Wenn VW ein R an die Modellbezeichnung anhängt, bedeutet dies eigentlich die Krönung zum Top-Sportler der Baureihe. Beim neuen Touareg R ist das vielleicht nicht so.
Von Maximilian Barcelli
Eigentlich müsste da mehr über Performance stehen. Ist ja immerhin ein VW R, also quasi der AMG des kleinen Mannes. Stattdessen konzentriert sich der Pressetext zum Touareg R auf Effizienz und Emissionen, elektrische Reichweiten und sowas. Kein Wort zu einem etwaigen steiferen Fahrwerk oder einer flotteren Automatik. Nichts über eine eventuell sportliche Auspuffanlage oder einer fetten 6-Kolben-Bremsanlage. Aber hey! Der Touareg R assistiert beim Rangieren auch im elektrischen Modus.
Ist der VW Touareg R also wirklich das unumstrittene Top-Modell der Baureihe? Der Motor bietet da keine eindeutige Antwort. Einverstanden, die 462 PS und 700 Nm dürften auch mit geschätzten 2,5 Tonnen keine allzu großen Probleme haben. Und dass der Antriebsstrang, der sich aus einem Turbobenziner mit sechs Zylindern in V-Anordnung und einer 136 PS starken E-Maschine zusammensetzt, in Porsche Panamera, Cayenne und sogar Bentley Bentayga zum Einsatz kommt, adelt das SUV zusätzlich.
Einziges Problem: die selbstzündende Alternative. Mit acht Zylindern. Und vier Litern Hubraum. 421 PS leistend ist der BiTurbo-Diesel zwar minimal schwächer, offeriert dafür satte 200 Nm mehr als der Antriebsstrang im Touareg R. Von 0 auf Tempo 100 geht’s dann in 4,9 Sekunden. Einen Paradesprintwert für den Touareg R hat Volkswagen hingegen noch nicht kommuniziert, der Cayenne mit dem gleichen Triebwerk benötigt glatte fünf Sekunden um Landstraßentempo zu erreichen. Eine deutliche Abgrenzung gelingt dem Touareg R also nicht.
Natürlich könnte man als Mensch mit Hang zum motorisierten Überfluss dem Volkswagen-Konzern vorwerfen, dass er doch fettere, pompösere, mächtigere Triebwerke in petto hätte, die das größte SUV von VW auch lässig mit über 500 Pferdchen nach vorne peitschen könnten und die Thronfrage in der Baureihe dermaßen konsequent beenden würden, dass SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner die Augen rausfallen würden. Doch auch wenn der Hersteller im Pressetext über einen „Paradigmenwechsel“ spricht, so ist dieser wohl eher ein von der europäischen Politik aufgezwungener: die 95 Gramm CO2-Flottenverbrauchsgrenze gilt ab 2021. Sportliche Modelle mit Hybridantrieb werden sich exponentiell vermehren. Anders geht’s ja kaum. Der Toureg R zeigt nur ein weiteres Mal auf, wie fehlerhaft diese Grenzwerte sind. Denn während dieses fast 500 PS starke, 2,5 Tonnen schwere Fullsize-SUV den 95 Gramm CO2 Ausstoß wohl unterbieten dürfte (oder zumindest nicht stark übersteigt) emittiert ein weniger als eine Tonne wiegender VW up! mit 60 PS ebenso rund 100 Gramm CO2.
Freuen tun wir uns jedenfalls allemal auf den Touareg R. Denn erstens ist das neue SUV-Flaggschiff auch ohne R-Zusatz ein richtig gutes Auto; hübsch, modern, hochwertig, praktisch, sehr komfortabel und ganz grundsätzlich eine fahrerische Wohltat. Zweitens ist der R vielleicht nicht der unangefochtene König der Baureihe – eine Wucht bleibt er letztendlich trotzdem. Und drittens ist noch nicht aller Tage Abend: in Genf wird das Auto endgültig präsentiert. Also abwarten, ob und was da technisch noch kommt.