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Nissan Juke: Praktiker statt Provokateur

Er war der erste seiner Art und er hat es wilder getrieben als die vielen Konkurrenten, die ihm nachgeeifert haben. Denn kein anderer kleiner Geländewagen war so schräg und provozierend gezeichnet wie der Nissan Juke. Doch das ist jetzt bald zehn Jahre her und die Welt hat sich weiter gedreht.

Von Thomas Geiger

Weil mittlerweile alle Welt nach diesen Stadtgeländewagen schreit und bald jeder Hersteller einen Kleinwagen auf Stelzen verkauft, haben die Japaner ihren Bestseller ein bisschen neu positioniert. Provozierend und polarisierend ist er noch immer, hat wie bisher kugelrunde Glubschaugen, weit ausgestellte Kotflügel wie ein Sportwagen und ein Schrägheck wie ein Coupé. Doch um im Wettbewerb gegen Autos wie den Toyota C-HR, den Hyundai Kona oder den Kia Stonic zu bestehen, ist er auch ein bisschen praktischer, vulgo: größer geworden. Und besser ausgestattet ist er natürlich obendrein. Das schlägt sich allerdings auch in den Preisen nieder. Die klettern zur Markteinführung im Januar um selbstbewusste 2.500 Euro und beginnen nun bei 18.990 Euro (D).

Damit sich der Avantgardist ein wenig besser im Alltag bewährt, streckt sich der Juke nun in der Länge um 7,5 Zentimeter auf 4,21 Meter, geht auf 1,80 Meter in die Breite und das Dach hat seinen höchsten Punkt nun bei 1,60 Metern. Vor allem aber weil der Radstand um knapp elf Zentimeter wächst, profitieren Hinterbänkler und Lademeister: Im Fond gibt’s gute fünf Zentimeter mehr Knie- und immerhin einen Zentimeter mehr Kopffreiheit, so dass es dort auch mal zwei Erwachsene aushalten können, und der Kofferraum wächst auf familientaugliche 422 Liter – immerhin 20 Prozent mehr als früher.

Trotz des neuen Formats hat der Juke – einer neuen Konzernplattform sei dank – sogar ein bisschen abgespeckt und bringt nun 23 Kilo weniger auf die Waage. Weil der Fahrer in den serienmäßigen Integralsitzen zudem etwas näher am Asphalt kauert, das Lenkrad besser einstellen kann und der Schaltknauf griffgünstig nach oben gerückt ist, fühlt sich der Juke 2.0 ein wenig agiler und sportlicher an.

Allerdings darf man nicht zu viel Dynamik erwarten. Denn unter der Haube regiert die Vernunft und die gebietet als einzigen Motor einen 1,0 Liter großen Dreizylinder, der auf 117 PS kommt. Damit liegt der Juke zwar in der goldenen Mitte des Marktes, kann aber die vom sportlichen Design geweckten Erwartungen nur bedingt erfüllen. Denn selbst wenn beim Kickdown das maximale Drehmoment für 25 Sekunden von 180 auf 200 Nm steigt und das Überholen etwas dann etwas leichter geht, gönnt sich der Kleinwagen im besten Fall 10,4 Sekunden für den Spurt auf 100 und schafft nie mehr als 180 km/h. Vom üblichen Pöttern des Dreizylinders ganz zu schweigen. Immerhin vermisst so keiner den Diesel, den die Japaner wegen der geringen Nachfrage und der hohen Anforderungen an die Abgasreinigung aus dem Programm genommen haben. Weil der 1,0-Liter mit seinen 4,9 Litern rund 30 Prozent sparsamer ist als der vergleichbare 1,6-Liter des Vorgängers, ist das allerdings auch eine nachvollziehbare Entscheidung.

Während Nissan beim Antrieb auf Sparkurs ist, haben die Japaner bei Ambiente und Ausstattung nachgelegt: Die Materialauswahl ist deutlich liebevoller und die Liste der verfügbaren Extras länger denen je: So gibt es nun LED-Scheinwerfer serienmäßig, das Infotainment geht online und integriert alle gängigen Smartphones und erstmals ist der Propilot für den Juke erhältlich. Als Kombination aus Abstandstempomat und Spurführungshilfe will er auf der Autobahn zur Entspannung beitragen und dem Fahrer die meiste Arbeit abnehmen. Dazu gibt’s eine 360 Grad-Kamera und auf Wunsch auch ein spezielles Soundsystem, das direkt in den Kopfstützen der Sitze montiert ist.

Was es dagegen nicht gibt, das ist ein Allradantrieb. Zwar kann man zwischen Handschalter und Doppelkupplung wählen, doch egal wie die Kraft übertragen wird, landet sie immer und ausschließlich an der Vorderachse: Schließlich ist der Juke vor allem für die Stadt gebaut und nicht für die Savanne. Mode statt Matsch und Modder eben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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