Wenn sie etwas machen bei Porsche, dann machen sie es richtig. Das gilt auch für die Elektromobilität. Zwar sind sie dabei nicht ganz so konsequent wie Jaguar oder Bentley, die schon bald komplett auf Akkus umstellen wollen. Doch für eine erklärte Vollgasmarke haben sich die Schwaben erschreckend vehement für dem Wandel stark gemacht und dem Verbrenner ungewöhnlich laut abgeschworen. Der Taycan war deshalb nur der Anfang und eher mittel- als langfristig wird der 911 das einzige Modell in ihrem Portfolio sein, dass noch mit Sprit statt Strom fährt. Wie ernst es ihnen damit ist, beweisen sie jetzt mit einem Einblick in die Entwicklung des neuen Macan: Seit seinem Debüt vor acht Jahren längst das meistverkaufte Modell der Schwaben, startet der Nachfolger des gerade kompakten Geländewagen binnen zwei Jahren ausschließlich als Elektro-Auto und dürfte Porsche damit schnell eine Elektrifizierungsquote von 50 Prozent und mehr bringen.
Konstruiert ist der nicht auf dem Modularen Elektrobaukasten (MEB) des VW-Konzerns, aus dem die Muttermarke etwa den ID.4 entwickelt hat. Sondern der Macan wird der erste Porsche aus der so genannten PPE-Familie. Diese „Premium Plattform Elektro“ entwickeln die Schwaben gemeinsam mit Audi, wo sie noch in diesem Jahr mit einem elektrischen Q6 ihren Einstand geben wird. Das passt, schließlich teilt sich der aktuelle Macan die Unterwäsche mit dem Q5, wenngleich sie in Stuttgart Wert darauf legen, dass nicht mehr viel Audi in ihrem Porsche steckt.
Anders als die MEB-Plattform nutzt PPE eine 800 Volt-Architektur, die vor allem extrem hohe Ladeströme und damit kurze Boxenstopps erlaubt. Bei Audi haben sie gerade angekündigt, dass sie fürs erste mit zehn Minuten für 300 Kilometern planen. Außerdem stellen sie mit zwei Motoren 350 kW, 800 Nm und Sprintwerte von weniger als vier Sekunden in Aussicht. Das sollte dem Macan als Maßstab und Ansporn zugleich dienen, zumal die Marschrichtung klar ist: „Der vollelektrische Macan wird das sportlichste Modell in seinem Segment sein,“ verspricht Entwicklungsvorstand Michael Steiner – und das bei langstreckentauglicher Reichweite und beliebig oft reproduzierbaren Bestwerten für Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit.
Bis die Kunden die Probe aufs Exempel machen können, dauert es zwar noch runde zwei Jahre. Doch zumindest Steiners Team kann dem Macan schon mal auf den Zahn fühlen. Denn nach reichlich virtueller Testfahrten auf dem Simulator oder in der so genannten Sitzkiste für das neuartige Bedien- und Anzeigesystem geht das kleine SUV unter Strom jetzt auf die Erprobungsstrecken rund um den Globus – auf abgesperrten Teststrecken, auf der Nordschleife und auf der Autobahn. Denn bis die Markteinführung beginnt, müssen die Prototypen rund drei Millionen Test-Kilometer abspulen, verrät Steiner.
Doch so konsequent sich Porsche auch zum Elektroantrieb bekennt und so schnell die Schwaben den Wechsel auch schaffen wollen, so skeptisch ist dabei ihr Blick auf viele Regionen der Welt. Weil die Elektrifizierung in Märkten wie Russland, am Golf oder in Südamerika eher langsam einsetzen wird, schwenken sie vielleicht doch nicht ganz so schnell um, wie es den Anschein hat. Sicherheitshalber gönnen sie dem Macan deshalb jetzt noch einmal ein zweites Facelift und bauen ihn parallel zum neuen Stromer einfach noch ein bisschen weiter.