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Ford Grand Tourneo Connect: Kein Nutzfahrzeug

Der Ford Tourneo Connect geht in seine dritte Generation mit der Unterstützung von Volkswagen. Denn er steht dank einer entsprechenden Kooperation auf dem Modularen Querbaukasten. Ob er dadurch die vielgelobten Qualitäten des neuen Caddy erbt, stellt sich im Test heraus.

Wer das Bild unten sieht, fragt sich vielleicht, ob wir vom fröhlichen Plattformtauschen auch verwirrt worden sind. Denn das Heck des Tourneo Connect gleicht jenem des VW Caddy beinahe aufs Haar. Abgesehen von ein paar Sicken rund ums Nummernschild und dem Layout der Leuchten in der sonst identen Form sind der Amerikaner und der Deutsche Zwillinge. Auch die Seitenansichten könnten sich nicht ähnlicher schauen, wenn sie zwei Eier wären. An der Front jedoch hat Ford dem Hochdachkombi die eigene DNA eingeflößt. An Scheinwerfern und Grill erkennt man das Markengesicht klar und deutlich wieder.

Im Cockpit gibt es gemischtes Faschiertes. Während das generelle Layout komplett von VW übernommen wurde, unterscheiden sich ein paar Details. Zwar hat es der Infotainmentscreen samt der unsäglichen Touch-Leiste darunter in den Ford geschafft, wurde aber im Tourneo Connect mit dem firmeneigenen Betriebssystem gefüttert. Außerdem hat unser Testwagen noch ein Stück weiter darunter einige Tasten in petto, auf die man in Wolfsburg verzichtet hat. Am Steuer zeigt man sich wieder eineiig und teilt sich das Lenkrad brüderlich, bis hin zu den Knöpfen. Unser Tourneo darf übrigens einen Allradantrieb von VW sein Eigen nennen, geschaltet wird aber per Hand. Und das, obwohl bei anderen Antriebsversionen sehr wohl eine Automatik zu haben ist – auch darin gleichen sich aber die beiden Kollegen.

Macht aber nichts, die sechs Gänge sind angenehm zu sortieren und bringen die 122 PS und 320 Nm Drehmoment des 2,0 Liter-Dieselvierzylinders gepflegt auf die Straße. Der ganz große Dynamiker ist er mit seinen 12,1 Sekunden auf 100 natürlich nicht, aber wie schon der Caddy muss auch der Tourneo für seine Pkw-Fahreigenschaften gelobt werden. Von lustlosem Nutzfahrzeug-Herumgeeiere kann keinesfalls die Rede sein. Vorwärts geht es angemessen flott und auch in der Kurvenausfahrt steigt man gerne mal etwas eher aufs Gas als in anderen Fahrzeugen dieser Klasse. Das ist auch insofern bemerkenswert, weil wir die Langversion testen. Und bei 4,87 Metern Länge fühlt sich ein Auto sonst schnell mal behäbig an.

Platz haben im Testwagen Grand Tourneo Connect übrigens sieben Personen. Die dritte Reihe gibt es auf Wunsch auch in der viereinhalb Meter kurzen Version, dürfte dann orthopädisch aber eher keine Empfehlung bekommen. Opulente Beinfreiheit herrscht zwar auch dank der knapp vierzig Zentimeter mehr nicht unbedingt, aber reine Notsitze sehen anders aus. Außerdem bleibt so dennoch ein ordentlicher Kofferraum zusätzlich übrig, ohne dass man die Sitze umklappen muss. Das geht bei Bedarf ruckzuck und dann hat Gepäck schon richtig viel Platz – wenn auch die umgelegten Sitze für eine unpraktische Stufe sorgen. Der Tourneo Connect hat sich aber auch als Siebensitzer der einen oder anderen Transportaufgabe tapfer gestellt und sie brav gelöst.

Der Grand Tourneo Connect mit Allrad startet bei 43.202 Euro. Da ist das Ende der Fahnenstange aber nicht erreicht, es gilt noch, aus zahlreichen Optionen zu wählen. Das Panoramaglasdach etwa weiß im Testauto jedenfalls zu gefallen, gerade weil es für dieses Segment nicht gerade üblich ist.

Dass der Ford Grand Tourneo Connect den faden Nutzfahrzeugsstempel ablegen kann, liegt zu einem großen Teil an der Hilfe vom Caddy, gar keine Frage. Das macht den Amerikaner aber nicht zu einem schlechteren Auto, als er ist. Sind wir uns doch mal ehrlich: Egal wie smooth er sich fährt, in diesem Segment ist immer noch der Nutzwert der entscheidende Faktor. Und davon hat der Tourneo jede Menge im Gepäck. Dass er oben drauf noch mit ansprechender Fahrleistung punkten kann, macht ihn zu mehr als nur einem Nutzfahrzeug. Und das steht ihm sehr gut.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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