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Another one bites the Duster

Das Ende der außergewöhnlichen Gentlemen

Another one bites the Duster

Der Duster ist der wohl erfolgreichste Dacia hierzulande. Zum kleinen Preis von rund 12.000 Euro ist der Duster das billig SUV, auf das alle gewartet haben. Doch ist billig gleich billig und was bekommt man für sein Geld? Und warum zum Teufel darf ich beim Duster kein Gentleman mehr sein?

Text: Tizian Ballweber

Freitagmittag und das Wochenende steht vor der Tür. Was gibt es da schöneres als mit der besseren Hälfte einen kleinen Ausflug zu machen? Zuerst also mal den fahrbaren Untersatz klargemacht. In diesem Fall den Dacia Duster in der höchsten Ausstattungsstufe „Prestige“. Die beinhaltet neben 17 Zoll Leichtmetallfelgen, abgedunkelten Scheiben, Totwinkel-Warner und einer Einparkhilfe mit Rückfahrkamera auch ein Radio-Navigationssystem. Und das ist nicht nur unglaublich einfach zu bedienen, sondern auch sehr übersichtlich. Alles in allem klettert der Preis bei gezeigtem Testwagen auf rund 20.000 Euro. Ein gutes Preisleistungsverhältnis.
Technisch kann man den Duster durchaus als „auf dem neuesten Stand“ bezeichnen. Doch in den Details merkt man, dass der Stand dann doch ein paar Jährchen alt ist. Etwa bei der Geschwindigkeitswarnung. Fährt man schneller als es die Verkehrsordnung vorsieht, macht sich der Dacia durch ein Piepsen bemerkbar und verweist auf die Geschwindigkeitsübertretung. Praktisch wenn man in der 30er Zone 35 fährt. Nervig, wenn man auf der Autobahn nur mit 110 statt den eigentlich erlaubten 130 km/h unterwegs ist. Aber es gibt noch einen viel schlimmeren Minuspunkt:
Nun ist es so, dass ich mich durchaus als Gentleman bezeichnen würde. Meiner Liebsten zum Beispiel halte ich immer die Tür auf – egal ob Haus- oder Autotür. Und nein, folgender Spruch gilt hier nicht: „Wenn ein Mann einer Frau die Autotür öffnet ist entweder die Frau neu oder das Auto.“ Ich mach das einfach gerne. Doch beim Duster tu ich mir da schwer. Das praktische Keyless-Go System schließt die Tür schon auf, wenn ich zum Auto hingehe. Ich muss nichts berühren – cool Sache. Mache ich dann meiner Freundin die Tür auf und gehe, wie es sich gehört, vorne ums Auto, sperrt sich der Duster ab und meine besser Hälfte ein. Dazu kommt dann noch ein kleines Hupkonzert. Nach einigen Tagen mit dem Duster hab ich nur darauf gewartet, dass eine Nachbarin aus dem Fenster schreit: „Schau, da Ballweber sperrt scho wieder sei Freundin im Auto ein.“ Wenn ich einstiegen möchte und hinten rum gehe, bleibt das Auto offen. Aber ein Gentleman geht nicht hinten rum, so sieht die Herzdame einen ja nicht.
Nach dem kleinen Ärgernis, jedes Mal kurz vor dem Losfahren, lässt es sich im Klein-SUV aus Rumänien gut reisen. Mit meinen 1,95 habe ich gut Platz, die Sitze sind bequem und die Sitzheizung feuert ordentlich an. Die Rundumsicht ist ausgezeichnet, die Sitzhöhe so, wie man es sich erwartet. Die Materialien… naja, irgendwo muss gespart werden. Viel Plastik, das aber wertig und solide verarbeitet ist. Leder fehlt zwar auch, aber das braucht man auch nicht unbedingt.
Der Benziner in unserem Testwagen leistet 125 PS, die er gut auf die Straße zu bringen weiß. Die Power ist mehr als ausreichend für den Stadt- und Überlandverkehr. Die 6-Gänge werden manuell eingelegt und die Schaltwege sind etwas lang, aber das stört nicht weiter. Wer trotzdem lieber eine Automatik möchte muss auf den stärksten Diesel mit 110 PS zurückgreifen. Kollege Barcelli hat den schon getestet. Unser Benziner ist aber eine gute Wahl. Der Verbrauch lag im Test bei etwa 7 Litern.
Zur Dynamik muss man nicht viel sagen. Mir fällt da auch nicht viel ein. Es ist ein Auto, es fährt sich gut und es passt einfach. Der Dacia Duster ist jetzt nicht gerade das Fahrzeug, das die Herzen von Benzinbrüdern und –schwestern höher schlagen lässt, für alle, die aber gerne günstig und dennoch bequem von A nach B kommen, ist der Duster wohl das richtige SUV.

Man kann ihn also mögen, den Duster. Und schließlich gibt es nur noch sehr wenige Gentlemen für deren Aussterben man ihn nicht verantwortlich machen kann.

Tizian Ballweber

Der „Underdog aus dem Ländle“ ist Experte für (prä-)historische Fahrzeuge und alles, was aus den US of A stammt.

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