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Porsche 718 T: Ernsthafter Sportler

Goldene Mitte

Porsche 718 T: Ernsthafter Sportler

Ein bisschen mehr Sport für ein bisschen mehr Geld: Nachdem der Elfer ein T angehängt bekommen hat, wird dies nun auch den 718er-Modellen zuteil.

Von Thomas Geiger

Frisösen-Feger, Billig-Bolide und Schwiegermutter-Sportwagen – so richtig gut ist der Ruf von Porsche Boxster und Cayman nicht. Erst recht nicht, seitdem die Schwaben nicht nur das Kürzel 718 auf den Heckdeckel geklebt, sondern auch einen Vierzylinder hinter die Sitze geschraubt haben. Wer sich davon lossagen und als echter Porschefahrer gelten will, der musste deshalb bislang zum GTS-Modell greifen. Auch das brennt zwar nur auf vier Flammen, hat aber immerhin 365 PS und ein Design, das keine Zweifel aufkommen lässt.
Doch dummerweise muss man dafür in Deutschland fast 80.000 Euro bezahlen – zu viel für bessere Töchter, Frisösen und Schwiegermütter. Das hat jetzt auch Porsche begriffen und schiebt zur Imagepflege und Preiskorrektur genau wie beim gerade ausgelaufenen Elfer ein T-Modell nach. T steht dabei für Touring und verspricht ein bisschen mehr Sport und Spaß auch in der Basis – für nicht ganz so ambitionierte Preise. Schließlich kostet der pünktlich zum Frühjahr lieferbare Breitensportler als Roadster dann nur noch 65.070 und als Coupé 63.047 Euro in Deutschland.
Für einen Aufpreis von rund 9.000 Euro auf die Einstiegsvarianten gibt es vor allem ein bisschen mehr Performance-Ausstattung: Das Sport Chrono-Paket, die aktiven Motorlager und die 20-Zöller gehören deshalb jetzt zur Serie. Außerdem haben die Schwaben am Design gefeilt und düstere Anbauteile montiert: Die Spiegelkappen sind jetzt genauso grau wie die in Magnesium lackierten Felgen, die Lufteinlässe in den Flanken sind etwas stärker betont.
Nur von den Türschlaufen darf man sich nicht blenden lassen. Zwar will Porsche den Kunden auch ein bisschen Leichtbau vorgaukeln und bietet gegen Aufpreis sogar Schalensitze an, doch weil es diese Performance-Extras nicht zum Nulltarif gibt, wiegt der Wagen sogar 15 Kilo mehr als das Grundmodell.
Einzig am Motor ändert sich nichts – und damit auch nicht an den Fahrleistungen: Es bleibt bei 300 PS und 380 Newtonmeter genauso wie bei einem Sprintwert von 5,1 Sekunden für den Handschalter und 4,7 Sekunden für die Version mit Doppelkupplung. Und egal, wie fest man aufs Gas steigt, mehr als 275 km/h sind auch künftig nicht drin.
Doch obwohl die Eckdaten identischen sind, fühlen sich Boxster und Cayman mit dem T auf dem breiten Hintern deutlich engagierter an: Mit dem Sportfahrwerk und einem zwei Zentimeter tieferen Schwerpunkt hat man ein besseres Gefühl für die Straße, die aktiven Motorlager bringen bei verschärfter Gangart Ruhe in den Aufbau und mit Torque Vectoring und mechanischer Hinterachssperre kommt man noch flotter ums Eck.
Kaum ist man aus der Stadt geflüchtet und auf einer einsamen Landstraße unterwegs, werden Boxster und Cayman deshalb lebendig und schießen mit geschärften Sinnen davon: Spurtreu und spurtstark, gierig und giftig wird die Landpartie so zum eiligen Lustwandel, die Geraden können gar nicht kurz genug sein und schnell brennt jenes Feuer im Fahrer, dass die normalen 718er nur schwer entflammen können. Selbst an den Vierzylinder-Klang kann man sich gewöhnen.
Nur auf der Autobahn verliert der Zweisitzer dann wieder etwas Reiz. Denn dort verblasst nicht nur der Klang der kleinen Kraftwerke, ihnen geht auch irgendwann einfach die Luft aus. Aus dem Sprint wird so ein Dauerlauf, der sich bis zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit durchaus ein bisschen ziehen kann.
Sie sehen ein bisschen flotter aus und fühlen sich zumindest auf der Landstraße auch so an. Damit bieten die Touring-Modelle tatsächlich ein ebenso vernünftiges wie vergnügliches Upgrade für Boxster und Cayman – und retten die beiden Breitensportler zugleich über den Rest ihrer Laufzeit. Denn gute zwei Jahre nach der großen Modellpflege wird viel Neues sonst wohl nicht mehr kommen, bevor es zum Anfang der neuen Dekade einen Nachfolger gibt. Der könnte dann allerdings umso mehr Neues bieten. Denn während Porsche beim Elfer als Urmeter der Marke die elektrische Revolution so lange wie irgend möglich hinauszögert, spricht einiges dafür, dass es die nächste Generation von Boxster und Cayman nur noch elektrisch geben wird.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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