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Toyota Supra: Fahr zur Hölle!

Fahr zur Hölle!

Der neue Toyota Supra

Ja, auch bei Toyota haben Sie Lust und Leidenschaft. Davon war zwar in den letzten Jahren nicht sonderlich viel zu spüren, selbst wenn Firmenchef Akio Toyoda fast gebetsmühlenartig den Fahrspaß beschworen hat. Doch dafür kommt die Emotionen jetzt geballt. Denn nach fast 20 Jahren Wartezeit und bald zwei Jahren Vorspiel bringen die Japaner ab Juni zu Preisen ab 62.900 Euro endlich den Supra zurück und sorgen damit für ein nervöses Zucken im rechten Fuß der Vollgasfraktion.

Von Thomas Geiger
Zwar betont Projektleiter Tetsuya Tada, dass das maßgeblich vom Gazoo Racing Team entwickelte und abgestimmte Coupé ein waschechter Toyota sei und mit aufgeladenem Reihensechszylinder und Heckantrieb fest verankert ist in der Tradition des Supra. Denn spätestens seit das Coupé 1986 in der dritten Auflage mit dem internen Code A70 aus der Celica-Familie herausgelöst wurde, gilt das als die Formel für Fahrspaß, wie ihn kein anderer Toyota bietet. Aber im Grunde ist der Supra nicht viel mehr als ein BMW Z4 mit geschlossener Karosserie. Denn sowohl die Bayern als auch die Japaner wollten sich so ein Nischenmodell nur gemeinsam leisten, weil sonst die Stückzahlen zu gering gewesen wären.
Doch die bayerischen Wurzeln sind kein Schaden, nicht umsonst rühmt sich BMW als Gralshüter der Fahrfreude und teilt dieses Pfund bereitwillig mit dem Kooperationspartner: Der aufgeladene Dreiliter mit seinen 340 PS und 500 Nm ist eine Wucht, die Achtgang-Automatik von ZF beherrscht spielend den Spagat zwischen Gleiten und Fighten und das elektronische Sperrdifferential an der Hinterachse macht den Supra gar vollends zum Kurvenräuber. Dazu ein kurzer Radstand und eine breite Spur, geringes Gewicht und ein niedriger Schwerpunkt – fertig ist eine Spaßgranate, für die man nicht nur einen Führer- sondern eigentlich auch einen Waffenschein braucht.
Denn kaum hat man sich ganz nah am Asphalt hinter das Lenkrad gekauert, werden Mensch und Maschine eins, die Augen fixieren den Horizont und alles im Fahrer schreit danach, dem Blick möglichst schnell zu folgen. Und der Toyota folgt diesem Wunsch wie kein anderer: Das Sportprogramm ist standardmäßig aktiviert, der Motor lockt mit einem aufmunternden Grummeln und kaum senkt sich der rechte Fuß, schießt der Supra davon: Von 0 auf 100 sprintet er in gerade mal 4,3 Sekunden, das Überholen wird zum Kinderspiel und dass bei 250 km/h schon wieder Schluss ist, liegt eher an der höflichen Rücksicht auf den Kooperationspartner BMW als am Elan des Sechszylinders.
Aber es ist ohnehin nicht das Tempo alleine, dass den Supra auszeichnet. „Denn nüchterne Zahlen sind nur die halbe Wahrheit“, sagt Projektleiter Tada. Die andere Hälfte sind die Emotionen, die der Sportwagen von der ersten Kurve an schürt: Leidenschaftlich, ja fast schon lasziv tänzelt er entlang der Ideallinie, kitzelt mit einem sehr agilen Heck die Nerven, nur um sie mit einem souveränen ESP gleich wieder zu beruhigen und lässt dabei jene Fahrfreude aufkommen, die Toyota-Fans bis hinauf zum Firmenchef Akio Toyoda so lange vermisst haben.
So bringt der Supra schon nach wenigen Kilometern das Herz zum Rasen und das Blut zum Kochen und verwandelt jede Landstraße in einen Abschnitt jener Strecke, auf der die Ingenieure den Supra maßgeblich abgestimmt haben: Die Nordschleife des Nürburgrings. Die hat es den Japanern so angetan, dass sie die Grüne Hölle sogar im Namenszug des Supra verewigt haben. Denn wer genau hinschaut, erkennt im S die Kurvenkombination von Wehrseifen.
Während der Supra innen in vielen Details verdächtig an BMW erinnert und nur ein paar neue Konsolen etwa vor dem digitalen Tacho die Verwandtschaft kaschieren, haben sich die Japaner außen gründlicher emanzipiert: Es gibt nicht nur kein gemeinsames Blechteil, sondern zum ersten Mal seit langem bei Toyota ein Design, das auf- aber nicht aus der Reihe fällt. Sondern der Supra strotzt schon im Stand nur so vor Kraft, lässt den Z4 wie einen Chorknaben wirken und stiehlt selbst sehr viel teureren Sportwagen die Schau.
Zwar feiern die Japaner mit der neuen Generation des Supra das würdige Comeback einer Legende. Doch auch nach bald 20 Jahren ist das Warten für die allermeisten Kunden noch nicht vorbei: Weil die gemeinsame Produktion von Z4 und Supra bei Magna in Graz arg limitiert ist und Toyota für dieses Jahr für ganz Europa nur 900 und für das nächste Jahr nur 1.500 Supra eingeplant hat, dürfte die Geduldsprobe wohl noch ein bisschen weitergehen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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