Jeep spendiert dem Compass ein Facelift. Das macht sich auf dem ersten Blick kaum bemerkbar. Zumindest so lange, bis man hinterm Volant Platz genommen hat.
Dann sind die Unterschiede nämlich deutlich ersichtlich, besonders, wenn man vor kurzem das Vor-Facelift-Modell bewegt hat – was wir getan haben: Ein eher kleinerer Touchscreen, viele Knöpfe, teilanaloge Instrumente zieren das generell etwas unübersichtliche Interieur-Design. Das Facelift kommt also zur rechten Zeit, der Compass hat den Frühjahrsputz notwendig gehabt.
Auch deswegen, weil er mit über 40 Prozent Verkaufsanteil der erfolgreichste Jeep in Europa ist. Wäre doch schade, wenn man Kundschaft auslässt, weil die ganz, ganz dringend digitale Instrumente möchte. Die gibt’s jetzt im Compass. Modernisiert wurde auch das Infotainmentsystem: Es ist übersichtlich, funktioniert flott und der nun freistehende Touchscreen ist bis zu 10,1 Zoll groß.
Die Digitalisierung macht also auch vor einer altehrwürdigen Marke wie Jeep nicht Halt. Umso größer die Freude, dass es immer noch analoge Bedienelemente gibt. Weil es aber weniger sind als im Vor-Facelift-Compass und sie obendrauf hübsch und logisch ins Design integriert wurden, macht der interne Bestseller trotzdem einen modernen Eindruck. Und ist dabei sehr intuitiv zu bedienen, was besonders zu gefallen weiß, weil man den hochsensiblen (oder auch: nervigen) Spurhalte-Assistenten ohne Umwege seines Amtes entheben kann.
Neben der Digitalisierung hält auch der Luxus in den Jeep Compass Einzug. Ein bisserl, zumindest: Die Materielienauswahl ist spürbar hochwertiger geworden, jedenfalls in den höheren Ausstattungsstufen (wir sind den Trailhawk gefahren), und die Verarbeitung ist auch voll okay. Und weil der Innenraum jetzt eher in die Horizontale designt wurde, ist das Raumgefühl ein überaus luftiges.
Summa summarum hat der Jeep Compass mit dem Facelift also genau das bekommen, was er gebraucht hat. Wobei man schon auch an anderer Stelle nachbessern hätte können: der Batteriegröße im Compass PHEV. 11,4 kWh sind für einen Plug-in-Hybrid zwar in Ordnung, ganz vorne dabei ist man mit einer elektrischen Reichweite von knapp unter 50 Kilometern im Jahr 2021 aber nicht mehr. Und das aufgrund dem Verfehlen der 50er-Marke die staatliche Förderung flachfällt, ist auch schade.
Verfehlen tut man im realen Gebrauch auch die WLTP-Reichweite von 47 bis 49 Kilometer: Aus der werden eher knapp über 30. Fair enough: Das ist bei der Konkurrenz nicht anders. Und: 30 Kilometer sind 30 Kilometer, wer brav lädt und die passenden Mobilitätsbedürfnisse aufweist, sprich mehr Kurz- denn Langstrecke fährt, der ist schon überwiegend lokal emissionsfrei unterwegs.
Das elektrische Fahren harmoniert übrigens hervorragend mit dem Wesen des Compass. Das ist nämlich vor allem eines: höchst komfortabel. Ob Fahrwerk oder Lenkung, der Compass PHEV täuscht keine sinnentleerte Sportlichkeit vor – gut so! Einzige Ausnahme: der Antritt. Nicht umsonst erwirtschaftet der 1,3-Liter-Vierzylinder zusammen mit dem Elektromotor 240 PS, das geht schon sehr fein vorwärts, die 100 km/h-Marke fällt nach 7,3 Sekunden, wer weiter stur aufs Gaspedal drückt, kann das Tempo verdoppeln, bis dann Ende im Gelände ist.
Sollte so viel Leistung gar nicht benötigt werden, kann auch zum 190 PS starken Compass PHEV gegriffen werden. Auch der geht noch unter acht Sekunden von 0 auf 100 km/h. So oder so: Einen Allradantrieb gibt’s immer, da die Elektromaschine die Hinterachse beliefert. Übrigens wirklich „immer“: Damit es für Herr und Frau Förster nämlich nicht mitten im Wald, sondern nur auf der deutschen Autobahn Ende im Gelände heißt, weil der Akku keinen Saft mehr hat, treibt im Falle des Falles ein zweiter Generatormotor, der vom Benziner angetrieben wird, wieder Strom in die Batterie.
Preislich startet der Jeep Compass PHEV, der eigentlich Compass 4xe heißt, bei rund 44.000 Euro. Wer die 240 PS will, muss mindestens 50.490 Euro zahlen, landet dafür schon in den höchsten Ausstattungslinie. Und die 2.500 Euro E-Mobilitätsförderung, die einem wegen der elektrischen Reichweite von unter 50 Kilometern entgeht, macht Jeep mit einem Aktionspreis bis zum 31. Mai fast wett: 2.000 Euro lässt der Hersteller springen.