Mercedes punktet im Oberhaus gerade mit der S-Klasse und dem EQS und bei BMW läuft sich für den Herbst das Doppel aus Siebener und i7 warm. Und Audi? Muss bis zum Wachwechsel für sein Flaggschiff noch drei, vier Jahre warten – und rettet sich deshalb mit einem Facelift über die Runden: Zum März bekommt der Luxusliner ein Update und Upgrade und soll dann zu Preisen ab 110.550 Euro in einem neuen Licht erstrahlen.
Und das kann man diesmal wörtlich nehmen. Denn neben dem etwas stolzer in den Wind gereckten Single Frame Grill sind es vor allem die Scheinwerfer und Rückleuchten, die diesmal den Unterschied machen sollen. Sie sind erstmals serienmäßig reihum mit Digitaltechnik bestückt und sorgen so nicht nur für eine bessere Ausleuchtung der Fahrbahn bei allen Licht- und Sichtverhältnissen, zeichnen Orientierungslinien auf die Fahrbahn und weisen Drängler in die Schranken. Sondern obendrein lassen sich mit ihnen so viele unterschiedliche Signaturen und Szenarien zu Begrüßung und Abschied darstellen, dass daraus eine eigene Position im Konfigurator wird. Nur an einem Punkt konterkarieren die Bayern ihre Mühen um den neuen Glanz gleich weiter – und bieten den Luxusliner zum ersten Mal auch in einer trendigen Mattlackierung an.
Zwar möchte Audi den A8 zur zweiten Halbzeit buchstäblich in einem neue Licht erscheinen lassen – doch viel mehr als eben die Leuchten ändert sich auch nicht am Flaggschiff der Bayern. Ja, es gibt ein bisschen mehr Glanz und Gloria fürs Interieur und für die Hinterbänkler sogar größere Bildschirme. Und ein paar Assistenzsysteme bekommen schärfere Sinne sowie mehr Entscheidungsbefugnisse. Doch im Großen und Ganzen bleibt die Hardware unverändert.
Das gilt auch für die Motorenpalette: Sie fußt wie bisher auf einem je drei Liter großen V6 für Benzin und Diesel mit 340 oder 286 PS, zwei Versionen des 4,0 Liter großen V8-Turbo mit 462 PS im Standard-Modell und 571 PS im Flaggschiff S8 sowie dem 462 PS starken Plug-In-Hybrid, der um den V6-Benziner herum konstruiert ist.
Der bekommt – und immerhin das ist neu – jetzt einen Akku mit jetzt brutto 17,9 statt bislang 14,1 kWh und schafft so im besten Fall immerhin 59 Kilometer ohne Sprit – und schlägt damit zugleich eine Brücke in die Zukunft. Denn wenn Designchef Marc Lichte recht behält und der nächste A8 wirklich so wird wie der Grand Sphere von der IAA in Frankfurt, dann fährt der künftig nur noch elektrisch.
Auf dem Papier sieht auch der neue A8 ziemlich alt aus. Denn die S-Klasse fährt als Plug-In fast doppelt so weit oder als EQS ganz elektrisch, und beim Siebener wird es nicht anders sein. Außerdem gibt es bei den Schwaben zumindest im Maybach weiterhin einen Zwölfzylinder. Und mit der erweiterten Hinterachslenkung ist die S-Klasse so handlich wie keine andere Limousine in der Fünf-Meter-Liga.
Doch in der Praxis hat man das schnell wieder vergessen und genießt im A8 die unaufgeregt-luxuriöse Atmosphäre eines gehobenen Business-Hotels, das mit seinem eingespielten Service punktet, mit seiner Funktionalität und seinen geschmeidigen Abläufen und nicht mit schillerndem Tand und allerlei Firlefanz. Denn als wäre man Stammgast in der Executive-Suite, findet man sich im A8 auf Anhieb zurecht und freut sich mit jedem Meter an der vornehmsten Form der Fortbewegung, die Audi aktuell zu bieten hat. Gediegen, ohne gleich behäbig zu sein, souverän mit einer Prise Sportsgeist und auf Wunsch so vorausschauend komfortabel, das man sich auf watteweiche Wolken gebettet fühlt und mit rosa Laune in die Woche startet.
Dass sie in Ingolstadt aber buchstäblich noch mehr draufhaben, dass beweisen die A8-Macher mit dem Facelift ihren wichtigsten Kunden – den Chinesen. Denn eigens für die gibt es neben dem Standard-Modell von 5,19 Metern und dem A8L von 5,32 Metern künftig auch einen Horch, der mit nochmal 13 Zentimetern mehr Radstand, mehr Platz im Fond und mehr Lametta am Grill gegen Maybach & Co antritt – und dann noch einmal in einem ganz anderen Licht erstrahlt. Damit sichert sich Audi zumindest gegenüber BMW eine Position, die der Münchner Nachbar auch mit dem Generationswechsel nicht einnehmen wird. Denn wer aus der Hauptstadt mehr will als den langen Siebener, den schickt BMW für gewöhnlich zu Rolls-Royce.