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Lamborghini Countach LPI 800-4: Wie Keil ist das denn?

Er hat einen Ruf wie Donnerhall und eine Form wie ein Donnerkeil: Als Lamborghini vor 50 Jahren den Countach enthüllt hat, haben die Italiener damit auf Jahrzehnte das Bild von einem Supersportwagen geprägt. Und weil der coolste Keil der linken Spur bis heute nachwirkt, feiert die VW-Tochter den runden Geburtstag jetzt mit einer Neuauflage in Kleinserie: In Pebble Beach als Countach LPI 800-4 enthüllt, soll er für rund zwei Millionen Euro im kommenden Frühjahr genau 112 Mal an den Start gehen. Diese Zahl stammt nicht von ungefähr, sondern war der Code für die Entwicklung jenes Autos, das Designchef Mitja Borkert für eines der spektakulärsten in der PS-Geschichte hält.

Entsprechend nah bewegt sich der Stilführer bei seiner knapp fünf Meter langen aber nicht einmal 1,20 Meter hohen Hommage am Original, auch wenn der neue Countach alles andere als retro sein will. Stattdessen hat Borkert über die Plattform des Aventador einen coolen Keil aus Karbon gestülpt, der zwar bis hin zu den Fledermausohren des Lufteinlass’ die gleiche klare und messerscharfe Linie nutzt, trotzdem aber weit ins Hier und Heute weist. 

Auch unter der Haube bleibt sich der Countach treu und geht trotzdem mit der Zeit. Denn hier wie dort dröhnt im Heck ein V12-Motor, der mittlerweile freilich auf 6,5 Liter Hubraum gewachsen ist und statt damals 375 jetzt 780 PS leistet. Doch als klitzekleinen Vorgriff auf den ersten Stier unter Strom und als grünes Feigenblatt gibt es dazu aus dem Sian von 2020 noch einen kleinen E-Motor im Getriebe, der mit 48 Volt gespeist wird und noch einmal 34 PS beisteuert. Die wird man zwar bei so viel Kraft im Überfluss kaum spüren, und elektrisch fahren kann der Countach damit erst recht nicht. Doch so ein bisschen Vitamin E hat ja noch keinem geschadet. Und immerhin setzt Lamborghini dafür keine Batterie ein, sondern speist die E-Maschine aus einem Superkondensator, der bei gleichem Gewicht dreimal so viel Energie speichert. 

War der Countach damals nicht nur der schärfste, sondern auch einer der schnellsten Sportwagen, wirkt er gegenüber seinem modernen Erben fast schon lahm und schwächlich: Mit dann immerhin 814 PS Systemleistung und mehr als 750 Nm beschleunigt der neue Countach in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 und lässt das Original mit 355 km/h bei Vollgas ganz schnell im Rückspiegel verschwinden. Denn mehr als 300 Sachen waren 1971 kaum drin. 

Zwar gilt der Countach vielen als der Lamborghini schlechthin und hat Design wie Technologie der Marke bis heute geprägt. Doch in einem Punkt hat der Tiefflieger mit der Tradition der Italiener gebrochen: Sein Name ist einer der wenigen in der Lamborghini-Historie. die nicht von einem Stier stammen. Sondern „Kun-Tatsch“, so will es die Lamborghini-Legende, steht im Dialekt der Piemontesen für das ungläubige Erstaunen, wenn man zum ersten Mal etwas besonders Spektakuläres erblickt. Das würde angesichts des Designs wahrscheinlich auch heute wieder funktionieren. Nur dass er diesseits der Alpen dafür einen anderen Ausruf gäbe, der nicht minder passend wäre: „Wie Keil ist das denn?“. 

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