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Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid: Spaß beim Sparen

Er ist das Blech gewordene Feindbild der Klimaschützer und die trotzige Trutzburg der Bleifußfraktion: An kaum einem Geländewagen scheiden sich so sehr die Geister wie am Porsche Cayenne. Jetzt heizen die Schwaben die Diskussion weiter an und kippen mit einem neuen Top-Modell noch ein bisschen mehr Öl ins Feuer. Denn wer ab sofort für Preise ab 172.604 Euro den konventionellen Cayenne oder für knapp 4.000 Euro mehr das Coupé als Turbo S bestellt, der bekommt den Zweitonner mit irrwitzigen 680 PS und Fahrleistungen, mit denen sich sogar manch Elfer schwer tut: Von 0 auf 100 km/h beschleunigt die Wuchtbrumme in 3,8 Sekunden und Schluss ist erst bei 295 km/h. Viel unvernünftiger kann ein Auto kaum sein – könnte man meinen.

Aber wer sich derart echauffiert, der hat das Kleingedruckte auf den Flanken dieses Cayenne und die grünen Bremssättel übersehen. Denn genau wie beim Panamera ist der Turbo S auch beim Cayenne ein E-Hybrid, was bei Porsche für Plug-In-Technik steht: Bis zu 40 Kilometer fährt das SUV deshalb mit Strom und ohne lokale Emissionen und zumindest im Normzyklus liegt der Verbrauch bei 3,7 Litern und damit auf einem Niveau, mit dem sich selbst Golf & Co schwertun.

Natürlich ist das alles schönste Prüfstands-Theorie und die Praxis sieht ein bisschen anders aus. Aber selbst wenn weder die 40 Kilometer noch die 3,8 Liter auch nur annährend erreicht werden, taugt der Cayenne Turbo S genauso als Sparer wie zum Sprinter. Denn mit seinem 136 PS starken E-Motor, der in die Achtgang-Automatik integriert ist, lässt sich der kolossale Kraftprotz tatsächlich auf nennenswerten Etappen des alltäglichen Lebens rein elektrisch bewegen – und zwar ohne, dass man das Gaspedal nur mit den Zehenspitzen bedienen dürfte. Egal ob Wohnstraße oder Ampelspurt, Altstadtgasse oder Autobahn-Zubringer – hat sich der V8-Benziner erst einmal abgelegt, muss man ihn schon mit Nachdruck zur Wiederaufnahme seine Arbeit überreden. Nicht umsonst schafft der Stromer alleine 135 km/h Spitze.

Mischt der Benziner allerdings mit, wird aus dem flüsterleisen Gleiter ein furioser Fighter, der sich mit der gesamten Macht seiner 900 Nm gegen das Gesetz von der Trägheit der Masse stemmt. Schon kurz jenseits der Leerlaufdrehzahl packen die beiden Motoren deshalb so kräftig zu, dass es einem die Augen tief in die Höhlen drückt und man nervös um Atem ringt.

Dass der Hybrid mit seiner 14,2 kWh großen Batterie unter dem Kofferraumboden, die an der Wallbox in etwa 2,5 Stunden geladen ist, runde 300 Kilo mehr wiegt als ein konventioneller Cayenne, spürt man da auch nicht mehr. Nicht auf der Geraden, weil das Tandem so viel Dampf hat, und nicht in den Kurven, weil die neue Allradlenkung Format und Gewicht schrumpfen lässt und man sich fühlt, als säße man in einem Macan – erst recht, wenn man das etwas schnittiger gezeichnete Coupé wählt, in dem sich Fahrer und Fahrzeug noch ein bisschen näher kommen.

Zwar weiß Porsche um die Verführungskraft eines V8-Motors und die Attraktivität des Top-Modells. Doch wissen die Schwaben auch, dass Cayenne-Kunden anders als die Klientel des Elfer doch ein wenig mehr aufs Geld schauen – und halten deshalb auch weiterhin am V6-Hybriden fest, wo das Doppel auf eine Systemleistung von 462 PS und ein vereintes Drehmoment von maximal 700 Nm kommt. Jetzt mit Partikelfilter nachgerüstet, feiert es im konventionellen Cayenne für Preise ab 91.684 Euro sein Comeback und flankiert die V8-Paarung im Coupé. Ja, der Fahrspaß ist dann nicht ganz so groß und an der Tankstelle hält sich das Sparpotential bei einem Normverbrauch von 3,1 Litern in Grenzen. Doch dafür spart man um so kräftiger bei der Bestellung. Nicht umsonst lässt sich Porsche die beiden zusätzlichen Zylinder und die umfangreiche Mehrausstattung mit ziemlich selbstbewussten 80.000 Euro bezahlen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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