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Mitsubishi Eclipse Cross PHEV: Schluss mit Polarisierung

Nachdem der erste Schock darüber, dass Mitsubishi den altehrwürdigen Namen Eclipse für ein SUV-Coupé verwendet, überwunden wurde, nehmen uns die Japaner mit dem neuen Eclipse Cross gleich den nächsten Schock. Arigato!

Klar, Geschmäcker sind verschieden, außerdem: Diversity! Jeder ist schön, und ganz besonders schön sind neuerdings die nicht so Schönen. Also ja, dem Zeitgeist entsprechend schreiben wir jetzt mal lieber nicht, dass das Heck des Eclipse Cross mit dem durchgehenden Steg, der mitten durch die Scheibe verläuft, einen so unharmonischen Eindruck macht wie eigentlich nur Familie Müller aus Paderborn im zweiwöchigen Kroatien-Urlaub. Sie wissen schon: Die Familie mit dem präpubertierenden Sohn und der vollpubertierenden Tochter, mit denen sich die Mutter ab Kilometer 50 der Hinfahrt streiten muss, während sich der Vater ab Ankunft schweigend ein Bier nach dem anderen reinknallt, um die 14 Tage ohne nachhaltiger psychischer Krankheit zu überstehen.

Nein, wir schreiben das nicht – und zwar weil wir’s nicht mehr schreiben müssen: Der semi-neue Eclipse Cross – mehr als ein Facelift, weniger als eine frische Generation – tritt jetzt nämlich sehr viel eleganter auf. Der Steg am am Heck ist Geschichte wie der Ötzi, vorne sind die Scheinwerfer schmaler gezeichnet, es ergibt sich ein durchaus logisches Gesamtbild.

Logisch ist auch eine andere, ebenfalls dem Zeitgeist entsprechende Veränderung, die man dem Eclipse Cross nicht sofort ansieht: Dem 2,4-Liter-Vierzylinder hat man zwei Elektromotoren – einer vorne, einer hinten – als Partner zugeteilt. Die Energie für diese hält eine 13,8 kWh große Batterie parat. Eigentlich nicht wenig Kapazität, doch eine offizielle Reichweite von 50 Kilometer geht sich trotzdem nicht aus. Bedeutet: Keine Förderung für den Mitsubishi Eclipse Cross PHEV.

Das Interieur ist typisch Mitsubishi eher rustikal, schöne Materialien gibt’s aber doch an einigen Stellen.

Was ob der fairen Bepreisung aber verkraftbar ist: Mindestens 37.995 Euro werden für den Mitsubishi Eclipse Cross fällig. Da kann man sich dann schon über eine ordentliche Ausstattung freuen: Eine Rückfahrkamera ist genauso serienmäßig mit an Bord wie das Infotainmentsystem oder 18-Zöller. Als Extra kann eigentlich nur eine andere Lackierung gewählt werden. Die Top-Ausstattung „Diamond“ (45.995 Euro) wartet mit Ledersitzen, einem beheizten Lenkrad oder einer 360-Grad-Ansicht auf. Immer mit dabei ist übrigens der duale Antriebsstrang: Eine andere Motorisierung gibt es nämlich gar nicht mehr, zumindest in Österreich.

Macht aber nix, weil: Zeitgeist und Green und überhaupt. Außerdem macht der Antrieb im Eclipse Cross ja keinen schlechten Job: Die 188 PS Systemleistung sorgen freilich nicht für ein emotionales Beschleunigungsfeuerwerk, aber elf Sekunden von 0 auf 100 km/h sind voll okay. Außerdem trägt der Benziner nur 98 PS zur Gesamtleistung bei, die Motorbezogene Versicherungssteuer ist dementsprechend niedrig: rund 110 Euro im Jahr.

Überhaupt ist der 2,4-Liter-Benziner eher Nebendarsteller: Im Mitsubishi Eclipse Cross PHEV unterstützen die beiden E-Motoren nicht den Verbrenner, sondern umgekehrt. Denn wenn im Akku nicht mehr viel Energie vorhanden ist, versorgt der Vierzylinder die Elektromotoren über einen Generator mit Strom. In der Praxis macht sich dieses System im urbanen System bemerkbar, wo man dem Saugmotor eine untypische Spritzigkeit zuschreibt – zumindest wenn man nicht weiß, dass er selbst ja gar nicht direkt für Vortrieb sorgt.

Eigentlich nur Nebendarsteller: der 2,4-Liter-Vierzylinder.

Auf der Autobahn nervt diese Technik überraschenderweise kaum. Dort treibt der Verbrenner auch mal direkt die Vorderräder an, genauso wie er das unter Volllast tut. Dass man kein aufdringliches Geplärre vernimmt, liegt daran, dass der Motor schon bei 4.000 Umdrehungen alles an Leistung erwirtschaftet. Klar ist aber schon: Richtiges Autobahnauto ist er keiner, ein Zweiliter-Diesel gekoppelt an sieben oder acht Gänge spielt da in einer anderen Liga. Wobei der Verbrauch bei leerer Batterie mit sieben bis acht Litern eigentlich nicht gegen lange Reisen sprechen würde.

Tut auch die grundsätzlich komfortable Auslegung des Fahrzeuges nicht. Zur Bequemlichkeit passend: das Maximaltempo von 162 km/h. Für Österreich ist das aber ohnehin unerheblich (oder: sollte es zumindest sein). Und je nach dem, wie das mit den Koalitionsverhandlungen in Deutschland ausgeht, wird sich bald auch nicht mehr Vater Müller über diese Spitzengeschwindigkeit echauffieren können, der in seinem Tiguan Allspace gerne mal mit Tempo 200 über die Autobahn bretterte. Am liebsten natürlich am Weg heim vom Familien-Urlaub.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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