Elektrogaudi im Mini?
Der Countryman Cooper S E
Die Ersten werden die Letzten sein. Denn obwohl BMW den Akkuantrieb für i3 & Co. zuerst bei Mini ausprobiert hat, ist die elektrische Revolution an den Briten bislang vorbeigefahren. Zu teuer war die Technik und zu wenig wollte die Idee von Vernunft und Nachhaltigkeit zu den spaßigen Wuslern passen. Doch mit dem zunehmenden Stimmungswandel in der Gesellschaft steigt nun auch bei der coolen Tochter die Spannung und Mini bekommt sein erstes Elektroauto – naja, zumindest einen Plug-in-Hybriden.Von Thomas Geiger
Für einen Aufpreis von exakt 4.000 Euro auf den konventionellen Cooper S montiert Mini dann im Countryman den gleichen Antrieb, wie man ihn vom BMW Zweier Active Tourer kennt. Nicht umsonst teilen sich die beiden ungleichen Brüder eine gemeinsame Plattform: Hier wie dort bauen die Entwickler auf eine E-Maschine an der Hinterachse mit 88 PS, die mit 165 Nm zu Werke geht, sowie einen Lithium-Ionen-Akku mit 7,6 kWh ein, der sich ohne nennenswerte Platzeinbußen unter den Kofferraumboden duckt und an der Haushaltssteckdose in gut drei Stunden geladen ist. Den Elektroantrieb spannen die Bayern mit einem bekannten 1,5 Liter-Dreizylinder im Bug zusammen, der es auf 136 PS bringt. Im Team erreichen die beiden Triebwerke so eine Systemleistung von 224 PS und bis zu 385 Nm. Kein Wunder, dass Mini den Plug-In als Cooper S verkauft.
Buchstäblich spannend ist der reine E-Betrieb: Zwar übernimmt der Stromer etwa im Stadtverkehr auch im Standard-Modus überraschend oft die Arbeit, lässt sich auch bei einem zügigen Ampelspurt nicht vom Verbrenner helfen und schleppt den Countryman im Ernstfall alleine auf bis zu 90 km/h. Doch wenn man ihm mit dem gelben Starthebel in der nach wie vor überladenen Mittelkonsole die Alleinherrschaft einräumt, hat der Mini nicht nur einen reinen Heckantrieb und ist entsprechend wendig. Sondern man könnte sich fast ein bisschen wie im Autoscooter fühlen, wenn man wieselflink und flüsterleise durch die Stadt surrt oder mit dann bis zu 125 km/h allein mit elektrischer Energie über die Autobahn schnellt – wenn dieser Mini nur nicht so maxi wäre.
Zwar fährt der Mini sauber und schnell und selbst wenn die 2,1 Liter Normverbrauch natürlich nur ein Treppenwitz der Prüfstandstheorie sind, ist er auf der Testfahrt mit je einem Drittel Autobahn, Landstraße und Stadtverkehr mit einem Verbrauch deutlich unter sechs Litern ausgesprochen vernünftig – zumal nach über 100 Kilometern fahrt noch immer Strom für 15 elektrische Kilometer im Akku ist.
Doch genau wie der Countryman mit seinem Maxi-Format kein so ganz richtiger Mini ist, will auch der Elektroantrieb zumindest in dieser Ausprägung nicht so ganz zur Marke passen. Spritziger Antritt hin und gutes Gewissen her: Zu nüchtern fährt sich der Countryman, zu schwer schlägt sich die zusätzliche Technik im Gewicht nieder. Und vor allem fehlt der kernige Sound, der einem den Mini sonst so munter erscheinen lässt.