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Nissan Micra: Alcantara im Kleinwagen

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Nissan Micra: Alcantara im Kleinwagen

Wird in der Automobil-Branche nach radikalen Buchstaben wie R, GT oder ST ein Line angehängt, relativiert sich das Radikale wieder. Auch Nissan spielt da jetzt mit, betitelt die neue Ausstattungslinie des Micra allerdings N-Sport.

Text: Maximilian Barcelli

Radikaler wird der Micra, dessen Motoren zwar aufgefrischt wurden, deshalb wie seine Line-Kollegen aber noch lange nicht – wobei man es nach den ersten Kilometern mit dem N-Sport durchaus vermuten könnte. Oder den ersten Unebenheiten: Das Fahrwerk gibt dir mehr Feedback als deinem Kreuz lieb ist. Auch die Lenkung deutet einen sportlichen Charakter an – allerdings positiv. Was nicht nur daran liegt, dass das Volant unten abgeflacht ist und toll in der Hand liegt. Die Lenkung ist auch angenehm direkt. Übrigens, dem ruppigen Fahrwerk kann man auch ganz einfach entgehen – insofern man auf 17 Extra-PS und verchromte Auspuffblenden verzichten kann.
Aber zurück zum Lenkrad beziehungsweise in den Innenraum. Dort trumpft der Micra mit hochwertigen Materialien auf, die bei den meisten direkten Konkurrenten Kopfschmerzen verursachen – ganz besonders in der N-Sport-Linie. Dort zieht sich feines Alcantara über’s Gestühl sowie dem Armaturenbrett.
Die neue Ausstattungslinie ist allerdings nur mit dem neuen Topmotor im Micra zu haben, mit dem das unbequemere Fahrwerk ja Hand in Hand geht. Aus 1,5 Liter Hubraum quetschen drei Zylinder mit Turbounterstützung 117 PS. Der Motor überzeugt auf der einen Seite mit einem guten Ansprechverhalten, er braucht zwar ein bisserl Drehzahl, liefert seine Kraft dann aber sauber ab. Auf der anderen Seite klingt der Dreizylinder nicht wirklich nach Beethoven, eher so Helene Fischer. Was aber nicht als grundsätzliches Dreizylinder-Bashing zu verstehen ist, dass solch ein Motor auch kernig klingen kann, zeigt beispielsweise Ford mit dem Fiesta ST.
Weiterentwickelt wurde auch der 1,0-Liter IG-T. Statt 90 PS leistet der Benziner nun 100, verbrauchen tut er dabei auch noch rund 0,6 Liter weniger. Quasi eine Win-Win-Situation. Vorausgesetzt man greift nicht zum CVT-Getriebe, das nicht gerade ein Quell der Ruhe ist. Notwendig ist das bei einem Kleinwagen aber eh nicht.
Fazit? Die neue Ausstattungslinie N-Sport beeindruckt vor allem mit hochwertigen Materialien im Innenraum – blöd nur, dass diese lediglich mit dem DIG-T 117 zu haben ist und das Aggregat wiederum nur mit dem sportlicheren, aber unbequemeren Fahrwerk kommt. Macht aber nix, wenn die 17 Extra-Ponys nicht unbedingt sein müssen – und das müssen sie nicht.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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