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Jeep Compass und Renegade 4xe: E-Schlammcatchen

Ausgerechnet Jeep! Bislang hat sich der FCA-Konzern nicht unbedingt mit sonderlich ökologischen Modellen hervorgetan, nur widerwillig einen elektrischen Fiat 500 für die USA aufgelegt und erst vor ein paar Wochen zumindest mit der milden Hybridisierung begonnen. Doch jetzt drehen Italiener und Amerikaner den Spannungsregler auf und starten eine Offensive unter Strom. Und ausgerechnet Jeep, die Marke mit der größten Tradition und den rustikalsten Autos, geht dabei in die Pole Position. Denn als allererste Konzernmodelle mit Stecker bringen die hemdsärmeligen Amerikaner jetzt den Renegade und den Compass mit Plug-in-Hybrid. Die Preise beginnen bei 37.237 und 41.136 Euro (D) und in den Handel kommen die ungleichen Geschwister im September.

Von Thomas Geiger

Beiden Modellen gemein ist der Antrieb: Im Bug steckt ein neuer, 1,3 Liter großer Vierzylinder-Benziner-Turbo, dem ein elektrischer Riemenstarter Beine macht. Ihn gibt es mit 130 oder 180 PS. Dazu kommen im Heck eine E-Maschine mit 44 kW oder nach alter Währung 60 PS und als Bindeglied ein Akku von 11,4 kWh. Ist der – an der Steckdose in fünf und an der Wallbox in weniger als zwei Stunden – vollgeladen, schaffen die beiden Jeeps bis zu 50 Kilometer ohne Sprit und erreichen dabei maximal 130 km/h. Wichtiger ist allerdings der Verbrauchsvorteil – selbst wenn er freilich in diesen Dimensionen nur theoretischer Natur ist: Der günstigen Formel sei Dank, stehen die beiden Offroader jetzt mit Werten zwischen 1,9 und 2,1 Litern in der Liste.

Dabei hilft der E-Motor nicht nur beim Sparen, sondern auch beim Spurten. Im Normalbetrieb reagiert der Motor zwar ein wenig träge auf den Gasfuß, fast so, als klebe ein Kaugummi am Pedal. Doch wenn man den Sport-Knopf drückt, dann wacht der Antrieb auf und es geht mit vereinten Kräften mächtig zur Sache. Bei einer Systemleistung von 190 oder 240 PS und einem Drehmoment von bestenfalls 270 thermischen und 250 elektrischen Nm hat die Traktionskontrolle beim Kickdown jedenfalls reichlich zu tun und bei einem Sprintwert von 7,3 Sekunden für die schnellste Version haben konventionelle Konkurrenten wie der Peugeot 2008, der Kia Stonic oder VW T-Roc mit ähnlich starken Verbrennern meist das Nachsehen. Allerdings nur vorrübergehend. Denn so flott Compass und Renegade auf Touren kommen, so schnell geht den beiden wieder die Luft aus: Bei maximal 200 Sachen ist Schluss.

Auch im Gelände schwören die Amerikaner auf die segensreiche Wirkung des Stromers und tragen mit einem besonders starken Riemen-Generator Sorge dafür, dass ihm selbst bei leerem Akku nie der Saft ausgeht: Das sofort verfügbare Drehmoment und die feinfühligere Ansteuerung sollen den elektrisierten Allradler zum Champion auf der Buckelpiste machen und vor allem die Offroad-Varianten Trailhawk weiter bringen als je zuvor. Davon sind sie bei Jeep so überzeugt, dass sie den konventionellen Allrad kurzerhand auslaufen lassen: Wer Compass oder Renegade als reine Verbrenner bestellt, muss sich fürderhin mit Frontantrieb begnügen.

Auch wenn der Plug-In-Hybrid nicht ohne Tadel ist, zum Beispiel weil es mit Blick aufs Budget keine Schnellladefunktion gibt und weil das Rekuperieren auch in der stärkeren der zwei Stufen kein One-Pedal fahren erlaubt, haben die Amerikaner Compass und Renegade damit noch mal fit gemacht für ein paar Jahre. Denn obwohl beide Autos nicht mehr die jüngsten sind, stehen sie jetzt wieder frisch da – und können mit zumindest teilweise digitalen Instrumenten, einem soliden Online-Infotainment und gehobenem Durchschnitt bei den Assistenzsystemen gut mit dem breiten Feld der Konkurrenz mithalten.

Zwar kommt Jeep spät mit den elektrisierten Geländewagen für die Kompaktklasse, doch beweisen die Amerikaner dafür gleich in doppeltes Hinsicht eine erfreuliche Konsequenz.  Zum einen, weil die dem Sparen nicht ihre Fähigkeiten im Gelände unterordnen und beim Allrad keine Kompromisse machen. Und zum anderen, weil sie die Technik schnell ausrollen wollen. Als nächstes bekommt der urtümliche Wrangler einen Plug-In-Baustein und schon in zwei Jahren wird es in jeder Baureihe ein elektrisiertes Modell geben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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