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Pickups im Test: Fullback, Hilux und Rexton Sports

Pickups im Test

Fullback, Hilux, und Rexton Sports

Waren Pickups vor nicht allzu langer Zeit zumindest bei uns in Europa noch reine Nutzfahrzeuge, sind sie mittlerweile ziemlich in Mode gekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn praktisch allein reicht nicht mehr, moderne Pickups müssen auch Komfort bieten und stylisch sein. Auch im schönen Wien erspäht das Argusauge des Motorblockredakteurs zurzeit recht viele der rustikalen Gefährte oder er ist selbst in einem davon unterwegs.Im Fiat Fullback Cross etwa, oder dem Ssangyong Rexton Sports, oder dem Toyota Hilux. Und wie schlagen sich die drei im direkten Vergleich?

Text: Maximilian Barcelli/Jakob Stantejsky
Beginnen wir mit dem Italiener, der so gar kein Ferrari ist. Aber auch wenn man auf dem Stiefel ein Nutzfahrzeug baut, kann man sich zumindest ein Eitzerl südländische Leidenschaft nicht verkneifen. Deshalb ist der Fiat Fullback Cross auch der extrovertierteste der drei Konkurrenten – sofern man von der fetzigen G-Tribute-Folie anlässlich des 50. Geburtstags beim Toyota Hilux mal absieht. Karosserietechnisch steht der Fullback auch dank des extra auf Action getrimmten Cross-Paketes jedenfalls sehr schwungvoll da, die Linien sind deutlich dynamischer sowie runder als die seiner eckigen Kollegen und auch der Überrollbügel schaut fast schon nach Heckspoiler aus.

Wie auch der Hilux und der Ssangyong Rexton Sports verfügt der Fullback über Heckantrieb mit zuschaltbarem Allradantrieb samt Geländeuntersetzung. So spart man entweder Sprit auf der Straße oder Nerven im Gelände. Unter der Haube verrichten 181 Dieselpferde aus 2,4 Litern Hubraum gemeinsam mit einem Automatikgetriebe beflissen ihre Arbeit. Dabei entsteht ordentlich Dampf im Kessel, so dass der Fullback durchaus flott unterwegs ist. Ihn jetzt als Flitzer zu bezeichnen, wäre wohl etwas fragwürdig, aber der Motor bietet definitiv genug Punch, um zügig und mit Kraftreserven auf der hohen Kante zu cruisen.

Im Innenraum herrscht keineswegs Lastesel-Flair, denn obwohl Hartplastik in nicht gerade geringen Mengen zum Zug kommt, heben die feinen Ledersitze, das angenehme Lenkrad und auch das immer wieder verwendete Softtouchmaterial das Niveau doch deutlich. Das Infotainmentsystem bewegt sich irgendwo zwischen nostalgisch und modern, denn auf dem komplett neuesten Stand ist die Kommandozentrale zwar weder optisch noch funktionell, aber ein Touchscreen und alle wichtigen Features sind mit an Bord. Und klar, der Fullback Cross soll ja auch immer noch als echtes Nutzfahrzeug in Frage kommen, nicht nur als Lifestyle-Statement. Deshalb sind die großen Tasten zur Bedienung sicher nichts Schlechtes, sondern einfach auch der Berufung geschuldet.
Das Thema Interieur beherrscht der Ssangyong Rexton Sports dennoch besser als seine beiden Konkurrenten, denn hier kommt größtenteils unverändert das Innenleben des Rexton, der seines Zeichens ja ein SUV mit Premiumansprüchen ist, zum Einsatz. Das schaut dann natürlich gleich eine ganze Ecke feiner aus und solange man nicht in den Rückspiegel blickt, könnte man sich auch locker in einem ganz „normalen“ PKW wähnen. Zum großen Touchscreen gesellen sich ein teilweise perforiertes Lederlenkrad und silberne Applikationen im Cockpit.

