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Der Civic Type R wird zum Drilling

Bisher war alles ganz einfach. Wenn auf einem Honda CivicType R“ draufstand, war Party angesagt. Optisch wie fahrerisch. Für manche war die Persönlichkeit des zerfurchten Boliden aber too much, deshalb kommt der Kompaktsportler nun in etwas dezenterem Gewand. Und für die, die gar nicht genug kriegen können, wird er nochmal verschärft.

Text: Jakob Stantejsky

Unterm Strich bedeutet das, dass es ab diesem Jahr drei Varianten des Honda Civic Type R geben wird. Im April kommt bei uns ein kleines Facelift des bekannten Type R (GT) auf den Markt, im Mai rollt der sogenannte Type R Sport Line an und ab Sommer werden weltweit 1.000 Exemplare des Type R Limited Edition ausgeliefert. Honda hat uns die Boliden schon in natura bewundern und betatschen lassen, wir wissen jetzt also bestens Bescheid! Was die dreisten Drei können und neu dazugelernt haben, schauen wir uns im Folgenden an.

In einer brandneuen Farbe seht ihr oben den total normalen Honda Civic Type R. Äußerlich verändert sich darüber hinaus nicht allzu viel. Die Front wurde etwas überarbeitet, der Grill ist größer geworden und bietet somit bessere Kühlung. Vorne wie hinten gibt es neue Zierelemente in Klingenform, außerdem sind die Scheinwerfer umgestylt worden. Im Cockpit halten sich die Veränderungen auch eher in Grenzen, der kultige Aluminiumschaltknüppel kommt jetzt in Tropfenform statt als Kugel daher. Ein neues Alcantara-Lenkrad sowie Weiterentwicklungen in puncto Infotainment sind auch mit an Bord. Dazu zählt auch Honda LogR, ein mit dem Bordcomputer verbundenes Datenaufzeichnungssystem, mit dem man Rundenzeiten, Fahrstilanalysen und ähnliche Spielereien speichern und sich gemütlich per App anschauen kann. Mit der neuen Active Sound Control lässt sich nun des Weiteren der Motorensound über die Lautsprecher im Fahrzeug steuern. So wird im Komfort-Modus das Geröhre etwas sterilisiert, während im Sport- und +R-Modus das Feuerwerk noch lauter knallt.

Unter dem Blech tut sich allerdings auch so einiges. Der Antriebsstrang bleibt zwar unangetastet, doch das Fahrwerk ist jetzt noch agiler und die Dämpfersteuerung reagiert noch schneller auf Fahrbahnveränderung. Das Bremssystem wurde auch noch nachjustiert, vorne kommen sogar komplett neue Bremsscheiben zum Einsatz. So kitzelt Honda aus dem Civic Type R noch ein paar Zehntel heraus. Der Preis hingegen steigt ein wenig und liegt für die üppig ausgestattete GT-Variante jetzt bei 48.990 Euro.

Die rennstreckenfokussierte Limited Edition nimmt von vornherein alle Neuerungen des Type R mit und setzt noch ein paar Features drauf, die diesen Honda endgültig zur Racingmaschine schlechthin machen. 100 Stück werden für Europa gebaut und die wiegen dann jeweils 47 Kilo weniger als der GT. So darf sich die Limited Edition über geschmiedete, superleichte 20-Zöller von BBS und Michelin Cup 2-Gummis freuen. Dementsprechend wurden Federung und Lenkung angepasst, man sitzt nun also quasi direkt auf der Straße und reagiert noch schneller und präziser. Der Limited Edition vorbehalten sind außerdem das knallige „Sunlight Yellow“, das Dach, die Außenspiegel sowie der Lufteinlass auf der Motorhaube in kontrastigem Schwarz und ein Civic-Schriftzug in dunklem Chrom.

Dass es der Civic Type R trotz Straßenzulassung mit dem Racing bierernst meint, beweist die Abwesenheit von Klimaanlage und Infotainmentsystem. Nein, es stecken keine abgespeckten Versionen drin – gibt es einfach nicht! Das spart Gewicht und bringt Vorsprung auf der Rennstrecke. Nur die Rückbank hängt noch im Fond, aber wer in dieser Höllenmaschine hinten sitzt, ist wahrlich nicht zu beneiden. Apropos Maschine: Unter der Haube steckt auch hier der 2,0 Liter-VTEC-Turbomotor mit 320 PS und 400 Nm Drehmoment.

Kommen wir also zum letzten der drei Musketiere: Dem Civic Type R Sport Line. Und wir stellen es hiermit ein für alle Mal klar: Dieses Modell ist ein waschechter Type R! Der Motor ist derselbe wie in den beiden Kollegen, das Fahrwerk ist dasselbe, Punkt. Die größte Veränderung besteht in der Verkleinerung des Heckspoilers, der sich nun recht dezent auf die Karosserie duckt. Außerdem wird die rote Zierlinie des GT durch eine graue ersetzt – der Sport Line zieht also definitiv weniger Blicke auf sich.

Das Fahrverhalten soll etwas weniger rabiat ausfallen, außerdem steckt ein bisschen mehr Dämmaterial im Sport Line. 19 statt 20 Zoll-Felgen und Michelin Pilot Sports 4S-Reifen mit weicherer Seitenwand sorgen zudem für weicheres Abrollen. Im Innenraum wird die Farbe Rot vom Hauptdarsteller zur Nebenrolle degradiert, die Sitze sind nun schwarz und auch das Lenkrad ist deutlich unauffälliger. Alles in allem ist der Type R Sport Line um 1.000 Euro weniger als der GT das perfekte Auto für alle, die einen Type R fahren wollen, aber nicht das nötige unerschütterliche Selbstbewusstsein mitbringen. Denn so geil – Verzeihung! – der Kompaktsportler auch ist, die zahllosen Blicke ob seines wilden Auftritts muss man schon vertragen können. Der Sport Line löst dieses Problem, ohne die Leistung oder das Vergnügen einzuschränken.

Man kann die neue Dreifaltigkeit des Type R sehen, wie man will. Entweder man freut sich über die gewonnene Entscheidungsfreiheit oder man weint in sein Geldbörserl, weil man sich jetzt eigentlich drei Stück kaufen möchte. Ein Type R für jede Gelegenheit, wenn man so will.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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