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VW Up GTI: Kleiner Kraftprotz

Kleiner Kraftprotz

Der VW Up wird zum GTI

Der Zwerg aus Wolfsburg dreht auf: Weil auch das jüngste Facelift den Up in der Zulassungsstatistik nicht so richtig nach vorne gebracht und VW offenbar einfach kein Händchen für billige Kleinstwagen hat, schicken die Niedersachsen den Winzling zum Bodybuilding.

Von Thomas Geiger

Ab Anfang 2018 bieten die Wolfsburger den Up auch als GTI mit dicken Backen, ein bisschen aufgemöbeltem Interieur und vor allem mit einem mächtig aufgeblasenen Dreizylinder an. Denn wo für das 1,0-Liter-Motörchen aktuell bei 75 PS Schluss ist, quetscht der Turbo dann stolze 115 PS aus den drei Töpfen.
Zwar hat VW den Up GTI stilecht mit doppelten Seitenstreifen an der Flanke, dem roten GTI-Strich im Grill und den grauen Karos auf den Sitzen eingekleidet. Aber dass in diesem Auto tatsächlich Erinnerungen an die Zeiten des zivilen Ungehorsams im originalen GTI aufkommen, liegt nicht an der Maskerade des Marketings. Sondern das kommt vor allem von einem beinahe traditionellen Verhältnis zwischen Gewicht und Leistung. Denn mit nicht einmal 1 000 Kilo und 115 PS kommt der Up der ersten GTI-Generation näher als jedes andere Auto im VW-Programm. Und wenn man in einem Up mit mehr als 190 km/h über einsame Landstraßen ohne Limit fliegt, wird einem selbst dann heiß ums Herz, wenn die Klimaanlage die Sommerhitze auf Wohlfühlniveau herunter gekühlt hat. Mit 200 Nm in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bei Vollgas 197 Sachen – da geht’s aber ab mit dem Up.
Dabei ist die als Drei- oder Fünftürer lieferbare Rennsemmel ist nicht nur gute 20 km/h flotter als das bislang schnellste Serienmodell, sondern auch sehr viel verbindlicher und lässt deshalb tatsächlich so etwas wie Fahrspaß aufkommen. Selbst über das nervige Knattern des Dreizylinders hört man dann tolerant hinweg. Und wer über Sinn und Vernunft dieser Knallbüchse streiten möchte, dem hält man den serienmäßigen Otto-Partikelfilter entgegen, den es sonst (noch) in keinem Sportwagen gibt.
Mit dem Up GTI kämpfen die Niedersachsen allerdings nicht nur gegen falsche Größenvorstellungen, sondern auch gegen den schleppenden Absatz ihres kleinsten Modells. Denn nur mit ein paar frischen Farben, pfiffigen Sondermodellen und ein wenig Connectivity wie beim letzten Facelift ist in diesem Segment gegen die Preisbrecher aus Korea offenbar kein Staat zu machen. Auch damit wiederholt sich bei VW eine alte, nicht ganz so rühmliche Geschichte. Denn schon beim glücklosen Kleinstwagen Lupo musste Anfang des Jahrtausends irgendwann ein GTI her, um den Winzling gar über die Laufzeit zu retten.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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