Kaktus zum Kuscheln
Citroen’s C4 Cactus auf Komfortoffensive
Hauptsache anders. Wenn Citroen den Mainstream bedient hat, sind die Franzosen in der Masse untergegangen. Doch egal ob Ente, DS oder später Picasso und Pluriel – immer wenn sie ihren eigenen Weg gehen, haben die Franzosen Erfolg oder genießen zumindest ein hohes Ansehen. Deshalb müht sich die kleine Schwester von Peugeot seit einigen Jahren redlich um eine stärkere Identität, leistet sich auch im Konzernverbund einen gewissen Eigensinn und legt dabei jetzt noch einmal nach.Von Thomas Geiger
Dabei setzt Jackson vor allem auf ein neues Detail, das perfekt zu Citroen passt. Denn als erstes Auto in Europa bekommt der C4 Cactus eine Federung mit progressivem hydraulischem Anschlag. Das klingt kompliziert und hat den Franzosen 20 Patente eingebracht, ist aber eigentlich ganz einfach: Weil die hydraulischen Anschläge auf beiden Seiten für Zug und Druck sorgen, arbeitet die Federung je nach Beanspruchung in zwei Etappen: Bei leichtem Druck kontrollieren Feder und Dämpfer gemeinsam die vertikalen Bewegungen, können aber einen weiteren Weg nutzen, so dass der Cactus tiefer eintaucht. Bei größerem Druck und stärkerer Entlastung arbeiten Feder und Anschlag gemeinsam mit dem hydraulischen Anschlag, schluckt der die Federenergie und führt sie ab, statt sie mit einer lästigen Rückfederung wieder ins System einzuspeisen. Das soll den C4 Cactus zum fliegenden Teppich in der Kompaktklasse machen und zugleich die vielen Hydropneumatik-Fahrwerke zitieren, die Citroen seit dem DS auf den Markt gebracht hat.
Auch die zweite wichtige Neuheit will mehr Wohlbefinden erreichen. Denn im ebenso luftigen wie lichten Innenraum gibt es jetzt die ersten Advanced Comfort-Sitze mit einem speziellen Polsterschaum, der sich, ähnlich wie manche Matratzen, besonders bequem an den Körper anschmiegt. Weil er obendrein knapp zwei Zentimeter dicker ist als bei herkömmlichen Autos und die Sitze enger beisammenstehen, wirken sie eher wie Sessel oder Sofas statt wie automobile Sitzmöbel.
Dazu gibt es zum Segen der Digital Natives ein neues Maß an Connectivity für das Touchscreen-System neben dem digitalen Tacho und mittlerweile ein glattes Dutzend Assistenzsysteme bis hin zur elektronischen Pausenempfehlung nach einer Fahrzeit von mehr als zwei Stunden bei über 70 km/h. Hightech-Feature wie die LED-Scheinwerfer von Golf oder Mégane sucht man allerdings genauso vergebens wie eine automatische Abstandsregelung.
Auch unter der Haube hat der Cactus eher stumpfe Stachel und muss sich deshalb mit mäßigen Motoren begnügen: Bei den Benzinern sind das die Dreizylinder mit 82, 110 oder 130 PS und bei den Dieseln zwei Vierzylinder mit 100 und später 120 PS. Selbst wenn Citroen bislang weder Fahrleistungen noch Verbrauchswerte verrät, braucht es nicht viel Phantasie für die Annahme, dass Citroen damit keine großen Stiche macht. Aber dieser Kaktus will ja auch nicht stechen, sondern lieber kuscheln.