Was die Mercedes G-Klasse für die Reichen und der Land Rover Defender für die Abenteurer, das ist der Dacia Duster für den „kleinen Mann“ – denn kein anderer Geländewagen in Europa verkauft sich bei der Privatkundschaft so gut wie der rustikale Rumäne. In zwei Generationen und 2,2 Millionen Exemplaren ist er seit 2010 zur Ikone der Renault-Tochter und zum Sinnbild des bezahlbaren und trotzdem ernstzunehmenden und vor allem coolen SUV gereift. Allerdings wird es mit jeder Neuauflage schwerer, dieser Rolle gerecht zu werden. Denn die Ansprüche selbst an einen vermeintlichen Billigsdorfer steigen und die strengeren Regularien aus Brüssel machen den Job der Entwickler nicht leichter. Doch jetzt haben sie sich in Rumänien und Paris noch einmal der Herausforderung gestellt und bringen im Frühjahr die dritte Generation an den Start – mit mehr Technik, mehr Design, mehr Anspruch, aber ohne nennenswerten Preisaufschlag. Denn all dem Mehrwert zum Trotz soll der Duster auch weiterhin unter 20.000 Euro starten und so der günstigste Geländewagen auf dem Markt bleiben.
Fotos: Hersteller
Den strengen Sparkurs sieht man dem Duster dabei nicht mehr an. Außen nicht, weil er bei nahezu unverändertem Format eine weiterentwickelte Form mit mehr Kanten und Charakter hat und sich sogar ein bisschen Zierrat leistet. Und innen nicht, weil es bei 2,66 Metern Radstand und 4,34 Metern Länge nicht nur mehr Platz auf allen Plätzen bietet, sondern weil jetzt auch die Digitalisierung Einzug hält: Hinter dem Lenkrad gibt es künftig animierte Instrumente und daneben einen großen Touchscreen.
Möglich macht das die neue Architektur des Duster. Denn während Dacia bis dato die alte Renault-Technik auftragen musste, haben die Rumänen nun Zugriff auf die aktuellste Plattform bekommen und bauen ihren Bestseller auf die gleiche Bodengruppe wie Clio & Co. So können sie bei der Ausstattung mit der Zeit gehen, bei den Assistenzsystemen und natürlich auch beim Antrieb. Genau wie beim Jogger gibt es deshalb neben dem traditionellen Flüssiggas-Benziner mit drei Zylindern und bestenfalls 100 PS erstmals für den Duster einen Mild- und einen Voll-Hybriden. Erster schöpft aus drei Zylindern mit 1,2 Litern Hubraum 130 PS und letzterer basiert auf einem 1,6-Liter-Vierzyinder und kommt auf 140 PS. Dabei reizt Dacia die Renault-Technik sogar weiter aus als das Mutterhaus. Denn während Captur & Co. nur mit Frontantrieb fahren, gibt es den Duster in der 130 PS-Version selbstredend auch wieder als 4×4 – ein paar intelligente Fahrprogramme inklusive.
Zwar fährt der Duster als Vollhybrid bereits die ersten paar hundert Meter elektrisch. Doch weiß Markenchef Denis Le Vot, dass das auf Dauer nicht reichen wird. Er hat deshalb zumindest Europa einen vagen Elektrifizierungsplan: Wenn schon nicht den nächsten, dann doch zumindest den übernächsten Duster wird es auch als E-Auto geben, stellt der Dacia-Chef in Aussicht und schließt alle davon noch abzuleitenden Modelle wie den dann irgendwann fälligen Nachfolger des Bigster mit ein. „Schließlich reden wir damit über den Anfang der 2030er Jahre.“ Und wenn sich das Verbrennerverbot nicht noch einmal verschiebt, werde es dann langsam auch für Dacia Ernst mit der Elektromobilität in Europa.
„Spätestens dann werden wir deshalb in jeder unserer Baureihen auch eine elektrische Alternative anbieten“, sagt Le Vot. Doch anders als das Mutterhaus setzt er dabei nicht auf solitäre Strom-Skateboards, sondern auf Multi-Energy-Plattformen, die alle Antriebsarten zulassen. Denn Le Vot braucht maximale Flexibilität. Während sich andere Marken im Rennen um die vollständige Elektrifizierung Monat für Monat unterbieten, macht er schließlich keinen Hehl daraus, dass sie bei Dacia am liebsten die Letzten wären, die noch einen Verbrenner verkaufen.