Auf da Alm, da gibt’s koa Sünd
Dauertester in Tirol: Mazda CX-5 und Lexus RX 450h
Zweimal ging’s nach Tirol, zweimal geleiteten mich Dauertester dorthin und zweimal waren es asiatische SUVs – und trotzdem waren sowohl Autos als auch Reisen von Diversitäten geprägt.
Text: Maximilian BarcelliSo ging’s das erste Mal beruflich nach Tirol. Innsbruck, um genau zu sein. Hin und wieder zurück. Zehn Stunden. Und weil man sich von so einem Trip erholen muss, war die zweite Reise nach Tirol – genaue Destination: Kitzbühel – von einer erfreulicheren Art: Drei Tage Wellness mit der Liebsten. Und dem Liebsten! Der Mazda CX-5, der uns ins Döbling von Tirol manövrierte, wuchs mir schnell ans Herz. Dieses ließ auch der Lexus RX 450h nicht kalt, doch startet der Hybrid aufgrund seines CVT-Getriebes (nein, da bin ich nicht der größte Fan davon) mit einem Minuspunkt.
„Wie jetzt?“, wird sich so ein mancher denken. Den, angesichts des stolzen Lexus-Preises, spottbilligen CX-5 mit einem solchen Luxusdrum vergleichen? Dass das nicht fair wäre? Stimmt, ist es auch nicht wirklich. Und trotzdem: Dort, wo der Lexus bei den einfachsten Sachen unzufriedenstellend ist, punktet der CX-5.
Gut, wenn’s um Komfort geht, kann der Mazda nicht mithalten. Sorry. Wobei das eigentlich eh weniger am Mazda liegt, als an dem formidablen Oberklassen-Feeling, welches der RX 450h vermittelt. Da wären zum Beispiel diese feinen Ledersitze mit einer 3-Stufen-Klimatisierung, ein persönliches Muss im Sommer. Oder das gut verarbeitete Head-up-Display, welches beim Mazda zwar auch vorhanden ist, doch dieses projiziert Informationen auf eine Plastikscheibe: Gar nicht geschmeidig!
Der CX-5 punktet hingegen mit Gewohntem. Über einen Drehregler am Mitteltunnel lässt sich das Infotainmentsystem steuern – oder man toucht den Screen einfach an. Das geht, im Gegensatz zum Lexus (wobei das bei der Größe des Screens auch nicht besonders sinnvoll wäre), ebenfalls – und zwar ziemlich präzise. Dass muss aber auch gut funktionieren, bei der Vielzahl an Routenänderungen, die einem der CX-5 im Laufe der Zeit so vorschlägt. Sechs waren es, um genau zu sein. Und zwar in einem Zeitraum von einer halben Stunde! Ein bisserl viel für eine Strecke (Kitzbühel-Radmer), die (im Sommer) nicht von Verkehrsbehinderungen strotzt. Nach dem sechsten Vorschlag war die Option dann abgestellt, der eigentliche Plan, in den paar Stunden Fahrt die Routenänderungsvorschläge mit zu zählen, zerrte zu sehr an den Nerven.
Wo der eine versagt, punktet der andere. In unserem Fall der Lexus RX 450h. Der hat genau einmal die Route geändert und dass auch sehr sinnvoll. Der Walserberg wurde umfahren. Gut, der Vergleich ist vielleicht nicht wirklich aussagekräftig, immerhin sind die Möglichkeiten anderer Routen (Wien-Innsbruck) begrenzt. Trotzdem, sechs Änderungsvorschläge in einer halben Stunde? Too Much!
Wo der Lexus in Sachen Infotainment und Navigation dem japanischen Konkurrenten davonzieht, ist er, was Assisstenzsysteme angeht, schnell wieder eingeholt. Zwar wirkt es auf dem Papier, als wäre der RX 450h klarer Sieger, doch der adaptive Tempomat, der bei unserem anderen Dauertester CX-5 nicht mit an Bord ist, raubt einem den letzten Nerv. Selbst auf der niedrigsten Stufe bremst der Lexus abrupt ab, auch wenn zum Vordermann noch mehr als genug Luft ist. Dass man dann noch nur 5er-Schritte (105 kmh/, 110, 115, usw.) gehen kann, ist dem Preis des Asiaten nicht angemessen. 10% (inoffizielle) Toleranz in Österreich? Fehlanzeige: Entweder ganz oder gar nicht! Beim Mazda CX-5 ist das schon feiner – da kann man jeden einzelnen Km/h einstellen und mit toleranten 143 km/h über die Westautobahn düsen. Was wir aber selbstverständlich nicht getan haben.
Und gut fahren sich auch beide, und das obwohl der Lexus mit einem CVT-Getriebe die 313 Pferdchen des Motors auf die Straße liefert. Kostet halt etwas an sportlichem Fahrverhalten, wobei SUV … trotzdem, der Mazda ist mit seinem knackigem 6-Gang-Getriebe schon dynamischer zu Fahren. Auch das Gewicht spielt dem CX-5 (eine gute halbe Tonne ist dieser im Vergleich zum Lexus leichter) in die Hände. Wobei man sich, wenn man den wunderschönen Pass um den Hochkönig erklimmt, schon ein anderes Gefährt als ein SUV herbeiwünscht. Ein M statt dem C wäre bei dem großartigen Wetter schon eine Gaudi gewesen. Aber mit dem MX-5 waren wir eh auch schon auf Österreichurlaub und bei der ganzen Autobahnfahrerei würde man im kleinen Zweisitzer ja deppat werden.
Man kann diese beiden Gefährte schon vergleichen, so ist’s ja wieder nicht. Trotzdem, die (Preis-) Klasse ist schon eine ganz andere – und das macht sich halt auch bemerkbar. Im Lexus fühlt man sich auf Anhieb wohl. Nicht nur der Fahrer wird vom teils hölzernen Lenkrad umworben, auch das Platzangebot im Fond ist traumhaft. Der Wohlfühlfaktor ist groß! Doch wo der Lexus RX450h versagt, da ist der grundsympathische Mazda CX-5 zur Stelle! Schnell hat man die Bedienung des Infotainmentsystems intus und mit 143 km/h auf der Autobahn unterwegs sein (und wieder: was wir selbstverständlich nicht getan haben und auch nicht empfehlen) ist auch kein Problem. Doch was die beiden Asiaten gemein haben, macht sie besonders: Sowohl der CX-5 als auch der RX 450h heben sich vom Mainstream ab und sind tolle Alternativen zum Einheitsbrei anderer Hersteller.