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Genfnews Porsche 911 GT3 RS

Der Profi auf der Rennstrecke

Genfnews Porsche 911 GT3 RS – entschädigt die martialische Optik für seinen Konstruktionsfauxpas, über den viele Puristen die Nase rümpfen?

Text: Thomas Geiger

Porsche schmeichelt nun auch endlich mit der Baureihe 991 der Hardcore-Kundschaft. Wem der normale 911 zu komfortabel, zu weich, zu gewöhnlich und vor allem zu wenig Trackday-tauglich ist, dem bauen die schnellen Schwaben jetzt wieder einen GT3 RS: Mehr Rennstreckentechnologie sei mit einer Straßenzulassung im Augenblick nicht zu machen, prahlt die Entwicklungsmannschaft aus Weissach, wenn sie jetzt auf dem Genfer Salon das Tuch vom neuen Tiefflieger zieht. Diesen Technologietransfer lassen sie sich allerdings auch teuer bezahlen: Mit einem (deutschen) Grundpreis von 181 690 Euro kostet der RS noch einmal fast 50 000 Euro mehr als der gewöhnliche GT3 (hierzulande: 177.820 Euro).

Dafür bohren die Ingenieure den Sechszylinder noch einmal ein wenig auf und machen ihn mit jetzt vier Litern Hubraum zum größten Sauger im aktuellen Elfer. Gleichzeitig steigt die Leistung auf 500 PS und das maximale Drehmoment klettert auf 480 Nm. Immerhin, über einen Turbomotor haben sich die Porsches nicht drübergetraut. Schmerzhaft wird es bei einem Fakt für Puristen jedoch trotzdem. Eine Doppelkupplungsautomatik ist für die Gangwechsel zuständig. Unumgänglich, nicht abwählbar. Ob die Kundschaft bei privaten Trackdays tatsächlich eher auf der Jagd nach letzten Zehntelsekunden ist, wie diese Entscheidung intern gerechtfertig wird, als nach purem Fahrspaß sei dahingestellt. Spätestens die Verkaufszahlen werden es dann ja beantworten, als (im Vergleich zwar etwas schwachbrüstige) Alternative bietet sich der Porsche Cayman GT4 an – erfreulicherweise NUR mit Handschaltung zu haben. Jedenfalls ist die Automatik für einen Sprint von 0 auf 100 in 3,3 Sekunden gut. Tempo 200 ist nach 10,9 Sekunden erreicht und diesseits von 320 km/h dürfte der Reiz des Rasens nicht vorbei sein. Zum stärkeren Motor gibt’s für den GT3 RS eine strenge Diät. So hat Porsche das Dach zum ersten Mal aus Magnesium gefertigt, Motor- und Kofferraumhaube sind aus Kohlefaser gebacken und viele Anbauteile sind auf strikten Leichtbau ausgelegt. Das spart gegenüber dem ohnehin schon leichten GT3 unter dem Strich noch einmal zehn Kilo und drückt obendrein den Schwerpunkt an der Schlüsselstelle – dem Dach. Ob da bei genügend Kundennachfrage auch ein Schiebedach möglich wäre? Wer weiß…

Eine Doppelkupplungsautomatik ist für die Gangwechsel zuständig. Ob die Kundschaft bei privaten Trackdays tatsächlich eher auf der Jagd nach letzten Zehntelsekunden ist, wie diese Entscheidung intern gerechtfertig wird, als nach purem Fahrspaß sei dahingestellt.

Zum stärkeren Motor gibt’s für den GT3 RS eine strenge Diät. So hat Porsche das Dach zum ersten Mal aus Magnesium gefertigt, Motor- und Kofferraumhaube sind aus Kohlefaser gebacken und viele Anbauteile sind auf strikten Leichtbau ausgelegt.

Für die Aerodynamik und das unverwechselbar martialische Design gibt’s neben einer Buglippe, die förmlich am Asphalt kratzt, und einem massiven Heckspoiler außerdem eine fast 30 Zentimeter breite Vertiefung, die über Haube und Dach läuft. Außerdem haben die Ingenieure wie bei echten Rennwagen eine markante Entlüftung in die vorderen Kotflügel geschnitten, die den Anpressdruck der Vorderachse erhöht.  Ach ja: Und die breiteste Serienbereifung aller Elfer-Modelle hat der GT3 RS obendrein.

Rennsport (auch) auf der Straße 

Für Rennsport-Flair und -Funktionalität sorgen dabei nicht nur Details wie die Schalensitze aus Karbon, der Überrollkäfig oder die beigelegten Sechs-Punkt-Gurte, sondern nicht zuletzt auch zwei Funktionen für den Antrieb: Mit einem Zug an den Schaltwippen kann man die Automatik in den Leerlauf schalten, als würde man kurz die Kupplung treten. Die sogenannte Clutch-Kick Funktion wäre beim Retten von brenzligen Situationen eine Bank – üblicherweise ist man da aber gerade mit Kurbeln am Lenkrad beschäftigt und tut sich somit schwer, mit beiden Händen die Tätigkeit des arbeitlosen Kupplungsfußes zu übernehmen. Mit einem Knopfdruck am Lenkrad reduziert man das Tempo auf das Speed-Limit in der Boxengasse, ein nettes Feature für Trackdays. Mit seiner Testrundenzeit auf der Nordschleife des Nürburgrings von 7 Minuten und 20 Sekunden sticht der GT3 RS zwar den legendären Carrera GT aus, ob mit einer Schaltwippen-Automatik der Heldenflair und das wohlige Baden im Adrenalin hinterm Steuer bei heißen Runden auf Rennstrecken aber etwas zu kurz kommt, lässt sich in Zahlen vorerst nicht ausdrücken.

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