Subaru hatte in den letzten Jahren hierzulande kein einfaches Standing. Einerseits konnten die Japaner zwar ihre Preis-Leistungs-Stärke bewahren und weiterhin mit robuster Offroad-Kompetenz punkten. Andererseits fallen ihre Boxerbenziner inzwischen mit völlig aus der Zeit gefallenen Verbräuchen auf und tun der Marke gerade im emissionsbewussten Europa nicht gut. Mit dem Subaru Solterra ist dieses Problem nun allerdings ein Stück weit Geschichte.
Fotos: Eryk Kepski
Denn das in Zusammenarbeit mit Toyota parallel zum bZ4X entstandene SUV ist natürlich vollelektrisch. Im Unterschied zu seinem zweieiigen Zwilling aber gibt es den Solterra bei uns ausschließlich als Allradler – das ist Subaru sich auch in der E-Ära schuldig. Schließlich will das Image der Marke auch in Zukunft gefestigt sein. Gefestigt ist auch die Identität des Sollterra. Anders als viele andere Elektro-SUVs verzichtet er auf irrwitzige Leistungsdaten, die in Wahrheit eh niemand braucht. Stattdessen gibt es relativ gutbürgerliche 218 PS und 338 Nm Drehmoment, die ja immer noch für einen flotten Antritt von 6,9 Sekunden auf 100 km/h sorgen. Bei 160 km/h ist der Vortrieb zwar wieder vorbei, aber auch das ist bei einem Elektroauto in der Praxis relativ irrelevant. Außer man lädt gern alle halben Stunden.
Das geht beim Subaru Solterra dank 150 kW Ladeleistung angemessen flott, wenn man auch mit den Branchenkönigen in dieser Hinsicht nicht mithalten kann. Der Hersteller verspricht bei idealen Bedingungen eine Ladung von zehn auf 80 Prozent in 30 Minuten, dank Batterieheizung soll das auch im Winter öfter gelingen. Gepaart mit einer WLTP-Reichweite von 416 Kilometern klingt das alles schon sehr vernünftig. Steigt man im Winter bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt allerdings ein und bekommt bei vollem 64 kWh-Akku knappe 300 Kilometer auf den digitalen Instrumenten prognostiziert, sinkt die Laune ein wenig. Alle Elektroautos büßen im Vergleich zur Normreichweite deutlich ein. Aber bei einem mit knapp 4,7 Metern Länge doch sehr reisetauglichen SUV tut der Zweier ganz vorne bei der Reichweite doch ziemlich weh. Bei gemäßigteren Temperaturen relativiert sich das sicherlich, Reichweitenmeister ist der Solterra im Konkurrenzvergleich mit Autos wie dem Hyundai Ioniq 5 allerdings keiner.
Dafür tritt der Subaru Solterra aber selbstbewusst auf und macht deutlich mehr her als die anderen Modelle der Marke. Das gilt sowohl für das Gesicht mit den markanten, bis weit in die Front gezogenen Radkastenabdeckungen in Schwarz, als auch für das breite Heck mit den stark in Sezen gesetzten Leuchten. Insgesamt ist der Japaner sehr massiv und vermittelt eine souveräne Wucht, die auch am Fahrersitz erlebt werden kann. Gut zwei Tonnen Gewicht helfen da natürlich, ebenso wie der kraftvolle E-Antritt. Der Solterra ist aber lieber souverän unterwegs, anstatt am Vollgas zu hängen. Dann ruht er in sich und bietet den Insassen ein entspanntes, sattes Fahrerlebnis. Bis der Fahrer den Blick irgendwoanders hin als stur geradeaus richtet. Denn die Fahrerüberwachung, die per infrarot-Gesichtserkennung permanent die Blickrichtung der Person am Steuer checkt, reagiert gereizter als ein bösartiger Gockel. Immer wieder bewegt sogar ein Blick in den Rückspiegel oder das Justieren der Sonnenblende das System zu einem aufgeregten Piepsen. Abzudrehen ist es nur in den Tiefen eines Untermenüs – und das ist natürlich bei jedem Neustart zu wiederholen. Fun Fact: Teilt man dem Sprachassistenten mit, er möge die „Fahrerüberwachung deaktivieren“, dreht er kurzerhand die Klimaanlage ab. Scheint Absicht zu sein, schließlich passiert in den weitgehend bau- beziehungsweise plattformgleichen Toyota bZ4X und Lexus RZ exakt dasselbe. Wer dieses Feature schätzen soll? Diese Frage bleibt unbeantwortet.
Der Einstieg in den Subaru Solterra fällt dafür aber vergleichsweise leicht. Nicht nur wegen der SUV-Sitzposition, sondern auch wegen des für ein Elektroauto dieser Größe humanen Preises. Um 56.400 Euro ist man in der Basisversion E-xperience mit dabei, da sind dann aber bereits Feinheiten wie eine 360 Grad-Kamera, LED-Leuchten und ein digitaler Innenspiegel mit an Bord. Unser Testwagen in der zweiten und einzig anderen Ausstattung E-xperience+ legt um 3.500 Euro Aufpreis noch Goodies wie Panorama-Glasdach, 20-Zöller, Induktions-Ladeschale, beheizbares Lenkrad und ein Harman/Kardon-Audiosystem drauf. Das war es dann quasi auch wieder. Ellenlange Listen spart Subaru sich und seinen Kunden. Das ist durchsichtig und unterm Strich eben recht preiswert im E-Auto-Konkurrenzvergleich. Auch wenn der Subaru Solterra wegen der nicht allzu berauschenden Reichweite und den überbemühten Assistenten vielleicht noch nicht der endgültige Wurf für die komplette elektrische Zukunft der Marke ist, bringt er sie immerhin mal so richtig ins Hier und Jetzt.