Außen jedoch gibt der Rexton Sports den biedersten Part des Dreiergespanns und bietet auf den Zentimeter genau die klassische Pickupform, wie sie auch ein Kindergartenkind zeichnen würde. Heißt jetzt nicht, dass er schlecht ausschaut. Auch diese Einfachheit hat ihren Reiz. Aber spannend ist wirklich etwas Anderes. Etwas ganz Anderes.

Auch im Rexton Sports werkelt witzigerweise ein Dieselaggregat mit exakt 181 PS, die allerdings aus einem etwas kleineren Hubraum von 2,2 Litern gequetscht werden. Für den Koreaner gilt allerdings dasselbe wie für den Italiener, denn die Fortbewegung erfolgt schwung- und kraftvoll, von müdem Dahingezuckel kann keine Rede sein. Auch hier ist die Automatik lobenswert zu erwähnen, die ihren Job sehr sehr ruhig und entspannt erledigt. Unterm Strich ist der Ssangyong Rexton Sports mit Sicherheit der exotischste der drei Pickups und hat auf unseren Straßen allein aufgrund seiner Seltenheit das größte Alleinstellungsmerkmal.
Wie seine beiden Kontrahenten gibt’s auch beim Toyota Hilux kaum was zu sudern. Das Interieur, grundsätzlich der Praktikabilität verschrieben, ist zwar nicht ganz so edel wie im Ssangyong, trotzdem hübsch designt. In Sachen Antrieb muss sich der japanische Lastesel, der dank der Folierung einen Hang zum Lifestyle-Produkt hat, auch nicht genieren. Das liegt vor allem am überarbeiteten Motor des G-Tribute. Anstelle der 150 PS, die der Vierzylinder-Diesel schöpft, werden 20 Pferdchen mehr aus den 2,4 Litern Hubraum gequetscht. Übertragen wird die Kraft via 6-Gang-Automatik. Die sortiert die Gänge zwar etwas träge, dafür sehr weich. Und seien wir uns einmal ehrlich: Auch wenn der Toyota Hilux G-Tribute eine sportliche Hommage an die Dakar-Erfolge ist, so sind doch vor allem Nutzwert und Komfort wichtig.

Ein bisserl aufschrecken wird man anfangs angesichts des Preises. Die G-Tribute Sonderedition ist mit fast 50.000 Euro dotiert – was etwa doppelt so viel ist, wie der Einstiegspreis des Rexton Sports. Doch wir können Entwarnung geben: der ausstattungsbereinigte Einstiegspreis und der tatsächliche Endpreis sind bekanntlich so verschieden wie Äpfel zu Birnen. Kostet der Fullback Cross noch 40.000 Euronen, ist die Einstiegsversion des Italieners rund 3.000 Euro teurer als jene des Japaners. So schiebt sich im Endeffekt alles wieder zusammen.

Die Ausstattung des G-Tribute basiert auf der Lounge-Linie, die, kombiniert mit der Automatik, schon 42 Riesen wert ist. Und zwar exklusive Unterfahrschutz, Überrollbügel, Leichtmetallfelgen, Einstiegsblenden und vielen mehr, wie zum Beispiel die 20 Extra-PS. Angesichts der All-you-can-eat-Ausstattung also alles andere als ein abgehobener Preis!
Der Fiat Fullback Cross entpuppt sich in unserem Test als Feschak unter den Pickups, der Ssangyong Rexton Sports tritt als Komfortkutsche auf und der Hilux gibt sich am intensivsten als Ackerer und Rackerer. Keiner der drei stinkt irgendwie ab oder enteilt der Konkurrenz in großen Schritten, es ist eher eine Frage der Vorliebe und des Geschmacks. Ein paar Pickupwochen waren auch für uns eine schöne Abwechslung, aber jetzt darf es dann doch auch gern wieder eine flache Flunder sein im Testfuhrpark. Denn die ganz große Fahrfreude kommt in den Nutzvehikeln eben doch nie auf. Allerdings fahren sie sich mittlerweile durchaus so bequem wie so manches SUV.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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