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Mazda 3: Gegen jeden Strom

Gegen jeden Strom

Der brandneue Mazda 3

Mazda schwimmt mal wieder gegen den Strom: Wo sich alle Welt der Digitalisierung verschreibt, predigen die Japaner noch einmal analoge Werte wie das Fahrvergnügen und die Präzision, und während VW & Co zugunsten des Elektroantriebs schon so langsam den Abgesang auf den Verbrenner anstimmt, feiern sie mal eben eine Revolution beim Benziner. Und das alles machen sie nicht bei einem Nischenauto wie dem MX-5, sondern bei ihrem mit Abstand wichtigsten Modell: Dem neuen Mazda 3, der jetzt in Los Angeles seine Premiere feiert und im Frühjahr auch in Deutschland an den Start geht.

Von Thomas Geiger
Aufgebaut auf einer neuen Plattform, soll der neue Dreier nicht nur mehr Präzision und Fahrfreude bieten als jeder andere Kompakte, stellt Projektleiter Kota Beppu in Aussicht und verspricht eine so natürliche und harmonische Fahrdynamik wie sie der Mensch sonst nur beim Gehen erlebt.
Treibende Kraft ist dabei ein neuer Benziner, den Beppu als Revolution feiert. Denn als erster und auf absehbare Zeit wohl auch einziger Hersteller bringt Mazda im Dreier den so genannten Diesotto-Motor in Serie – einen Benziner, dessen Treibstoffgemisch sich wie bei einem Dieselmotor durch die Kraft der Kompression selbst entzündet und dann noch effizienter verbrennt. Unter dem Namen Skyactiv-X kommt er als 2,0-Liter mit um die 190 PS und 230 Nm.

Zwar treiben die Japaner für diese so genannte Kompressionszündung einen extrem hohen Aufwand, schalten dem Motor einen Kompressor vor, um überhaupt so einen hohen Druck zu erzeugen, und bauen als Kontrollinstanz für die Selbstzündung trotzdem noch konventionelle Kerzen ein, die den Motor in bestimmten Lastbereichen auch ganz konventionell anfeuern können. Doch versprechen die Entwickler entsprechend große Vorteile: Das Drehmoment sei immerhin 30 Prozent höher als bei den aktuellen Benzin-Motoren in der Mazda-Palette und der Verbrauch gehe um etwa ein Viertel zurück. „So vereinen wir das Beste aus zwei Welten“, sagen die Ingenieure.
Obwohl Mazda den Skyactiv-X-Motor als den besseren Diesel feiert, weil er im in besten Fall sparsamer ist, keine ganz so aufwändige Abgasreinigung benötigt und unter dem Strich weniger kostet, wollen die Japaner noch nicht das Ende des Ölbrenners einleiten. Weil er in vielen Ländern noch immer steuerlich begünstigt ist und auch der beste Diesotto kein ganz so hohes Drehmoment erreicht, wird es die beiden Selbstzünder auf absehbare Zeit erst einmal parallel geben. Und auch der konventionelle Benziner bleibt dem Dreier erhalten, so dass man bei uns zwischen einem Sykactiv-G-Motor mit 2,0 Litern, einem Skyactiv-D-Motor mit 1,8 Litern und dem neuen Disotto wählen kann. Und als wäre das noch nicht genug, muss man sich auch noch zwischen Schaltgetriebe oder Automatik mit je sechs Gängen sowie Front- oder Allradantrieb entscheiden.
Mindestens genauso spannend wie die Technik ist das Design des neuen Dreiers. Ohnehin schon als asiatische Antwort auf Alfa Romeo gelobt, gehen die Japaner mit ihrem Kodo-Stil jetzt noch einen Schritt weiter und setzen gar vollends auf die verführerische Kraft perfekter Proportionen. Auf die üblichen Linien, Falze und Sicken im Blech, mit denen die Designer sonst das Licht brechen und die Blicke fangen, verzichten sie stattdessen nahezu komplett.

Während Antrieb und Auftritt selbst Autos wie den Klassenprimus Golf ziemlich alt aussehen lassen, ist das Ambiente nüchtern und zum Beispiel mit analogen Instrumenten noch vergleichsweise konventionell und die die Ausstattung ist auch nicht sonderlich zukunftsweisend. Denn so neu ein Autobahn-Assistent mit Lenkeingriff oder ein Kreuzungsassistent mit Querverkehrswarner für die Japaner sein mag, sind solche Systeme mittlerweile auch bei den Kompakten Standard. Einzig der Müdigkeitswarner mit Infrarot-Kamera ist zumindest in diesem Segment etwas Besonderes, aber dafür ziemlich überflüssig. Denn wenn Projektleiter Kota Beppu nicht zu viel versprochen hat mit der Rückbesinnung auf die Fahrfreude, dann sollte man in diesem Auto so schnell nicht schläfrig werden.
Zwar singen die Japaner das Hohelied des Verbrenners und stehen in Treue fest zum Hubkolbenmotor. Doch so ganz können sie den Trend zur Elektrifizierung dann doch nicht ignorieren: Beide Benziner bekommen deshalb zumindest einen Mild-Hybrid-Baustein. Und das ist nur der Anfang. Denn kaum ist der Dreier in allen Varianten im Handel, werden sie ihr erstes Elektroauto präsentieren und so am Ende doch noch mit dem Strom schwimmen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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