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BMW 4er Gran Coupé: Sind wir eh noch nicht da?

Das BMW 4er Gran Coupé gehört zu den besten Reiseautos, die es aktuell für (viel) Geld gibt. Besonders als M440i xDrive.

Das Heck des blauen BMW 4er Gran Coupés.
Bullig und böse: Das Heck des BMW 4er Gran Coupés.

„Der Test ist positiv.“ Sowas hörst du seit dem Verlassen der Schule natürlich nie gern. Bei einem Schwangerschaftstest schon gar nicht, da ist dann sowieso Land unter. Aber auch beim Covid-Schnelltest sind zwei Striche bitter. Doppelt bitter, wenn einen die Nachricht am 23. Dezember ereilt, wo du immerhin schon die Hälfte aller Geschenke besorgt hast und deine Weihnachtsreise in wenigen Stunden gestartet wäre. Dreifach bitter, wenn diese Reise im BMW 4er Gran Coupé stattgefunden hätte. Vierfach bitter, wenn’s der M440i ist.

„Der Weg ist das Ziel“ gilt zwar nicht für einen Flugzeugpassagier auf dem Mittelsitz, rechts Mutter mit schreiendem Kind, links der massiv übergewichtige Vater. Im BMW 4er Gran Coupé hat diese Phrase aber ihre Richtigkeit. Wieso das so ist, wollen wir mit unserem BMW 4er Gran Coupé Test klären.

BMW 4er Gran Coupé: Kofferraum

Die Weihnachtsferien gehören zu den forderndsten Reisen. Natürlich auch für einen selbst. Beim Familientreff gilt es sich geschickt durch die thematischen Mienenfelder Migration, Klimawandel und Pandemie zu fädeln. Doch auch dein Auto muss einiges wegstecken. Buchstäblich: Diverse Geschenke brauchen ebenso viel Platz wie Kleidung im Winter generell. Und vielleicht müssen sogar noch Schi untergebracht werden. Mit 470 Litern ist der BMW 4er Gran Coupé Kofferraum auf dem Papier zwar nicht riesig. Die BMW 3er Limousine bietet etwa zehn Liter mehr. Für das abfallende Dach geht das aber schon mehr als in Ordnung. Und dass die Heckklappe so mächtig ist, macht nicht nur optisch was her, sondern erleichtert auch das Einräumen und etwaige Tetris-Spielereien.

Der beladene Kofferraum des BMW 4er Gran Coupés.
Liebes Christkind, da wären noch mehr Geschenke reingegangen. MFG, die Motorblock-Redaktion.

BMW 4er Gran Coupé: Innenraum

Dass der Weg das Ziel ist, hat auch viel mit dem Innenraum zu tun. Der ist natürlich mit feinen Materialien ausgestattet und bestens verarbeitet. Die Sportsitze sind perfekt geschnitten. Überhaupt ist die Sitzposition ein Traum, das passt wie ein maßgeschneiderter Anzug. Das BMW 4er Gran Coupé spielt auch sämtliche digitale Stücke, die man heutzutage so im Portfolio haben muss. Die Sprachsteuerung funktioniert meist einwandfrei, Apple Car Play und so ist obligatorisch. Wer beim Reden viel herumfuchtelt, sollte aber die Finger von der Gestensteuerung lassen, weil man dann oftmals ungewollt den Radiosender wechselt. Stell dir vor, Andi Gabalier will dir gerade erklären, was denn Hulapalu ist, und plötzlich landest du beim Ö1-Morgenjournal.

Der Innenraum des BMW 4er Gran Coupés in Carbon-Optik.
Für das Jahr 2022 gibt es relativ viele Knöpfe im Innenraum. Danke dafür!

Obwohl in Sachen Konnektivität und Digitalität eh alles geboten wird, gibt es trotzdem verhältnismäßig viele Knöpfe und Schalter. Diese erleichtern die Bedienung enorm und sind auch so ins Design integriert, dass der Innenraum nicht altbacken aussieht. Klar, gnadenloser Futurismus geht anders, siehe Mercedes S-Klasse. Aber das hat bezüglich der Intuitivität auch seine Nachteile. Unterm Strich: eine Frage des Geschmacks.

BMW 4er Gran Coupé: Design

Das gilt auch – und ganz besonders – für das Exterieur Design. Objektiv ist festzuhalten: Das neue BMW 4er Gran Coupé läuft nicht mehr Gefahr mit der 3er Limousine verwechselt zu werden, so wie das beim Vorgänger der Fall war. Worauf sich außerdem wohl alle einigen können: Das Heck sieht großartig aus, die Silhouette mit der langgezogenen Motorhaube und der abfallenden Dachlinie ist sowieso zum Niederknien. Wo sich die Geister scheiden, ist an der Front. Wie alle 4er hat auch das Gran Coupé diese gigantische Doppelniere. Sagen wir mal’s so: Wenn der fette Kühlergrill zu einer Motorisierung passt, dann zu der des M440i.

