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BMW 520d: Der ewig Heutige

Limousine? Diesel? Urgh, das ist ja sowas von gestern! So denkt sicher manch einer heutzutage, schließlich sind mehr oder weniger elektrifizierte SUVs das Gebot der Stunde. BMW kümmert das herzlich wenig, wenn sie ihren 5er in die achte Generation schicken. Natürlich gibt es auch den inzwischen mit Vitamin E, aber die Münchner lassen sich den guten alten Selbstzünder nicht nehmen. Und der 520d beweist, dass er ein Dauerbrenner bleibt.

Fotos: Eryk Kepski

Ein kleines Bisschen steht auch der Diesel beim neuen 5er unter Strom, schließlich ist er mit einem 48 Volt-Mild-Hybrid ausgestattet. Das ist nur zeitgemäß und dürfte niemanden überraschen. Die E-Maschine schiebt ein wenig mit an und sorgt generell für einen reibungslosen Ablauf des Betriebs, da ja auch im 520d ein Berg an Elektronik steckt. Mit 1.850 Kilogramm (1.905 für den Allradler) ist der Selbstzünder aber rund 500 Kilogramm leichter als sein brandneuer elektrischer Bruder. Irgendwie hat man sich schon sehr daran gewöhnt, dass ein Auto ab der oberen Mittelklasse die zwei Tonnen Marke locker knackt, nachdem aktuell alles als Plug-in-Hybrid zu haben ist. Dass der BMW 520d sogar mit knapp über fünf Metern Länge weit davon entfernt ist, wirkt also beinahe schon nostalgisch. Und sogar Hinterradantrieb gibt es hier noch.

Darüber hinaus gibt sich der neue 5er aber auch mit Diesel unter der Haube höchst weltmännisch. Die großen (aber nicht 3er-grotesken) Nieren haben jetzt eine LED-Umrahmung, die Screens im Cockpit stellen jedes Tablet locker in den Schatten und die Assistenzsysteme nehmen sich der Fahrt auf Wunsch weitestgehend an. Braucht man einen derart gigantischen Touchscreen als Infotainment-Hub? Definitiv nicht. Auch weil es nicht nur zig Untermenüs zur Fahrzeugsteuerung gibt, sondern auch noch zahlreiche Extra-Apps. Da wird die Übersicht schon hakelig. Eleganter ginge das auf jeden Fall, aber natürlich steht eine Premiummarke wie BMW irgendwo doch in der Bringschuld, alle Features zu bieten, die die Konkurrenz hat – und dann noch eine Handvoll extra.

Dabei werden die Vorzüge des 5ers gerade in den grundlegenden Disziplin klar. Er walzt ungerührt und souverän über die Straße und bügelt dabei brav alle Unebenheiten in den Boden. Auch die Geräuschkulisse ist ein Traum: Sogar in der Waschstraße bleibt es im Innenraum relativ ruhig. Am Tag danach macht ein Besuch derselben Waschstraße in einem nach einem Wüstenvolk benannten SUV deutlich, dass das nicht selbstverständlich ist. Der Zweiliter-Vierzylinder-Diesel tut sein Übriges zur akustischen Entspannung. Meist ist er kaum hörbar und wenn man doch einmal den Gasfuß durchstreckt, passt sein dumpfes Grollen hervorragend zum wuchtigen 5er.

Das gilt auch für den Punch, den er untenheraus entfaltet. Natürlich geht ein Plug-in-Hybrid oder gar ein Stromer wilder ab. Aber 197 Selbstzünder-PS plus 11 E-PS samt insgesamt 425 Nm Drehmoment befördern den 520d enthusiastisch nach vorne, wenn der Fahrer das so einfordert. Und ums Eck geht er nicht nur BMW-typisch schwungvoll, sondern dank Allradlenkung auch kompakt. Währenddessen lassen die Insassen sich von ihren Sitzen beheizen (auch hinten) oder kühlen und der Fahrer wird auf der Autobahn eher zu einem Aufseher. Schließlich hält der neue 5er nicht nur Geschwindigkeit, Abstand und Spur, sondern überholt auch beinahe vollautomatisch. Vielmehr als ein müdes Fingerwackeln muss der Steuermann da nicht mehr beitragen. Das funktioniert so smooth, dass man sich die Welt des autonomen Fahrens direkt ein Stück besser (und lieber) vorstellen kann.

All die Vorzüge haben aber einen Preis. Einen saftigen. Denn der billigste BMW 5er, der 520i, kommt mit der neuen Generation auf 62.600 Euro. Der 520d startet bei 63.550 Euro, für den Allrad sind 67.750 Euro fällig. Da ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Unser Testwagen kommt auf gut 80.000 Euro … netto. Mit Mehrwertsteuer und NoVA knackt er also die 100.000er-Marke. Das ist schon eine gewaltige Menge an Moneten. Natürlich steckt da vom M Sportpaket über diverse Technologie- und Komfort-Packages eine Unmenge an Extras mit drin. Und eigentlich kann man den 5er in dieser Ausführung sicher als Luxus-Fahrzeug bezeichnen. Aber bei dem sechsstelligen Kaufpreis muss man doch schlucken. Nicht, dass das etwa bei Mercedes anders wäre. Aber für den eh ganz gut verdienenden Familienvater ist dieses Auto in dieser Ausstattung als Neuwagenkauf nicht mehr erschwinglich.

Der neue 5er bietet auch als vermeintlich gestriger 520d eine Menge. Die besonnene Ruhe des Antriebs passt perfekt zu dem Auto und ermöglicht im Alltag entspannte Verbräuche mit einem Sechser vor dem Komma. Geht mit Plug-in-Hybriden eh auch, solange die Batterie Saft hat. Danach kraxelt die Anzeige bei Langstreckenfahrten ganz schnell auf die Acht oder gar Neun. Und der Diesel zeigt bei vollem Tank 1.100 Kilometer Reichweite an – lange nicht mehr gesehen. Für ein prädestiniertes Reiseauto, wie es der 5er nun mal immer schon war, ist ein solider Selbstzünder weiterhin die vielleicht sogar beste Wahl – auch 2023. Und wird es auch 2024 bleiben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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