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Leichtbau und Hinterradantrieb: Der Lamborghini Huracán STO

Schon vor einigen Monaten wurde es bekannt: Lamborghini will seinen Super Trofeo-Rennwagen der eigenen Serie zum Straßenfahrzeug transformieren. Jetzt ist das Biest endlich da, es hört auf den Namen Lamborghini Huracán STO.

Was der alles kann – außer wirklich heftig aussehen – erklärt Lamborghini mit so vielen Prozentwerten, wie man sie sonst nur beim Asiaten findet. Allein um die Optimierung der Bremsanlage aufzuzeigen, sind derlei drei notwendig: „Die Stressbeständigkeit ist um 60% höher, wobei die maximale Bremsleistung um 25% und die Längsverzögerung um 7% verbessert wurde.“ Zu abstrakt? Versuchen wir es mit der Zahl 30. Nach so vielen Metern steht der Huracán STO nämlich, wenn man bei Landstraßentempo voll in die Eisen steigt. Verantwortlich hierfür ist die CCM-R-Bremsanlage (Carbon-Keramik) von Brembo.

Wo verzögert wird, muss erstmal beschleunigt werden: Zuständig hierfür ist freilich der 5,2 Liter große V10, der so frei atmet wie ein Nichtraucher am Berg. Wie im Huracán Evo und Performante bringt es das Triebwerk auf 640 PS, allerdings ist das Drehmoment auf 565 Nm reduziert worden. Immerhin noch 5 Nm mehr, als der Lamborghini Huracán Evo RWD bietet.

Mit eben jenem lässt sich der STO ganz gut vergleichen, denn auch bei ihm werden nur die Hinterräder vom Zehnzylinder befeuert. Weshalb die Beschleunigungsdaten denen des Performante minimal hinterherhinken: Während dieser in 2,9 Sekunden auf Tempo 100 stürmt, benötigt der STO glatte drei Sekunden. Das Zehntel holt er dann auch nicht mehr bis 200 km/h auf: In sechs Sekunden marschieren beide von 100 auf 200 km/h. Schluss ist beim STO vergleichsweise schnell: Mit einem Spitzentempo von 310 km/h ist er den anderen Stieren deutlich unterlegen.

Was wohl die radikale Aerodynamik zu verschulden hat. Auch hier wirft Lamborghini wieder mit Prozentzahlen um sich, als wären es Maki: „Die Gesamteffizienz des Luftstroms wurde um 37% verbessert, und gegenüber dem Huracán Performante wurde eine deutliche Erhöhung der Anpresskraft um 53% erreicht.“ Damit aber noch nicht genug: Dank des einstellbaren Heckflügels kann die aerodynamische Balance um 13 Prozent verändert werden.

Neben der Aerodynamik und den Stoppern macht den Huracán STO eine weitere Ingredienz aus: Das Gewicht. Mit 1.339 Kilogramm ist der neue Lambo der leichteste Huracán überhaupt. Dem nicht gerade adipösen Performante nimmt er 43 Kilogramm ab, dem RWD 50 Kilogramm.

Freilich gibt’s auch hier ein paar Prozentzahlen – zum Beispiel zur Windschutzscheibe. Die ist beim STO um 20% leichter als beim Performante. Außerdem bestehen 75% der Karosserie aus Carbon. Das Material kommt auch häufig im Innenraum zum Einsatz – ebenso wie Titan. So ist etwa der Käfig aus einer Titanlegierung gefertigt und spart 40% Gewicht gegenüber einem konventionellen Edelstahl-Käfig. Außerdem sorgen Sportsitze, Vierpunkt-Gurte und Schlaufen statt Türgriffe für weiteres Rennsport-Feeling.

Abgerundet wird das radikale Paket mit verkürzten Schaltzeiten des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, steiferen Aufhängebuchsen und einer verbreiterten Spur. Um wie viel Prozent, wissen wir ausnahmsweise nicht. Dazu gibt’s noch eine Hinterradlenkung und eine direktere Lenkübersetzung. Sie sorgen laut Lamborghini für eine „intime Beziehung zwischen Fahrer, Auto und Strecke.“ Doch leider auch punkto Lenkübersetzung: Keine Prozente.

Damit sich die Enttäuschung darüber in Grenzen hält, haben wir uns noch etwas ausgerechnet – nämlich den prozentualen Anteil am Leben eines österreichischen, unselbstständigen Erwerbstätigen, den er mit Arbeit verbringen muss, um sich einen Lamborghini Huracán STO leisten zu können: Bei einem durchschnittlichen Jahres-Einkommen von 23.229 Euro netto und einer Lebenserwartung von etwa 82 Jahren verbringt er (oder sie) 13% seines Daseins, um den Preis eines Huracán STO zu erwirtschaften. Leisten kann man ihn sich dann aber auch nicht. Außer man hat keine Ausgaben. Also wirklich: gar keine Ausgaben. Und selbst dann dürften für den Sportwagen keine Steuern aufkommen.

Wieder zu abstrakt? Na gut: Für den Lamborghini Huracán STO werden ohne MwSt und Nova 249.412 Euro fällig. Zum Vergleich: Ein Huracán RWD kostet netto 159.443 und selbst der Performante ist mit 195.040 Euro auch noch deutlich günstiger.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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