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Opel Zafira Life: Der Zafira ist tot, lang lebe der Zafira

Opel Zafira Life

Der Zafira ist tot, lang lebe der Zafira

Der Zafira ist kein Zafira mehr. Das im Sterben liegende Kompakt-Van-Segment zwingt den seit seiner Einführung im Jahr 1999 2,7 Millionen verkauften Wagen in die Knie. Opel lässt ihn weiterleben. Irgendwie.

Text: Maximilian Barcelli

Möglich macht das eine radikale Verwandlung. Zwar trägt auch die vierte Generation des ehemaligen Kassenschlagers noch den bewehrten Namen (dem jetzt noch ein „Life“ nachsteht), mit einem Kompakt-Van hat der neue Zafira aber so viel gemein wie ein Porsche mit einem Trabant. Der Rüsselsheimer wurde zum Kleinbus geformt, damit der Name Zafira weiter glänzen kann und nicht mit der Fahrzeugklasse zusammen untergeht. Diese selbstlose Aufgabe ist dem Opel Combo Life übertragen worden, der dem alten Zafira im Modellportfolio zwar nicht nahe, aber doch am nächsten kommt.
Die beiden verbindet aber noch mehr, als der geschlossene Kampf gegen den anhaltenden SUV-Boom: Zafira wie auch Combo Life basieren nun auf Plattformen des PSA-Konzerns. Nutzfahrzeug-Plattformen, genau genommen. So ist der Zafira Life im Grunde ein Vivaro C, der sich die Plattform wiederum mit Peugeot Expert, Citroen Jumpy und Toyota Proace brüderlich teilt. Und auch diese verfügen über Kleinbusversionen, die nix mit Baustelle am Hut haben: Peugeot Traveller, Citroën Spacetourer und Toyota ProAce Verso. Wir wollen ehrlich sein: Ob Opel oder Peugeot ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ist man eher der frankophile Typ oder kommt einem ja nix undeutsches in die Garage. Stören muss man sich an der ganzen Sache aber nicht, vor allem in einem Segment, das die Kasse nicht gerade klingeln lässt, sind solch sparende Maßnahmen absolut legitim.
Zurück zum Thema: Der Zafira Life basiert zwar auf dem Vivaro C, die Deutschen haben diesem aber das Nutzfahrzeugdasein mit Nachdruck rausgeprügelt. Geblieben ist ein feiner Kleinbus, der nicht wie der alte Zafira für maximal sieben Personen Platz bietet, sondern für ganze neun – und zwar in sämtlichen Versionen. Den Opel Zafira Life gibt’s nämlich nicht nur mit einer Länge und einem Radstand, man spendierte ihm gleich drei verschiedene Größen und verzichtete dabei gänzlich auf eine irreführende Namensgebung: Small oder S, Medium oder M und Large oder L machen unmissverständlich klar, um welche Größenordnung es sich handelt.
Der kleinste Zafira Life verfügt über eine Länge von 4,6 und einen Radstand von 2,9 Metern. Damit ist er zwar kürzer als die dritte Generation des Kompakt-Van-Zafiras, zu einem solchen macht ihn das aber lange nicht. Medium und Large teilen sich den 3,28 Meter-Radstand und unterscheiden sich lediglich in der Länge: Mit 5,3 Metern übertrifft der größte Zafira Life seinen in der Mitte angesiedelten Bruder um 35 Zentimeter.
Dass der Zafira Life nun kein Kompakt-Van, sondern ein Kleinbus ist, eröffnet einen komplett neuen Kreis von potentiellen Käufern. Natürlich schließt sich damit aber auch einer, allerdings haben dramatisch viele Kompakt-Van-Kunden sowieso schon zum SUV gewechselt, ganz von allein. Neben größeren Familien, die mit einem 7-Sitzer bestenfalls den Einkauf transportieren, eignet sich der Zafira Life nun auch als Shuttle. Weshalb es eine Vielzahl an Ausstattungsmöglichkeiten gibt, die die Bedürfnisse von pragmatischen Familienoberhäuptern wie die von Vorstandsmitgliedern abdecken.
Motorisch gibt’s keine Überraschungen: Es werden zwei Dieselmotoren angeboten, die Leistungsspanne erstreckt sich von 102 über 120 und 150 bis hin zu 177 PS. Vor allem der zwei Liter große Selbstzünder mit 150 oder 177 PS macht einen überaus soliden Eindruck, offeriert ganz nach Dieselmanier ordentlichen Durchzug. Geschaltet wird entweder über ein unaufgeregtes, manuelles 6-Gang-Getriebe beim 150 PSler oder aber man lässt sich die Arbeit von einer 8-Gang-Wandlerautomatik abnehmen, die ihre Aufgabe im stärksten Zafira Life wirklich bravourös erfüllt.
Die Sitzposition ist so, wie sie eben in einem Kleinbus ist: Sehr hoch. Dementsprechend gut ist die Übersicht. Ansonsten fährt sich der Rüsselsheimer angenehm, ist auch bei höherem Tempo (also 150 plus, ja, die Testfahrten waren in Deutschland) sehr solide. Preislich startet der Kleinbusspaß bei 38.500 Euro, für Assistenz und derlei kann man freilich noch ein bisserl draufzahlen. Am heftigsten geht aber die Transformation vom Familienbus in den VIP-Shuttle ins Budget.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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