Wenn nicht gerade Designideen revolutioniert werden, muss das Fahrzeug plötzlich intelligenter als der Fahrer werden oder zumindest mit irgendeinem Detail protzen können, das beim ersten Zuhören kein Mensch durchschaut. Sonst ist es ja kein gutes Auto. „Schwachsinn!“, meint Prof. Dr. CX-3 von der Mazda-Universität und tritt die Beweisführung an.
An der Lehranstalt wird seit rund zehn Jahren alles nach dem Kodo-Designprinzip ausgerichtet. Will heißen: Weniger ist nicht nur mehr, sondern gleichbedeutend mit Emotion, Qualität und der perfekten Mensch-Maschine-Verbindung. Herr CX-3 unterrichtet nun schon seit 2015 und besticht seit jeher mit einem simplen, klaren und eleganten Design. Das muss auch beim Facelift zum neuen Modelljahr nicht verändert werden, denn aktuelle Mazdas sind einfach schön. Ist halt so, ganz easy. Ohne hundert Sicken oder tausend Kanten, die Form passt vom Kühlergrill bis zur Heckleuchte. So weit, so gut, doch was tut sich denn nun 2020 beim CX-3?
Nein, das Interieur mutiert nicht plötzlich zur VR-Zone. Es verbleibt sogar der kleine, auf das Armaturenbrett gesteckte Screen, der zwar nicht mehr hundertprozentig zeitgemäß aussieht, aber seinen Job bestens erledigt. Darüber hinaus finden sich auch noch immer zahlreiche Knöpfe und Schalter, die man noch ganz echt drücken muss. Keine Gestensteuerung, die eher Nerven raubt als schont, und keine hochsensiblen Sensoren, die schon wissen was der Fahrer will, während er selbst noch verträumt an der Ampel in der Nase bohrt. Es gibt im Interieur des Mazda CX-3 auch 2020 keine bahnbrechenden Neuerungen und revolutionäre Technologien. Einerseits, weil er ein Facelift ist. Und andererseits, weil er solche Sperenzchen nicht braucht. Eines jedoch ist ganz neu.
Die 100 Years Edition nämlich, in der man derzeit alle Modelle Mazdas (CX-5 und und MX-5 erst nächstes Jahr) ordern kann. Die beschert unserem Testwagen eine edle Innenausstattung bestehend aus weißen Lederapplikationen und tiefroten Sitzen. Dazu gibt es noch entsprechende Schriftzüge und Gravuren. Gepaart mit dem ohnehin schon eleganten Interieur des CX-3 sitzt man hier regelrecht luxuriös. Ja klar, Rolls-Royce kann da nur müde lächeln, aber dass Premium nicht unbedingt etwas mit Opulenz und Gadgets bis dorthinaus zu tun hat, demonstriert die 100 Years Edition eindrucksvoll.
Neben hübschen Goodies bietet sie nämlich auch einen quasi komplettes Erlebnis, ordnet sie sich doch als neue höchste Ausstattungsstufe über Revolution Top ein. Ein Aufpreis von 3.600 Euro bringt dem Käufer dann allerhand Extras wie das Navi, die 360 Grad-Kamera, das Bose-Soundsystem, das beheizte Lenkrad, die Verkehrszeichenerkennung, der City Notbremsassistent, adaptive LED-Matrixscheinwerfer und ein Abstandstempomat. Mehr braucht wirklich absolut niemand. Versprochen. Beim Zweiliter-Vierzylinderbenziner mit 121 PS und Sechsgangschaltung löhnt man dann 30.990 Euro gegenüber einem Einstiegspreis von 19.990 Euro. Auch nicht nichts, aber ein Auto in diesem Segment derart premium-ig einzurichten, ist anderswo für dieses Geld vollkommen unmöglich.
Unabhängig von der Ausstattung punktet das Facelift des CX-3 mit mehr Komfort- und Sicherheitstalenten als bisher, es dreht zum Spritsparen Zylinder ab und eine bessere Dämmung sowie bequemere Sitze machen das doch recht kleine SUV auch auf der Langstrecke zum Star. Apropos Star. Wie es halt immer so ist, fährt sich auch dieser Mazda knackig, die Schaltung flutscht flott durch die Gänge und der Motor gibt sich zwar nicht obersportlich, hat aber genug Durchzug. Schade, dass es keinen Allrad gibt – die Krone im Segment wäre dem CX-3 dann kaum noch zu entreißen. Die 100 Years Edition gibt es übrigens nicht mit Automatik. Chronisch Schaltfaule schauen also durch die Finger. Aber passt irgendwie auch, wegen Tradition und so. Schade ist auch, dass die 100 Years Mazdas nur in Snowflake Weiß Metallic zu haben sind. Klar, das passt am besten zum Interieur, aber ehrlich gesagt hängen einem weiße Autos oft doch schon ein wenig zum Hals heraus. Fesch ist der CX-3 trotzdem, keine Frage.
Fahrerisch grundsolide und ausgewogen, ein eleganter Auftritt und alle wichtigen Extras an Bord – der Mazda CX-3 100 Years fällt in keiner Disziplin maßlos auf, hinterlässt aber dennoch einen bleibenden, ausgenommen positiven Eindruck. Wie das? Es passt hier einfach so gut wie alles. Er beherrscht keine superbesonderen Tricks. Aber man merkt schnell, dass das auch nicht nötig ist. Auch wenn manch andere Hersteller einem unbedingt etwas anderes weismachen wollen. Ein hervorragendes Auto zu bauen kann so einfach sein. Und das scheint ziemlich schwierig zu begreifen zu sein.