Nach den V8-Monstern G 500 und natürlich G 63 AMG hält nun ein Selbstzünder mit sechs Töpfen in die neue G-Klasse Einzug. Der Vernunftmotor ist gleichzeitig auch der unlogischste – heute mehr denn je.
Text: Maximilian Barcelli
Denn Hand aufs Herz: Zwar hängt der G aus Graz quasi alle anderen Geländewagen abseits (und auch auf) asphaltierter Straßen ab, doch als Lastesel für Förster, Jäger und Co. eignet sich das Urgestein mittlerweile kaum noch. Das hat mehrere Gründe.
Zum einen ist die Mercedes-Benz G-Klasse mit einer Breite von fast zwei Metern nicht das beste Gerät, um auf engen Waldwegen voranzukommen. Das können Land Rover Defender und Suzuki Jimny mit, die beide um die 1,7 Meter breit sind, besser. Dafür bieten die zwei Kraxler nicht so ein üppiges Platzangebot im Innenraum – bei Gott nicht. Womit wir bei Punkt zwei angekommen sind, dem „Meine Güte, das schöne Leder!“-Punkt. Denn wer will schon sein gerade geschossenes Wildschwein in dem Luxus-Interieur, mit dem der G mittlerweile aufwarten kann, transportieren?
Ein weiterer, sehr wesentlicher Grund, weshalb die G-Klasse eventuell nicht der praxisorientierteste Offroader ist, ist das Geld. So ein neuer G 350d wird vermutlich einen niedrigen sechstelligen Betrag kosten (der Vorgänger war mit rund 120.000 Euro dotiert) – und typisch bei Automobilen in dieser Preisklasse (und aus Deutschland …) ist da das Ende der Fahnenstange noch laaaange nicht erreicht. Wirtschaftlich geht anders. Aber bitte nicht falsch verstehen, der G ist sein Geld schon wert. Aber ob der Preis tatsächlich im Budget eines Landwirten unterzukriegen ist … naja.
Der Herr Ölscheich aus den Emiraten wird da weniger Probleme mit der Finanz haben. Allerdings würde dieser wohl auch nur ungern zu einem V6-Selbstzünder greifen, wenn selbst der brachiale V8 aus dem G 63 seiner Meinung nach vermutlich vier Zylinder zu wenig hat. Und genau deshalb ist der G 350d bis dato eigentlich der unlogischste Motor für die G-Klasse.
Macht aber nix. Und an der Tatsache, dass der Geländewagen von Daimler mit dem Dieselmotor ganz wunderbar harmoniert, änderts auch nix. Der Motor läuft kultiviert, auch im höheren Drehzahlbereich, und die 286 PS und vor allem 600 Newtonmeter Drehmoment haben es spielend leicht mit dem Schwergewicht. Die 100er Marke ist trotz den gut 2,5 Tonnen und der unvorteilhaften Aerodynamik nach nur 7,4 Sekunden geknackt. Hauptvorteil des Selbstzünders ist natürlich der Verbrauch: Knapp unter zehn Liter schluckt der V6er innerhalb 100 Kilometer. Zumindest nach dem neuen europäischen Fahrzyklus, der ja nicht mehr ganz so neu ist und in absehbarer Zukunft abgelöst wird.
Dass sich der G 350d auch zu einem richtigen Säufer verwandeln kann, durften wir im Kuihtai in Tirol selbst erleben. Über 15 Liter? Kein Problem! Wobei man sich dann aber schon selbst auf die Schultern klopfen darf. Ein schwerer Gasfuß ist unvermeidlich, um den Diesel-G aus seinen Reserven zu locken. Und dass es quasi durchgehend gnadenlos aufwärts ging, ist ebenso nicht gerade förderlich.