Gegen ihn sieht selbst der neue Mercedes SL ziemlich alt aus – vom Bentley Continental GT, dem Porsche 911 oder dem 8er BMW ganz zu schweigen. Denn wenn Audi jetzt zum Concours d’Elegance in Pebble Beach sein neues Skysphere Concept enthüllt, schlagen die Bayern nicht nur eine ebenso elegante wie innovative Brücke in die Zukunft, sondern mischen endlich auch mit im Segment der Luxusroadster, in dem sie selbst mit dem offenen R8 nie so recht Fuß fassen konnten. Dabei ist das eine Liga, in der sich die Herren der Ringe durchaus auskennen, wie etwa der legendäre Horch 853 aus den 1930ern beweist.
Dieser fulminante Zweisitzer, der vor ein paar Jahren den Concours in Pebble Beach gewonnen hat, war für Designchef Marc Lichte der Ausgangspunkt für eine ebenso lustvolle wie luxuriöse Zeitreise, die allerdings so gar nichts mit Retro-Design zu tun hat. Sondern der Skysphere ist ein futuristischer Raumgleiter aus dem Windkanal, der die Audi-Formensprache mit noch markanteren Lichtsignaturen im technisch überflüssig gewordenen Kühlergrill, mit schärferen Linien und voluminöseren Flanken weiter voranbringt.
Außer Auftritt und Abmessungen haben die beiden Roadster deshalb nichts miteinander gemein – und selbst da genügt ein Knopfdruck, um sie buchstäblich weiter auseinander zu rücken. Denn das Highlight des Hinguckers aus dem neu eröffneten Designstudio in Malibu ist sein variabler Radstand, der vom gewählten Fahrmodus abhängt: Wer dynamisch unterwegs ist, der kauert in einem extrem flachen Zweisitzer von 4,94 Metern Länge und wird vom futuristischen Interieur umschmeichelt wie in einem Sportwagen. Wechselt man dagegen ins GT-Profil, streckt sich das Auto um 25 Zentimeter und der Fahrer wird zum Passagier. Denn während die Stirnwand nach vorne wandert, schwenken Pedale und Lenkrad weg und schaffen so viel Platz wie in der First-Class eines Fliegers. Und wer sich dabei tatsächlich nicht an der Landschaft ergötzen will, dem steht auf dem durchlaufenden Display ohne sichtbare Schalter und Knöpfe reichlich Infotainment zur Verfügung, das über neue Vernetzungen mehr Möglichkeiten bieten soll als je zuvor.
Zwar mögen riesige Bildschirme, enge Verknüpfungen mit der Welt und dem Web sowie hohen Datenraten eine stete Lockung für die Generation Smartphone sein. Doch haben die Ingenieure dem eine attraktive Alternative entgegengesetzt: Mehr als 600 – natürlich elektrische und deshalb emissionsfreie – Pferdestärken und 750 Newtonmeter auf der Hinterachse, über 500 Kilometer Reichweite aus Batterien mit mehr als 80 kWh, eine agile Hinterachslenkung und ein adaptives Fahrwerk sollten reichen, den Blick bisweilen auch mal auf die Straße zu richten und den Erlebniswert nicht allein der Elektronik zu überlassen.
Als erstes von drei Showcars unter dem Arbeitstitel „Sphere“ soll der Luxusroadster nicht nur das Hohelied auf den automobilen Hedonismus singen, das sie in Pebble Beach besser verstehen als überall sonst auf der Welt. Sondern er soll auch dabei helfen, den Audi von Morgen dank seines aufwändigen Interieurs und des umfassenden Beiwerks aus Vernetzung und eigenem Ökosystem zunehmend als Erlebnisraum und nicht nur als Fahrzeug zu verstehen. Und anders als die letzten Konzepte aus der AI-Reihe habe der Sphere-Zyklus eine gewisse Bodenhaftung und werde kommende Modelle stark beeinflussen, verspricht Designchef Marc Lichte. Doch bis die Himmelfahrt für Besserverdiener beginnt und aus dem Skyspehere vielleicht mal so etwas wird wie der Nachfolger des R8 Spyder, werden noch ein paar Jahre vergehen – und Autos wie der neue Mercedes SL, der Porsche 911, der 8er BMW und sogar der Bentley Continental GT haben eine Chance, in Würde zu altern.