschwister und beweist gleichzeitig, dass VW durchaus elegante, gar extravagante Autos bauen kann. So etwas Elegantes und Extravagantes kostet aber: 66.690 Euro für den schwächeren V6-Selbstzünder (231 PS). Für den Touareg mit dem stärkeren (286 PS) werden mindestens 72.690 Euronen fällig. Beide quasi nackt – und ohne den Innovision Cockpit. Wie das dann aussieht?
Das sollte einem die 3.614,06 Euro schon wert sein.