Der Sommer geht zu Ende. Halb so wild, wirklich toll war er ohnehin nicht. Auch deshalb, weil das BMW M8 Competition Cabrio schon im Februar unseren Testfuhrpark bereicherte.
Text: Maximilian Barcelli
Da war Corona zwar noch in weiter Ferne (wobei rückblickend betrachtet war die Ferne dann doch nicht so weit), an Empfehlungen, wie man mit dem Virus umgehen solle, haben wir uns trotzdem schon gehalten. Obwohl es die ja eigentlich noch gar nich gab. Jedenfalls wussten wir damals schon, was Virologen erst vermuteten: SARS-CoV-2 mag keine schlecht gelüfteten Räume. Statt „Hoch die Hände, Wochenende – ab ins Kitzloch!“ lautete bei Motorblock also die Devise „Hoch das Dach, der M8 macht Krach!“
Dass einen Warmduscher wie mich dabei kein Kältetod ereilt, liegt nicht daran, dass einem beim Dahingrollen des 4,4-Liter-V8-Motors warm ums Herz wird. Sondern einerseits daran, dass sich der Klimawandel im Februar von seiner besten Seite gibt – zweistellige Plusgrade ahoi! Und anderseits ist das BMW M8 Competition Cabrio ohnehin recht unbeeindruckt von äußeren Witterungsbedingungen.
Damit ist jetzt weniger der Niederschlag gemeint, der bei passendem Tempo dank der Windschutzscheibe über Fahrer und Beifahrer hinwegfegt. Und vielleicht auch über die hinteren Passagiere: Das BMW M8 Competition Cabrio ist immerhin bis zu 305 km/h schnell. Doch wir sprechen hier eigentlich die Außentemperatur an: Von der bekommt man nämlich im Halb-Inneren des M8 Cabrios genauso wenig mit wie Donald Trump von Österreich – und der glaubt wir leben in Waldstädten. Als wären wir verdammte Ewoks.
However: Wer die Nacken- sowie Sitzheizung auf Vollgas ballert und dazu noch die normale Heizung auf lauschige 30 Grad kalibriert, der kann im BMW M8 Competition Cabrio auch offen durch die Arktis cruisen. Und weil das teuerste Auto von BMW, wie neuerdings alle M-Modelle, einen Allradantrieb spendiert bekommen hat, stellt selbst der arktische Untergrund, der nicht gerade wegen des hohen Gripniveaus bekannt ist, kein Problem dar.
Wobei das mit dem Allradantrieb nur die halbe Wahrheit ist: Wer sich traut, kann die 625 PS, die mit Hilfe von zwei Turbos aus den 4,4 Litern Brennraum gequetscht werden, auf die völlig überforderten, hinteren Winterschlapfen leiten.
Dass man im BMW M8 Competition Cabrio zwischen Allrad- und Hinterradantrieb wählen kann, ist überhaupt sinnbildlich für das komplette Auto: Es gibt nichts, was man nicht individuell verstellen kann. Was einen Vorteil und einen Nachteil mit sich bringt.
Der Vorteil zuerst: Man kauft eigentlich nicht nur ein Auto, sondern gleich sieben oder acht. Was insofern toll ist, weil ein M8 Cabrio auch so teuer ist wie sieben oder acht Autos (204.000 Euro Einstiegspreis). Vom gemütlichen Cruiser mit ausgeglichenem Fahrwerk bis zum knallharten Sportler, dem die Servounterstützung bei der Lenkung kaum anzumerken ist, spielt der M8 alle Stücke. Der Nachteil: Für die Bedienung des BMW M8 Competition Cabrios empfiehlt sich ein Digital-Business-Studium oder ähnliches.
Den Frust, der zumindest Digital Immigrants ereilt, ist man aber schnell wieder los. Ein beherzter Gasstoß reicht, um generell sämtliche negative Gefühle zu verbannen und den Dopaminhaushalt so richtig anzukurbeln. 625 PS waren vor gar nicht allzu langer Zeit hochgradigen Supersportlern vorenthalten. Jetzt galoppieren so viele Pferde an vorderster BMW-Front. Neben sämtlichen M8 – sprich Cabrio, Coupé und Gran Coupé – kommt das stärkste Triebwerk der Münchner auch in X5 und X6 M sowie im BMW M5 zum Einsatz.
Im M8 Competition Cabrio erlebt man das Triebwerk naturgemäß ein Stück weit intensiver. Was auch nicht schlecht ist, weil so arg, wie manch andere Achtzylinder – wir denken da einerseits an die amerikanischen Hubraummonster, anderseits an AMG – vor sich hin rotzt, klingt der doppelt aufgeladene V8 von BMW nicht. Man könnte fast sagen, dass er der Gentlemen unter den Achttöpfern ist.
Allerdings sagt man das nur so lange, bis man die volle Leistung abruft, der Kopf gegen die nackenwärmende Stütze gepresst wird und das BMW M8 Competition Cabrio in sagenhaften 3,3 Sekunden auf Tempo 100 spurtet. 3,3 Sekunden – auch so ein Wert, der einmal Supersportlern vorenthalten war.
Dass das M8 Cabrio kein solcher ist, liegt aber auch weniger an der Leistung und mehr an der Tatsache, dass es sich halt um ein knapp zwei Tonnen schweres Cabriolet handelt. Anderseits: Ein zwei Tonnen schweres Cabriolet konnte man wohl noch nie so sportlich bewegen – und zwar auch gerne im Winter. Wenn schon nicht nur Supersportler, dann aber Supersportler unter den Cabrios.