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Ioniq 6: Auf eigene Faust

Von wegen SUV-Schwemme: Sollen die anderen doch alle ihre Elektroautos aufbocken und ein Crossover nach dem nächsten an die Ladesäule stellen. Doch Hyundai schwimmt weiter gegen den Trend. Nachdem schon der Ioniq 5 eher ein aufgeblasenes Steilheck ist als ein geglätteter Geländewagen, bauen die Koreaner jetzt als zweites Modell auf ihrer neuen Elektroplattform eine elegante Coupé-Limousine, die einem Porsche Taycan oder zumindest einem Audi etron-GT näher ist als einem VW ID.5. Und weil kaum ein E-Baukasten derzeit so fortschrittlich ist wie der aus Korea, dürfte das nicht nur für die Form gelten, sondern auch für die Technik. Nur beim Preis wird Hyundai wohl die Bodenhaftung bewahren. Denn wenn der elektrische Flachmann zum Jahreswechsel als Ioniq 6 in den Handel kommt, ist mit einem Startpreis von etwa 50.000 Euro zu rechnen.

Während die Konkurrenz ihre E-Modelle bewusst futuristisch zeichnet, wagt Hyundai beim Sechser einmal mehr einen Blick zurück nach vorn. So, wie der Ioniq 5 entfernt an den Pony erinnert, ginge der Ioniq 6 auch als modernisierte Mischung aus VW Käfer und Porsche 911 durch. Nur die Pixelleuchten an Bug und am Heck zeugen von der neuen Zeit – und schaffen die Verbindung zum Ioniq 5, der sonst rundherum andere Züge trägt. 

Bestimmendes Element für den Ioniq 6 war der cw-Wert. Denn um die Reichweite zu erhöhen, haben die Koreaner den Luftwiderstand radikal gesenkt: Stromern mit Stromlinie, so lautete das Motto. Und wenn sie alle Register ziehen, sind sie damit ausgesprochen erfolgreich: Schmale Reifen, markante Spoiler, glattes Blech und Kameras statt Spiegeln drücken die aerodynamische Kennzahl auf 0,21 und bringen den Ioniq 6 nahe an den Rekordhalter EQS

Innen gibt es dazu eine luftige Kabine mit flachem Boden, großen Bildschirmen und bequemen Sesseln, die den Mitfahrern den Schrecken vor langen Ladepausen nehmen sollen – wobei die eher selten sein dürften. Denn genau wie bislang nur Porsche und Audi bei Taycan und etron-GT arbeitet Hyundai im Verbund mit Kia und Genesis mit einer 800 Volt-Architektur und kann deshalb besonders schnell laden. Viel mehr als eine halbe Stunde dürfte der Hub von zehn auf 80 Prozent deshalb im besten Fall nicht dauern.

Zumal die größte Batterie im Baukasten aktuell kaum mehr als 70 kWh nutzbare Kapazität bietet, die dem Ioniq 6 aber trotzdem für mehr als 500 Kilometer Fahrt reichen sollten. Auch zum Antrieb macht Hyundai noch keine konkreten Angaben, so dass nur die Plattformbrüder als Orientierung bleiben – und die gibt es mit 170 bis 585 PS und Geschwindigkeiten von maximal 260 km/h. 

Zwar stemmt sich Hyundai-Ableger Ioniq bislang tapfer gegen den Trend zum Crossover und hat mit dem Fünfer und dem Sechser zwei interessante Alternativen am Start. Doch auf Dauer können sich auch die Koreaner der Mode nicht versagen. Wenn als drittes und womöglich letztes Ioniq-Modell binnen 18 Monaten der Ioniq 7 kommt, wird das deshalb ein klassischer Geländewagen von imposantem Format. Denn wenn schon SUV, dann wenigstens so, dass es auch auf dem größten Markt gut ankommt und die Amerikaner happy macht. 

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