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Cupra Formentor VZ5: Contact High Five

Mit Separatismus kennen sie sich aus in Barcelona. Schließlich treibt die Sehnsucht nach Selbstbestimmung bei den Katalanen bisweilen gefährliche Blüten. Doch diesmal geht es ausnahmsweise nicht um die Spaltung der Spanier und nicht um politische Selbständigkeit, sondern um eine junge, wilde, Tochter, die weiter nach Unabhängigkeit von der Mutter strebt: Cupra. Nachdem der einstige Werkstuner seit einem knappen Jahr mit dem ebenso eleganten wie eigenständigen Formentor auf Kundenfang ist, schalten die Spanier jetzt noch einen Gang hoch und leisten sich eine weitere Eigenheit: Als erste Fremdmarke in der großen VW-Familie bekommen sie von Audi den famosen Fünfzylinder aus RS3 & Co und rüsten den Formentor damit zum stärksten Separatisten unter Spaniens Sonne auf. Und zum teuersten. Denn auch wenn Cupra den amtlichen Preis noch nicht beziffern mag, sollte man mit knapp 60.000 Euro (D) für das SUV-Coupé schon rechnen. Zum Original wie dem RS Q3 fehlt dann nicht mehr viel.

Während sie bei der Frage nach dem Preis noch schmallippig reagieren, sind die Spanier mit allen anderen Daten schon sehr viel freizügiger: So steht ihr Top-Modell bei 2,5 Litern Hubraum mit 390 PS und 480 Nm in der Liste, beschleunigt in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und wird bei 250 km/h eingebremst, lange bevor der Vortrieb tatsächlich ein Ende hat.

Zwar wahrt Cupra damit einen höflichen Abstand zum Leihgeber, wo der Motor immerhin 400 PS leistet und etwa im neuen RS3 auf bis zu 290 km/h beschleunigen darf. Doch gemessen am bisherigen Leistungsträger in der Formentor-Familie ist der VZ5 eine echte Wuchtbrumme: 80 PS mehr Leistung und 80 Nm mehr Drehmoment führen zu sieben Zehnteln weniger für den Standardsprint – und einem deutlich höheren Pulsschlag beim Fahrer. 

Denn der Motor ist nicht nur kräftiger und hat mit seiner eigenwilligen Zündfolge einen unnachahmlichen Klang, den er über eine neue, vierflutige Abgasanlage mit kupfernen Endrohren mit dem Rest der Welt teilt. Sondern der von außen vergleichsweise stilvoll und zurückhaltend nachgeschärfte VZ5 ist mit nochmal zehn Millimetern mehr Bodenfreiheit, einem steiferen Set-Up für die adaptiven Dämpfer, einer direkteren Lenkung und einer bissigen 18-Zoll-Bremse auch spürbar aggressiver und agiler abgestimmt und will deshalb engagierter gefahren werden. Nicht umsonst gibt es unter dem halben Dutzend Fahrprogrammen jetzt auch einen eigenen Drift-Mode, mit dem sich das SUV-Coupé mit quietschenden 20-Zöllern quer um den Kurs treiben lässt. Und nicht ohne Grund flammen wie im Rennwagen gelbe LED-Blitze durchs animierte Cockpit, wenn der Fahrer die Gänge mit den großen Paddeln hinterm Lenker von Hand wechselt und die Drehzahl über die 7.000 Touren-Marke schießt. 

Wer bei all der Raserei um seinen Blutdruck fürchtet oder wen das Umweltgewissen zwickt, für den predigen die Spanier bald elektrische Entschleunigung. Denn noch in diesem Jahr lassen sie mit dem Born ihren ersten dezidierten Stromer von der Leine – und Seat auch damit wieder hinter sich.

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