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BMW M8 Competition: Patrick Bateman’s Choice

Egal ob mit oder ohne M, der 8er von BMW ist optisch nicht nur ein Schmankerl, sondern ein ganzes Festmahl. Als M8 Competition jedoch mutiert das schneidige Coupé zu einem Wirbelsturm aus Luxus, Glamour, Raserei und Irrwitz. Habt ihr American Psycho mal gesehen oder, besser noch, gelesen? Für Patrick Bateman könnte ich mir kein passenderes Auto vorstellen.

Text: Jakob Stantejsky

Versteht mich nicht falsch, der BMW M8 Competition leidet weder an einer schweren Persönlichkeitsstörung noch bringt er leidenschaftlich gern Leute um, die ihm nicht Konzept passen. Bei einem Auto wären das wohl Fußgänger und Radfahrer, oder? Aber zumindest ein Waffenschein wäre für diese Maschine sehr wohl fällig. Denn mit 625 PS und 750 Nm Drehmoment schnalzt der M8 Competition schneller auf 100 km/h als Mr Batemans Axt in das Fleisch seiner Opfer. 3,2 Sekunden dauert der Sprint. Das ist, nur damit wir uns nicht falsch verstehen, ein waschechter Supersportwagenwert. Vor allem mit der Launch Control reißt es das Geschoss aus dem Stand derartig abrupt nach vorne, dass man sogar als Fahrer am Rande des Peitschenschlagsyndroms wandelt.

Innen herrscht aber dennoch totaler Luxus – Leder, Lack und High-Tech betten die beiden Insassen (ja, es gibt eine Rückbank und nein, auf der wollt ihr nicht sitzen) auf einer wohligen Wolke und sorgen für ein der höchsten Noblesse angemessenes Erhabenheitsgefühl. Solange man den M8 Competition im Komfort-Modus und das Gaspedal mit dem kleinen Zeh bedient, schnurrt man stattlich und gediegen umher, sogar die Federung gibt sich dann recht entspannt. Apropos Auftritt: Die Lackierung gehört wohl zum Schönsten, was je auf ein Automobil gesprüht wurde. Frozen Marina Bay Blue Metallic heißt die Farbe, die man salopp wohl einfach Mattblau nennen würde. Satt, ja geradezu fett wirkt der Ton, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Wieviele Komplimente ich in einer Woche (diese nervtötenden Kollegen wollten das Auto ja auch mal fahren) mit dem BMW nur für die Farbe bekommen habe, das passt auf keine Kuhhaut.

Damit sind wir auch schon bei meinem Lieblingserlebnis mit dem BMW M8 Competition. Ich gurke gerade auf Parkplatzsuche durch meine Hood, als ein älterer Herr auf der anderen Straßenseite plötzlich wie wild zu winken beginnt. Volksnah wie ich trotz Luxussportvehikelbesitz bin, öffne ich das Fenster und lausche dem Begehr des Passanten. „Heast, is des da neiche M8?!? Derf i da amoi mitfoahrn, bittsche?!“ Mein Hinweis, dass ich nur mehr bis zur nächsten Parklücke unterwegs bin, wird abgetan: „Na wurscht, nur a paar Meter hoid!“ Also dann, Türe auf, Dude herein und: „NAAAAAA! Hat der so a AMBIENTEBELEUCHTUNG???!“ Tatsächlich, auch über die verfügt diese Höllenmaschine, in die Sie soeben eingetreten sind. In dreißig Metern Entfernung erblicke ich einen Parkplatz, der wird natürlich mit Vollgas angesteuert, man will dem Gast ja was bieten, der das mit quietschfidelem Gejohle quittiert. Endlich eingeparkt, steigt der gute Mann aus und brüllt seiner Frau, die beim Einstiegsort geduldig gewartet hat, über die ganze Straße hin zu: „HEAST, DES IS VÜ BESSER OIS SEX!!!!“ Danach verabschiedet man sich beglückt und geht seiner Wege. Der Herr ist begeistert ob des M8 Competition, ich ob dessen Wirkung auf völlig fremde Menschen, die ihre Contenance willig in den Wind schießen.

Doch auch wenn man den M8 schon kennt, schaut man permanent ziemlich blöd drein. Statt „man“ sollte ich wohl besser „ich“ schreiben. Denn jeder Gasstoß ist eigentlich unbegreiflich. Wie kann dieses knapp zwei Tonnen schwere Vieh so aberwitzig schnell sein in allem, was es tut? Über den Start haben wir ja schon gesprochen. Aber selbst bei 140, 150 beschleunigt man immer noch so energisch heraus, wie es andere Autos gerade einmal bei 100 km/h weniger schaffen. Und in der Kurve besitzt der M8 Competition nicht zwei, sondern gleich drei Gesichter. Einerseits kann man gemütlich, wenn auch knackig, durch die Gegend cruisen. Andererseits krallt er sich mit dem Allradantrieb auch gerne auf Biegen und Brechen in den Asphalt und hält Radien bei Geschwindigkeiten, die der Intuition völlig unmöglich scheinen. Und zu guter Letzt kann man den Antrieb auch auf reine Heckfetzerei umstellen, allerdings nur, wenn man auch das ESP deaktiviert. Wenn man sich das (zu-)traut, dann sitzt man in einer Höllenmaschine, die am Grat zwischen Genie und Wahnsinn wandelt wie sonst nur der hochintelligente und tödliche Patrick Bateman.

Da spielt dann das Heck Fangen mit dem Fahrer und der Adrenalinspiegel steigt bis zehn Zentimeter über die Haarspitzen. So elegant, schön und lässig der M8 Competition sich auch äußerlich und im Interieur präsentiert, so brutal kann er auch zu Werke gehen. Und während vom Beifahrersitz Stoßgebete gen Himmel emporsteigen, wünscht man sich als Fahrer eine niemals endende Straße ohne Ziel.

Ob der BMW M8 Competition jetzt wirklich so viel besser als Sex ist, muss jeder für sich beantworten und dann je nach Antwort seinen Partner als Anzahlung für dieses Fahrzeug abgeben. Denn mit einem Preis von 236.780 Euro spielt unser Testwagen schon in der Liga der ganz gewaltigen Gefährte mit. Immer wieder kommt da der Satz: „Ja, da kauf ich mir ja lieber gleich einen reinen Supersportwagen.“ Irgendwo verständlich, eh klar. Wenn schon Irrsinn, dann doch direkt komplett. Aber auch der BMW M8 Competition kann Supersportwagen. Nur dass er halt auch Luxus kann. Und irgendwie wird er dabei nicht zum halbgaren Kompromiss, sondern zu einer Medaille mit zwei Seiten, die beide geil sind. Patrick Bateman wirkt daneben fast schon handzahm.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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