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Audi A8: Wer ist hier der Boss?

Wer ist hier der Boss?

Unterwegs im Audi A8

Versetzen wir uns alle mal in die Lage eines richtigen Obermotzes. Der Kauf eines neuen Autos steht an und man muss die leidige Entscheidung treffen, welche edle Karosse die neue Sänfte des Vertrauens werden darf. Schrecklich, oder? Aus all den Luxuslimousinen dieser Welt nur eine auszusuchen, muss gar beschwerlich sein. Doch halt – wir bleiben in der Rolle! Also wenn ich der Boss wäre, wieso sollte ich mir dann einen Audi A8 zulegen?

Text: Jakob Stantejsky

Vorsprung durch Technik, heißt es doch bei den Ingolstädtern seit geraumer Zeit. Und niemals wurde dieses Motto wohl so beherzt umgesetzt wie im neuen Audi A8. Denn das Flaggschiff kommt mit einem Cockpit daher, wie man es sich moderner und durchdachter kaum vorstellen kann. Fast sämtliche Tasten auf der Mittelkonsole wurden durch Touchscreens ersetzt, wodurch der Herr der vier Ringe ganz besonders smooth und elegant rüberkommt. Was für manche erstmal nach einem Bedienungsalbtraum klingt, stellt sich in der Praxis als überraschend angenehm und ausgereift dar. Der untere Bildschirm übernimmt standardmäßig die Funktionen für die Klimaanlage und was man sonst noch immer wieder braucht. Die Handschrifterkennung für die Adresseingabe kommt selbst mit der schlimmsten Schmiererei mühelos zurecht.

Besonders zu gefallen weiß auch die Verknüpfung des Navigationssystems mit den Diensten von Yelp und Google. So reicht ein vage in den Raum gesprochenes „ich will in Wien italienisch essen gehen“, damit man prompt eine lange Liste von Italienern inklusive Bewertungen, Öffnungszeiten und Preisen angezeigt bekommt. Vernetzung und Bedienung erreichen im A8 einen neuen Höhepunkt und fügen sich noch dazu nahtlos in die automobile Welt ein – in dieser Hinsicht ist den Oberbayern ein wahres Kunstwerk gelungen.

Jetzt habe ich als Boss nur das Problem, dass ich die meiste Zeit doch standesgemäß hinten Platz nehme und mich chauffieren lasse. Da habe ich von all den Spielereien gar nicht so viel, oder? Nun ja, möglicherweise animieren mich ja noch andere Dinge im A8 dazu, selbst hinter dem edlen Lenkrad Position zu beziehen. Wie wäre es beispielsweise mit dem Fahrgefühl der Limousine? Denn beim Ausflug in die Bergwelt rund um Valencia stelle ich erstaunt fest, dass selbst der A8 in der Langversion mit dem V6-Diesel unter der Haube eine ordentliche Portion Spaß mitbringt. Mit 286 PS zählt er jedoch zu den schwachbrüstigeren Aggregate in der A8-Palette, insofern stimmt mich diese Tatsache doch äußerst zuversichtlich. Da juckt es mich schon in den Fingern, den V8 Benziner oder gar den W12 zwischen ebenjene zu kriegen.

Denn bereits mit nur sechs Töpfen zieht der A8 gehörig an, wenn ich elegant aus der einen Haarnadel herausschieße, die nächste scharf anbremse und die 5302 Millimeter schwungvoll durch den engen Radius jage. Das Chefmobil aus Ingolstadt ist also definitiv auch etwas für jene Macher, die auch gern selbst Hand anlegen. Gleichzeitig umgibt einen als Fahrer eine Atmosphäre aus Erhabenheit und Verspieltheit, in der man sich ausgesprochen wohlfühlt.

Ein nicht unwesentliches Thema bei all der oben beschriebenen Vernetzung ist natürlich jenes des Datenschutzes. Manche von euch verdrehen jetzt vielleicht genervt die Augen, doch keine Sorge – ich starte hier ganz sicher keine Moralpredigt. Dafür hat mich das Konzept des A8-Infotainments viel zu sehr überzeugt. Man sollte als Besitzer jedoch nicht vergessen, dass das eigene Auto eine ganze Menge über einen lernt und weiß – das ist jetzt nicht negativ gemeint, lediglich eine Feststellung. Denn bei all der Datensammlungs-Verteufelung darf man nicht vergessen, dass der Komfort einfach steigt, wenn der A8 Bescheid weiß, was der Boss schätzt. Audi marschiert in diesem Punkt jedenfalls entschieden voraus – das mag nicht jedem gefallen, doch die Unkenrufe nach mehr Fortschritt in Ingolstadt werden effektiv zum Verstummen gebracht.
Jetzt klingt das alles bisher doch ziemlich sympathisch und offen, was ich zum neuen A8 zu sagen hatte. Doch passt das zu einer unnahbaren Obermotzkutsche? Gefühlt jedenfalls nicht, allerdings inszeniert sich der Ingolstädter auch äußerlich nicht als solche. Denn wenngleich die neue Heckpartie mit ihren rückleuchtenverbindenden Chrom- und LED-Leisten sowohl stark als auch elegant auftritt, von der Seite und von vorne hebt sich der A8 nicht überdeutlich von der restlichen Audiflotte ab. Klar, er wirkt etwas schnittiger und macht mehr her mit seinem flachen, gestreckten Auftritt, doch so richtig abgehoben kommt er nicht daher. Für den einen oder anderen Chef mag das abschreckend wirken, doch in meinen Augen ist der Audi A8 der ideale Begleiter für jeden, der ein echter Boss ist.

Höchste Qualität trifft auf intelligente Bedienung, verbrüdert sich mit elegantem Design, bietet spaßiges Handling und verbindet all das mit erfrischendem Understatement, ohne den Platz an der Sonne einzubüßen. So klingt die Frage „Wer ist hier der Boss?“ plötzlich nicht mehr nach überheblichem Bonzen, sondern nach einem echten Macher.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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