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Nissan Z: Selten so gelacht

Sie bauen Traumwagen, für die Petrolheads siebenstellige Summen zahlen und trotzdem drei Jahre Lieferfrist nehmen. Doch heute interessiert sich bei Singer Vehicle Design in Los Angeles keiner für die Re-Imaginationen des Porsche 911, die hier binnen 4.000 Stunden Handarbeit auf Basis alter 964er entstehen. Sondern jeder, der heute zur Arbeit kommt, spricht über den gelben Nissan Z draußen auf dem Besucherparkplatz. Und morgens beim Coffeestopp ist das nicht anders, genau wie beim Lunch oder beim Dinner, beim Tanken oder an der Ampel – selten hat ein Auto so viel Aufmerksamkeit erregt wie das handliche Sportcoupé, das in diesem Frühjahr zu Spottpreisen ab 40.000 Dollar auf den US-Markt kommt und in Deutschland leider keine Chance mehr hat, weil Nissan sich dem CO2-Diktat aus Brüssel unterwirft und zu klamm ist für ein paar Sonderzahlungen an den Klimafonds. 

Dabei hätten die Japaner einen Stimmungsmacher wie den Z doch so nötig. Denn abgesehen vom mittlerweile fast schon museumreifen GT-R, der ohnehin in seiner eigenen Liga fährt und nie einen Anschluss an die Nissan-Welt hatte, ist kaum eine andere Marke so lustlos geworden wie zumindest der europäische Arm der japanischen Renault-Schwester. Allein der Vernunft verpflichtet, wirkt dagegen selbst Toyota mittlerweile frech und frisch, wenn die Welt nur noch aus Crossovern oder Kastenwagen besteht und der stärkste Verbrenner ein 1,3 Liter großer Vierzylinder mit 158 PS ist.

Dabei wissen sie doch schon seit 1969 wie es geht. Denn damals haben sie als Antwort auf Mustang und Corvette noch unter dem Namen Datsun die Fairlady Z aufgelegt und damit das erste Kapitel eines PS-Mangas geschrieben, das nun schon über 50 Jahre und sieben Generationen währt – und nun zumindest daheim in Japan sowie in den USA seine Fortsetzung findet. 

Und was für Eine. Denn geschickt mit ein paar schnellen Strichen mit dem Ur-Modell verlinkt und trotzdem mit klaren Linien und vor allem mit messerscharfen LED-Signaturen so fit für die Zukunft gemacht, dass man ihm sogar einen Elektroantrieb abnehmen würde, sieht der neue Z nicht nur grandios aus und stiehlt selbst im Supercar-Paradies Los Angeles all den eiligen Eitelkeiten die Schau. Sondern er fährt auch so.

Nach den Regeln der alten Schule mit einem starkem Motor im langen Bug und großen angetriebenen Rädern im Heck konzipiert, kurz und knackig dimensioniert, straff abgestimmt und direkt ausgelegt, fremdelt das Coupé zwar ein wenig mit dem Stadtverkehr, weil die breiten Fugen im schartigen Beton bisweilen hart ins Steißbein durchschlagen und die Übersicht nicht eben die beste ist. Und es gibt auch geschicktere Autos zum Einkaufen, als ein Coupé mit hoher Ladekante und offener Gepäckwanne, in der spätestens nach zwei Kurven und einem Ampelsprint die Einzelteile herumkullern wie die Kugeln in einer Pachinko-Halle. 

Doch erstens ist die stetige Bewunderung der anderen Verkehrsteilnehmer ja ein schöner Trost, genau wie die verdutzten Gesichter all jener, die an der Kreuzung nach dem Kavalierstart zurückbleiben. Und bei einem Sprintwert von kaum mehr als vier Sekunden sind das einige. Und zweitens locken hinter Los Angeles ja die Hollywood Hills, wo schließlich andere Qualitäten zählen.

Zum Beispiel die des V6-Biturbo, den sich Nissan von der noblen Schwester Infiniti ausgeliehen hat. Aus wie auch beim letzten Z drei Litern Hubraum holt der mittlerweile stolze 400 PS und geht mit bis zu 475 Nm so geschickt zu Werke, dass einem selbst die etwas gemächliche 9-Gang-Automatik nicht den Spaß verderben kann. Außerdem gibt es ja für Handwerker auch ein manuelles Sechsgang-Getriebe. 

Lustvoll brüllt der Motor auf, dreht freudig hoch, und während das heißere Lied der Leidenschaft von den hohen Felswänden zurück hallt, als wolle es den Fahrer noch anfeuern , treibt der Sechszylinder den Wagen schnell und immer schneller auf den Gipfel. Die senilen Schleicher und die verklärt dahintranenden Touristen verschwinden mit einem Gasstoß im Rückspiegel, während sich der messerscharfe Nissan Meile für Meile ein dickes Stück vom Fahrspaß-Kuchen abschneidet. Denn plötzlich freut man sich an der Härte des Fahrwerks und die Lenkung kann gar nicht mehr Straff genug sein, wenn es durch den Topanga-Canyon geht oder über den legendären Mullholland-Drive.

So wird jeder Kurve das Grinsen breiter, mit jeder Steigung steigt auch die Laune und wenn man nach ein, zwei Stunden mit schweren Armen und nassem Rücken hoch über Hollywood auf einem Parkplatz steht und zufrieden auf den Pazifik herunter schaut, dann mit einem Lachen, wie man es bei Nissan-Fahrern schon lange nicht mehr gesehen hat. 

Schade nur, dass dies ein ziemlich seltenes Vergnügen bleiben wird und der Preis dafür ziemlich hoch ist, selbst wenn das Auto selbst das Zeug zum Schnäppchen hat. Denn zu den 40.000 Dollar kommen halt immer noch das Geld und die Zeit für den Flug in die USA, weil es leider nicht zu erwarten, das sie bei Nissan nochmal umdenken und den Z nach Europa holen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und zumindest einen Trost haben die Japaner für die Petrolheads diesseits des Atlantiks noch. Irgendwann kommt ja vielleicht tatsächlich der überfällige Nachfolger des GT-R. Und mit dem ist so viel zu verdienen, dass man dafür auch ein paar CO2-Credits einlösen kann .

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