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Mazda MX-5 RF 100 Years: Ein Sommer wie damals

Angefangen hat ja bei Mazda eigentlich alles mit Kork, seinerzeit, im Jahr 1920. Bis zum ersten PKW – dem R360 – sollte es noch vier Dekaden dauern.

Wir reisen weiter durch die Zeit, und zwar sechs Jahrzehnte nach vorne, also in die Gegenwart. Ein Kei-Car hat Mazda zwar immer noch im Portfolio, vor allem aber definiert sich die Marke inzwischen durch betörendes Design und unkonventionelle, technische Ansätze. Was sich auch beim Mazda MX-5 RF zeigt.

Wait, what? Betörendes Design: Einverstanden, ist gekauft. Ganz besonders in der 100 Years Edition, in der er nämlich zum Testtänzchen erschien. Die tritt in einer hoch eleganten Farbkombination auf – Snowflake White-Lackierung trifft auf bordeauxrote Sitze (beim Roadster, der als 100 Years nur mit der schwächeren Motorisierung verfügbar ist, ist auch das Stoffverdeck rot). Dazu einige Jubiläums-Plaketten und natürlich die klassischen MX-5-Ingredienzien – also langgezogene Motorhaube, schmale Scheinwerfer und cleane Karosserie – das ist schon sehr viel Schönheit auf sehr wenig Raum.

Die Leder-Sitzbezüge sind im 100 Years-MX-5 in Rot gehalten.

Was jetzt aber unkonventionell sein soll? In technischer Hinsicht? Auf den ersten Blick: gar nix. Ein vierzylindriger Saugmotor, der an ein manuelles Getriebe gekoppelt ist – konventioneller geht’s eigentlich nicht mehr. Allerdings gilt das nur für die, die in den 90ern leben. Im Jahr 2021 gehören Handschaltung und Sauger zu den aussterbenden Arten, noch vor Eisbär und Co. Wobei letztere nicht wegen des MX-5 aussterben, der kann, wenn gewollt, auch richtig sparsam: 6,9 Liter verbraucht er als 184 PSler und RF, sprich Targa. Was kein utopischer Wert ist, wenn man sich zurückhält.

Problem nur: Man will sich eigentlich nicht zurückhalten. Sondern lieber: genießen. In vollen Zügen. Und in vollen Drehzahlen. Weil wozu hat Mazda dem MX-5 im Zuge des 2019er-Facelifts sonst noch einmal ein paar Extra-Touren verpasst, so dass die Kurbelwelle jetzt bis zu 7.500 Mal in der Minute rotiert? Eben!

Zwei Liter Hubraum, vier Zylinder, keine Aufladung und 7.500 Umdrehungen maximal.

Also raus aus dem Gewusel der Stadt und rein ins Land der Berge und Seen und Landstraßen, die sich um diese schlängeln. Schon vor dem Facelift grenzte der Mazda MX-5 an Perfektion, weder hätten uns die 24 PS Mehrleistung gefehlt, noch die zusätzlichen Umdrehungen. Aber jetzt, wo beides da ist – naja, was können wir schon sagen, was nicht schon gesagt worden ist?

Okay, ein bisserl was wollen wir schon noch vermelden: nämlich wie viel Spaß man mit dem Mazda MX-5 hat. Sagen wir es so: Ein ähnliches Glücksgefühl hattest du das letzte Mal im Kindesalter, als Mama und Papa Kirche und Spaziergang spontan mit einem Ausflug in den Bogi Park – dem einst ältesten Indoor-Spielplatz Wiens, Gott hab ihn selig – ersetzten. Und das jetzt noch alles mit MDMA oder so.

Die Lenkung ist präzise, nicht allzu schwergängig und gibt viel Feedback. Das Fahrwerk verträgt auch die Straßen östlich des Eisernen Vorhangs gut. Die Bremsen haben mit dem Gewicht von rund 1,1 Tonnen keine Schwierigkeiten. Das Getriebe gehört zu den besten am Markt. Und auch, wenn dir beim Gas geben nicht die Augen in die Höhlen gedrückt werden – 6,8 Sekunden vergehen von 0 auf 100 km/h – so entfaltet der 2-Liter-Sauger seine Kraft so linear und tönt dabei so kernig, dass man eigentlich glücklich darüber ist, dass der MX-5 nicht als Performance-, sondern als Hedonisten-Fahrzeug konzipiert ist. Die Fahrt lässt sich länger genießen, der MX-5 länger zelebrieren. Für dankende Stoßgebete, dass Mazda nicht ausschließlich auf Korken gesetzt hat, bleibt auch mehr Zeit. Falls man nicht gerade gegenlenkt.

Vor allem aber ist das alles verdammt unkompliziert. Einsteigen, losfahren und all das Schlechte hinter sich lassen. Fast so wie damals. Also nicht 1920, was zwar auch passen würde – spanische Grippe und so. Aber gemeint ist mehr: Summer of 69. Nur halt mit LED-Matrix-Scheinwerfer, Bose-Soundsystem und Spurhalteassistent.

Diese Extras sind, wie die weiteren Bestandteile der Ausstattungslinie „Revolution“, alle in der 100 Years-Version des Mazda MX-5 RF G184 serienmäßig mit an Bord. Der Preis beträgt 41.590 Euro. Faires Angebot für so ein Langzeit-Ticket in den Bogi Park.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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