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Jeep 4xe-Modelle: Aus dem Schlamm an die Steckdose

Bis 2022 will die Marke Jeep ihre komplette Modellpalette elektrifiziert haben. Damit wird schon jetzt gestartet – und zwar mit den beliebtesten Fahrzeugen des Herstellers.

Text: Maximilian Barcelli

Es ist noch gar nicht lange her, da war dies der Grand Cherokee. Seit der Einführung von Renegade und Compass hat sich das Blatt allerdings gewendet – und zwar zugunsten der zwei kompakteren SUVs. Nachvollziehbar also, dass sie es sind, die sich als erste Modelle der Marke über eine Teilelektrifizierung freuen dürfen.

Diese Teilelektrifizierung bringt einen Akku mit sich, der über eine Brutto-Kapazität von 11,4 kWh verfügt. Von einem gut nutzbaren Kofferraumvolumen muss man sich aufgrund der neu hinzugekommenen Antriebskomponenten aber nicht verabschieden, der Renegade bietet 330 Liter, der Compass gar 420 Liter. Dafür wurde der Tank deutlich verkleinert: Rund 36 Liter Benzin fasst dieser.

Sei’s drum. Viel wichtiger ist ohnehin der Akku – und der soll laut WLTP 46 Kilometer rein elektrische Reichweite möglich machen. Knapp vorbei ist auch daneben: Ab einer Reichweite von 50 Kilometer lässt der überaus großzügige österreichische Staat nämlich eine Förderung von 2.500 Euro springen. Damit sich der angehende PHEV-Kunde deshalb nicht von der Option Jeep abwendet, kompensiert die Marke die Förderung ihrerseits mit dem „Zukunftsbonus“.

Etwas unübersichtlich, aber nicht unsympathisch: Das Interieur des Renegade.

So viel zur Theorie, in der Praxis sind die 46 Kilometer freilich nur unter einem sehr vorsichtig agierenden Gasfuß möglich. Was echt schade ist: Klar liegt bei den neuen Jeep 4xe-Modellen der Umweltschutz im Fokus, doch der bringt auch eine satte Beschleunigung mit sich: Renegade und Compass 4xe sprinten in unter acht Sekunden von 0 auf 100 km/h. Da können die konventionellen Motorisierungen nicht mithalten.

Geht in unter acht Sekunden auf Tempo 100. Aber nicht im Wasser.

Nicht einmal mit der schwächeren der zwei 4xe-Varianten: Dort leistet der 1,3 Liter große (oder: kleine) Vierzylinder 130 PS, die Topvariante offeriert 180 PS. Gemein haben sie, dass sie jeweils nur die Vorderachse antreiben – sowohl beim Jeep Renegade als auch beim Compass. Damit ist der mechanische Allrad bei den beiden SUVs Geschichte. Dass eine Marke, deren Name immer noch als Synonym für Geländewagen benutzt wird, das nicht auf sich sitzen lassen kann, liegt auf der Hand. Dementsprechend wirken die 60 PS des Elektromotors auf die Hinterachse ein. Dies tun sie nicht nur dann, wenn man rein elektrisch unterwegs ist, sondern auch, wenn es die Fahrsituation erfordert – zum Beispiel im Gelände.

Watttiefe? Check!

Jeeps Antwort auf den Klimawandel (oder den CO2-Flottengrenzwerten der EU) fällt nämlich nicht zu „softroadig“ aus. Zwar warten Jeep Renegade und Compass 4xe nicht mit einem Untersetzungsgetriebe auf – auch, wenn die 4WD-Low-Taste am Mitteltunnel ein solches attestiert – jedoch gibt es einige technische Kniffe, die das Fahren im Gelände erleichtern sollen. So kann man via 4WD-Lock-Taste beispielsweise auf permanenten Allradantrieb, zumindest bis zu 15 km/h, wechseln. Durch den eben angesprochen 4WD-Low-Modus hält das sechsstufige Automatikgetriebe den ersten Gang, der – wie bei quasi allen Autos dieser Welt üblich – niedrig übersetzt ist. Und damit sich der „Allradantrieb“ bei leerem Batteriestand nicht einfach ausklinkt, erzeugt eine zweite Elektromaschine, die mit dem Verbrennungsmotor verbunden ist, kontinuierlich Hochspannungsstrom.

Apropos Hochspannungsstrom: Dass sich solcher nicht so gut mit Wasser verträgt, ist – das hoffen wir zumindest – allgemein bekannt. Damit die Watttiefe von Renegade und Compass 4xe nicht unter dieser Tatsache leidet, hat Jeep alle Hochspannungskomponenten wasserdicht versiegelt. Das Ergebnis: Eine Watttiefe von 40, beim Compass Trailhawk sogar 50 Zentimeter. 

Unser Ausflug ins Gemüse hat gezeigt: Berge versetzen kann man in den 4xe-Modellen zwar nicht, aber mehr Offroad-Können als die beiden Fahrzeuge bieten, braucht ohnehin fast kein Mensch – und wohl auch keine potentiellen 4xe-Kunden. Oder zumindest keine potentiellen Jeep Renegade und Compass 4xe-Kunden: Dass bis 2022 die gesamte Modellpalette elektrifiziert sein soll, ist nämlich kein leeres Versprechen. Das haben die Amerikaner schon diesen Monat mit der Präsentation des Jeep Wrangler 4xe bewiesen. Der kann dann wieder Berge versetzen. 

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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