Mercedes CLA
Mehr als nur eine größere A-Klasse
Fast 4,70 Meter lang, bereits in der Basis mindestens 31 476 Euro teurer und problemlos über 50.000 Euro zu treiben – mit der Kompaktklasse hat der neue Mercedes CLA nicht mehr viel gemein. Sondern wenn im Mai als jüngste Spielart der MFA-Plattform die zweite Generation des viertürigen Coupés zu den Händlern kommt, wächst die A-Klasse gar vollends über sich hinaus und klopft lautstark an die Tür zur Mittelklasse.
Von Thomas Geiger
War die Positionierung als Spitzenmodell der Familie vor fünf Jahren und 750.000 Zulassungen noch vergleichsweise leicht verständlich, tut man sich mit dem Einsortieren des neuen CLA allerdings ein bisschen schwerer. Denn erstens gibt es daneben neuerdings ja auch noch eine A-Klasse Limousine und zweitens kommt das Coupé der C-Klasse mit seinem neuen Format ein gutes Stück näher und lässt die große Baureihe mit der jüngsten Generation des Infotainment-Systems MBUX und ihrem großen Touchscreen im Cinemascope-Cockpit buchstäblich alt aussehen.
Das zumindest sind die Gedanken, die man sich bis zur ersten Testfahrt macht. Doch kaum sitzt man hinter dem Lenkrad und fährt ein paar Kilometer, klärt sich so langsam das Bild und die Abgrenzung zu den anderen Mercedes-Modellen wird etwas leichter: Die A-Klasse-Limousine überragt der CLA nämlich nicht nur um 14 Zentimeter, die sich Mercedes mit stolzen 4.000 Euro Preisaufschlag bezahlen lässt. Sondern vor allem wegen seiner vorn und hinten um jeweils rund sechs Zentimeter breiteren Spur fährt er auch etwas souveräner, sportlicher und entspannter. „So, wie man es eben von einem Coupé erwartet“, sagt einer der Entwickler.
Und etwas schnittiger aussehen tut der CLA natürlich auch, seit er die Haifischnase seines großen Bruders trägt und mit dem Generationswechsel den hässlich hängenden Hintern gestrafft bekommen hat.
Auch die Unterschiede zu der mit ähnlicher Leistung nur 1.000 Euro teureren C-Klasse werden schnell deutlich: Denn so gut die Doppelkupplung auch ist, kommt sie nicht an den seidigen Komfort der Wandler-Automatik heran, und so redlich sich der 2,0 Liter große Vierzylinder im CLA 250 mit seinen 224 PS und 350 Nm um Vortrieb müht und so flott man bei einem Sprintwert von 6,3 Sekunden und einem Spitzentempo von 250 km/h auch unterwegs sein mag, klingt der Vierzylinder einfach laut und lustlos und muss sich mehr Mühe geben als ein souveräner Sechsender.
Und im Innenraum gibt es das vertraute Layout mit beleuchteten Lüfterdüsen im Turbinen-Style, der flimmernden Bildschirmlandschaft und dem neuen Bediensystem MBUX, das stets weiter dazu lernt. Der digitale Co-Pilot hört deshalb gründlicher zu als bisher, glänz mit reichlich Allgemeinwissen aus dem Web und beantwortet mehr Fragen und wird zum Fitnesscoach.
Vor allem aber erkennt MBUX mittlerweile auch Gesten, so dass ein Fingerzeig genügt, um etwas das Licht anzuschalten oder die Menüs auf dem Bildschirm zu wechseln. Und wer zwei Finger zum V spreizt, der kann damit auch einen zuvor selbst definierten Befehl abrufen und sich so zum Beispiel ganz ohne Worte nach Hause navigieren lassen.
Auch wenn sich der CLA redlich um eine eigene Position in der Modellpalette müht, zeigt er doch, wie schwierig mit dem Aufstieg der Kompakten die Abgrenzung zu den „echten“ Mercedes-Modellen geworden ist. Und dieses Problem wird in Zukunft nicht kleiner. Denn schon in ein paar Wochen kommt auf der gleichen Basis für die Lücke zwischen GLA und GLC ein GLB – und wird den Kollegen in der SUV-Sparte die gleichen Kopfschmerzen bereiten.