Das blaue BMW 4er Gran Coupé vor der Messe Wien.
Die Silhouette ist zum Niederknien …

Die Reise im 4er beginnt

Von Geschmacksfragen zu objektiven Kriterien. Antigen-Test zwei, drei, vier und fünf meiner Kontaktperson waren negativ, PCR genauso. Mit zwölf Stunden Verspätung ging es dann also doch noch los, in die Obersteiermark, mit ihren kurvigen Landstraßen und Schneefahrbahnen. Zuvor aber noch: Autobahn. War der Reihensechszylinder des M440i in der Stadt naturgemäß recht durstig, so spielt er bei Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h seine Stärken aus. Die Laufruhe ist imposant: Wenn die Achtgang-Automatik in der höchsten Stufe ist, der 3-Liter-Motor niedertourig vor sich hin arbeitet, dann könnte man fast meinen, man sitzt in einem Elektroauto, so seidig läuft die Maschine. Auch dank der guten Dämmung. Und selbst der Verbrauch ist mit rund sieben Litern moderat.

Das BMW 4er Gran Coupé von vorne vor einer U-Bahn-Station.
… über die Front kann man streiten.

Die technischen Daten des BMW M440i

Er kann aber auch anders. Ganz anders. Und zwar dann, wenn man das gesamte Repertoire des Motors abruft. Zuvor noch die trockenen Zahlen: Sechs Zylinder in Reih und Glied, auf die sich insgesamt 2.998 Kubikzentimeter Hubraum aufteilen. Ein Turbo setzt die Maschine ordentlich unter Druck, was übrigens der augenscheinlichste Unterschied zu den Triebwerken von BMW M3 und M4 ist. Die haben nämlich zwei Lader. Hier noch die technischen Daten im Überblick:

  • Leistung: 374 PS
  • Drehmoment: 500 Nm
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,7 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Der Motor des BMW 4er Gran Coupés.
Der längseingebaute Reihensechszylinder.

Man ahnt es schon beim Lesen dieser Zahlen: Der M440i schiebt wirklich mächtig nach vorne. Druck ist in jeder Lebenslage vorhanden, Untermotorisiertheit ein Fremdwort. Egal ob auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten oder vom Stand weg, wo er dank Allradantrieb selbst bei winterlichen Bedingungen mit einem mächtigen Satz nach vorne springt.

Das Heck des blauen BMW 4er Gran Coupés.
Die Schokoladenseite?

Heckbetonter Allradantrieb

xDrive ist beim stärksten 4er Gran Coupé immer mit an Bord. Typisch BMW ist der äußerst heckbetont abgestimmt. Das merkst du natürlich auf der Schneefahrbahn, wenn das ESP Pause hat. Einschlagen, Gas geben, und schon weiß das Auto, wo der Popsch zu sein hat. Aber auch auf einer feuchten Landstraße mit Winterreifen kann’s bei forcierter Fahrt schon einmal passieren, dass man die Kurve mit einem frechen Heckschlenzer verlässt. Witwenmacher ist das BMW 4er Gran Coupé aber freilich keiner, das Fahrverhalten grundsätzlich schön vorhersehbar.

Der BMW 4er Gran Coupé in Fahrt.
Schaut böser, als er sich fährt.

BMW 4er Gran Coupé mit adaptivem M Fahrwerk

Serienmäßig immer mit dabei beim M440i ist das M Sportfahrwerk, optional gibt’s das noch adaptiv. Mangels direktem Vergleich ist es natürlich schwer zu sagen, ob sich die 600 Euro Mehrkosten auszahlen. Vermutlich aber schon. Weil was dieses Fahrwerk für einen Spagat hinlegt, ist schon sehr beeindruckend. Im Komfortmodus auf der Autobahn gleitet man gemütlich dahin und Unebenheiten werden weggebügelt. Im Sportmodus spannt sich die ganze Fuhre dann an, es wird ruppiger, unterm Strich aber immer noch Bandscheiben-freundlich.

Der Infotainment-Bildschirm im Innenraum des BMW 4er Gran Coupés.
Hier spielt die Musik – Teil 1.

BMW M440i Sound

Apropos Sportmodus: Grundsätzlich voluminös und basslastig, aber sehr erwachsen tönend, blubbert das BMW M440i xDrive Gran Coupé in diesem schon einmal vor sich hin. Ein bisserl nachgeholfen wird da zwar auch mit den Boxen, allerdings nicht störend oder gar peinlich, wie das bei manch anderem Auto der Fall ist.

Das Heck des BMW 4er Gran Coupés von der Seite fotografiert.
Hier spielt die Musik – Teil 2.

BMW 4er Gran Coupé Fazit

Wer beim BMW 4er Gran Coupé nach Fehlern sucht, braucht schon eine richtig dicke Lupe, oder besser gleich ein Mikroskop. Das Auto kann verdammt sportlich bewegt werden, Komforteinbussen gibt’s trotzdem keine. Ja selbst der Verbrauch, der sich am Ende des Tests bei knapp über zehn Litern einpendelt (offiziell:8,5 bis 8 Liter) ist okay. Immerhin gibt’s dafür auch Motorleistung ohne Ende. Um die Lobhudelei aber zu relativieren: Der Preis des bestens ausgestatteten Testwagens beträgt 101.702 Euro.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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